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BRIGNONI, SERGE

* 12.10.1903 CHIASSO, † 6.1.2002 ZOLLIKOFEN

Maler, Designer, Graveur und Skulpteur.

Sohn des Romeo Brignoni und der Cesira Muschietti. Die Familie lebte zuerst in San Simone di Vacallo bei Chiasso und ab 1907 in Bern. Ab 1919 studierte er an der dortigen Kunstgewerbeschule und besuchte die Malschule von Victor Surbek und Marguerite Frey. Er beschäftigte sich intensiv mit Porträt, Akt und Anatomie und parallel dazu mit Farbtechnik und Skulpturen aus Ton und Gips.

1921 kehrte die Familie ins Tessin zurück, wo der Vater zum Vizedirektor der Post Bellinzona ernannt worden war. Der junge Künstler fuhr häufig nach Mailand. Während er von der Accademia di Brera enttäuscht war, interessierten ihn die Denkmäler, Museen und Kuriositäten der Stadt. Zur Vertiefung seiner künstlerischen Ausbildung reiste er nach Deutschland, wo er 1922/1923 die Hochschule für bildende Künste in Berlin-Charlottenburg besuchte. In Berlin hatte er die Gelegenheit, Werke von Paul Cézanne, Wassily Kandinsky, deutsche Expressionisten und Paul Klee zu sehen. Er freundete sich mit dem Basler Maler und Grafiker Eduard Gunzinger an und lernte von ihm, wie Farbe im Raum funktioniert. Beide wirkten sie als Statisten in einem Film von Fritz Lang mit. Da in Berlin eine grosse Sozialkrise drohte, zog Brignoni weiter nach Paris und studierte dort an der Académie de la Grande Chaumière, wo der herausragende Theoretiker André Lhote Malerei unterrichtete. Brignoni lernte viele Künstler kennen, etwa Charles Bänninger, Alberto Giacometti, Karl Geiser, Varlin und Massimo Campigli, und besuchte den Louvre und andere Museen.

1923 wandte er sich dem Kubismus zu. Den Sommer des darauffolgenden Jahres verbrachte er mit dem befreundeten Maler Max von Mühlenen in der Provence. Wieder zurück in Paris, arbeitete er für Lhote. Auseinandersetzung mit ethnischer, aussereuropäischer Kunst und Beginn seiner Sammlung afrikanischer Skulpturen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Mailand im Winter 1925/1926 mietete er in Paris sein erstes eigenes Atelier.

1926 stellte er seine Werke in der Galerie Acher aus, zu deren regelmässigen Besuchern Tristan Tzara und André Breton zählten. Die Galeristin Odette Luce kaufte ihm eine ganze Serie ab. 1927 nahm er an einer Gruppenausstellung im Kunsthaus Zürich teil und gemeinsam mit Vertretern der «École de Paris» an der Biennale di Venezia. 1929 bis 1932 wechselten sich Arbeitsaufenthalte in Collioure mit der aktiven Beteiligung an Ausstellungen in Paris ab. Er präsentierte eine Einzelausstellung in der Galerie Jeanne Bucher und war 1931 mit Jean Arp, Sophie Taeuber-Arp und Kurt Seligmann zu einer wichtigen Ausstellung in der Kunsthalle Basel eingeladen.

Nachdem er 1931 die chilenische Malerin Graciela Aranis kennengelernt hatte, die er 1935 heiratete, liess Brignoni sich in Meudon nieder. Teilnahme an der Ausstellung Abstraction-Création in Paris (1931). 1933/1934 längere Aufenthalte in Spanien. 1935 nahm er an der Exposition Internationale du Surréalisme in Kopenhagen teil, die später in London, Paris, Amsterdam, New York, Santiago de Chile und Mexiko stattfand. Im darauffolgenden Jahr verbrachte er den Sommer in Cassis, die Sommermonate 1937 hingegen mit Walter Kurt Wiemken in der Bretagne. 1937 zeigte er eine Einzelausstellung in der Galerie von Pierre Loeb, der ihn mit Picasso bekannt machte. Im Jahr darauf stellte er in Maastricht zusammen mit Max Ernst, Alberto Giacometti und Stanley Hayter aus (Groupe de l’Atelier 17). Ab den 1930er Jahren sammelte Brignoni ethnische Kunst aus Südostasien, für die er zu einem anerkannten Experten wurde.

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, blieb er zunächst in Paris. 1940 musste er Frankreich jedoch verlassen und siedelte nach Bern über. In der Folge gingen viele seiner Werke verloren. In den nächsten Jahren beteiligte er sich an Initiativen der Gruppe 33 und nahm an zahlreichen Ausstellungen in der Schweiz teil, etwa an Schweizer in Paris (Zürich, Kunsthaus, 1941; Bern, Kunsthalle, 1942). 1944 Einzelausstellung im Kunsthaus Zürich und 1946 gleichzeitig mit Otto Tschumi eine Retrospektive in der Kunsthalle Zürich. Unmittelbar nach dem Krieg nahm er die Kontakte mit Paris wieder auf. Zwischen den beiden Ländern hin- und hergerissen, entschied er sich letztlich für Bern. Einzelausstellung folgte auf Einzelausstellung, in der Schweiz wie im Ausland.

1954 bis 1956 unterrichtete er an der Kunstgewerbeschule Zürich angewandte Malerei. Immer wieder reiste er ins Ausland und ins Tessin. In Bern, Bellinzona und Lugano-Comano schuf er Wandmalereien. 1979 nahm er an der Ausstellung Neue Sachlichkeit und Surrealismus in der Schweiz 1915–1940 im Kunstmuseum Winterthur teil. 1985 schenkte Brignoni seine Kunstsammlung mit Werken aus Ozeanien, Indonesien und Indien der Stadt Lugano, die vier Jahre später in der Villa Heleneum ein Museum für aussereuropäische Kulturen eröffnete (heute in der Villa Malpensata).

Die letzten Lebensjahre verbrachte der Künstler in Zollikofen bei Bern. Die wichtigsten Retrospektiven fanden im Kunstmuseum Bern (1997), im Museo Villa dei Cedri in Bellinzona (2003), im m.a.x. Museo in Chiasso und im Museo delle Culture in Lugano (2013/2014) statt. In Brignonis genuin surrealistischer Kunst geht es thematisch bevorzugt um Prozesse der Natur, des menschlichen Körpers und des Wachstums. In einer ersten Phase, die zeitlich mit seinem Aufenthalt in Berlin und den ersten Pariser Jahren zusammenfiel, setzte er die Natur, verstanden als Komplex aller Lebenskräfte, in Beziehung zu den Anforderungen der Gesetze der Malerei. Das Thema Landschaft faszinierte ihn und ermöglichte es, mal ruhige und entspannte, mal dynamische und komplexe Stilmittel zu erproben. In dieser Phase lernte Brignoni sowohl von Paul Cézanne als auch vom Repertoire der Pointillisten und bezog sich zudem auf postimpressionistisch geprägte Malweisen in der Nähe von Maurice Utrillo, André Derain oder Chaïm Soutine. Parallel dazu gelangte er zur Überzeugung, dass Malerei darin besteht, plastische Elemente im Kontrast zur Oberfläche von Linien und Farben hervorzuheben.

In den Jahren 1926/1927 zeichneten sich allmählich Wendepunkte in seiner Bildsprache ab: Sowohl in Bezug auf die Licht/Farbe- und die Form/Raum-Lösungen als auch auf die Themenwahl tauchten neue Grössen auf, die mit dem Irrationalen, mit «primitiven» Kräften, mit der verborgenen Natur der Wirklichkeit in Zusammenhang standen. In der Gemäldeserie Affinità segrete kommt durch fremd anmutende, ungewöhnliche Kombinationen Brignonis Suche nach neuen Erscheinungsformen und den gespensterhaften Seiten von Gegenständen zum Ausdruck. Ausgehend von Prämissen aus dem Bereich der metaphysischen Kunst suchte Brignoni nach dem geheimen Wesen der Dinge und Gegenstände und ihren verborgenen Bedeutungen und Konzepten.

Seine Neigung zum Irrationalen war für den Künstler Grund, sich der surrealistischen Bewegung anzuschliessen, und zwar eher aus einer spirituellen, geistigen Verbundenheit heraus als aus der Notwendigkeit, einer Gruppe anzugehören. In seiner künstlerischen Reifung fand er Halt in den surrealistischen Theorien. Auch seine Vorliebe für aussereuropäische und insbesondere auch für kykladische Kunst beweist Brignonis kulturelle Affinität zum Surrealismus.

Die Bildhauerei nahm aber auch in seiner eigenen Produktion viel Raum ein, so schuf er in den späten 1920er Jahren aus Holz und Stein einige seiner besten Werke. Dabei suchte er nach einer Synthese von schlichten, zurückhaltenden Körpern und elementaren, aber anregungsreichen emotionalen Inhalten. Später wandte sich Brignoni einer immer komplexeren Bildkasuistik zu, die auf das Riesige oder Winzige abzielte. Metamorphosen, endlose kosmische Landschaften, mit pflanzlichen Elementen belebte Räume zeugen von einer poetischen Art und Weise der Annäherung an die Natur. Adern, Äste, Augen, Eingeweide, Meereswesen bevölkern Gemälde, in denen sich Zufall und logische Prinzipien gegenseitig durchdringen.

Mit einer breiten Palette an eingesetzten Techniken – Bildhauerei, Collage, Drucktechniken, Malerei und Zeichnung – verlieh er «analogen Biologien» Gestalt. Die übernommenen Prinzipien gaben dem Künstler in der Folge neue Anregungen und eröffneten Möglichkeiten für immer wieder andere Entdeckungen des Bilds. Brignonis Stil oszilliert zwischen einem vom Pflanzlichen und der Natur geprägten und einem abstrakten, eher geometrischen Pol. 


SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz

Manuela Kahn-Rossi, 1998, aktualisiert 2020 Übersetzung: Barbara Sauser https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4002149



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Lot 3101 - Z31 Swiss Art - Friday 09 December 2011, 02.30 PM

SERGE BRIGNONI

(San Simone 1903–2002 Zollikofen)
Formes en ovales. 1975-76.
Acryl auf Leinwand auf Karton.
Unten rechts signiert und datiert: S. Brignoni. 75-76.
70 x 63 cm.

CHF 7 000 / 9 000 | (€ 7 220 / 9 280)

Sold for CHF 8 400 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 3123* - Z16 Impressionist & Modern Art - Wednesday 23 June 2004, 03.30 PM

SERGE BRIGNONI

(Chiasso 1903–2002 Zollikofen)
Fluides. 1995.
Acryl auf Leinwand.
96 x 84 cm.

CHF 7 000 / 9 000 | (€ 7 220 / 9 280)

Sold for CHF 8 330 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 3107 - Z31 Swiss Art - Friday 09 December 2011, 02.30 PM

SERGE BRIGNONI

(San Simone 1903–2002 Zollikofen)
Komposition. 1979.
Mischtechnik auf Papier.
Unten rechts signiert und datiert: S. Brignoni. 1979.
56 x 44 cm.

CHF 3 000 / 4 000 | (€ 3 090 / 4 120)

Sold for CHF 6 600 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 3144 - Z30 Swiss Art - Friday 24 June 2011, 02.00 PM

SERGE BRIGNONI

(San Simone 1903–2002 Zollikofen)
Komposition in Rot. 1938.
Mischtechnik auf Holz.
Unten links signiert und datiert: S. Brignoni. 38.
32,8 x 22,5 cm.

CHF 2 500 / 3 500 | (€ 2 580 / 3 610)

Sold for CHF 3 840 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 3143 - Z30 Swiss Art - Friday 24 June 2011, 02.00 PM

SERGE BRIGNONI

(San Simone 1903–2002 Zollikofen)
Surreale Komposition.
Bleistift und Aquarell auf Papier.
Oben rechts schwer leserlich signiert und datiert: Brignoni. 194().
20 x 37 cm.

CHF 2 000 / 3 000 | (€ 2 060 / 3 090)

Sold for CHF 3 600 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 6467 - ibid137 Swiss Art – online only - Wednesday 28 June 2023, 03.00 PM

SERGE BRIGNONI

(San Simone 1903–2002 Zollikofen)
Paysage Tossa. 1933.
Acrylic on canvas.
Signed and dated lower left: Brignoni 33. Inscribed and signed verso on the stretcher: PAYSAGE Nr. 3 TOSSA / S. BRIGNONI.
46 × 61.5 cm.

CHF 3 000 / 5 000 | (€ 3 090 / 5 150)

Sold for CHF 2 875 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 6480 - ibid137 Swiss Art – online only - Wednesday 28 June 2023, 03.00 PM

SERGE BRIGNONI

(San Simone 1903–2002 Zollikofen)
Femme à la persienne verte. 1931.
Oil on canvas.
Signed lower left: Brignoni 31.
60 × 29 cm.

CHF 3 000 / 4 000 | (€ 3 090 / 4 120)

Sold for CHF 2 500 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 6431 - W243 Paintings (West) - Thursday 04 December 2014, 04.30 PM

BRIGNONI, SERGE (San Simone di Vacallo 1903 - 2002 Zollikofen) Composition. 1950. Oil on canvas. Signed and dated lower left: Brignoni 1950. 53 x 19 cm. Provenance: Private collection, Switzerland.

(San Simone di Vacallo 1903 - 2002 Zollikofen)
Komposition. 1950.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert und datiert: Brignoni 1950.
53 x 19 cm.

CHF 800 / 1 200 | (€ 820 / 1 240)

Sold for CHF 2 440 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 3426 - Z28 PostWar & Contemporary - Thursday 24 June 2010, 05.30 PM

SERGE BRIGNONI

(Chiasso 1903–2002 Bern)
Komposition.1973.
Kreide auf Papier.
Unten rechts signiert: J. Brignoni 1973.
36 x 27 cm.

CHF 2 000 / 3 000 | (€ 2 060 / 3 090)

Sold for CHF 2 400 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 3142 - Z29 Swiss Art - Friday 03 December 2010, 02.00 PM

SERGE BRIGNONI

(San Simone 1903–2002 Zollikofen)
femme. 1992.
Mischtechnik auf Karton.
Unten rechts signiert und datiert: S. Brignoni. 92.
32 x 42 cm.

CHF 2 000 / 3 000 | (€ 2 060 / 3 090)

Sold for CHF 2 280 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 3119A - Z33 Swiss Art - Friday 07 December 2012, 02.00 PM

SERGE BRIGNONI

(San Simone 1903–2002 Zollikofen)
Komposition.
Mischtechnik auf Papier.
Unten rechts signiert: S. Brignoni.
47,2 x 45,3 cm.

CHF 1 800 / 2 500 | (€ 1 860 / 2 580)

Sold for CHF 2 040 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 6583 - W241 Paintings (West) - Thursday 26 June 2014, 05.00 PM

BRIGNONI, SERGE (San Simone 1903 - 2002 Zollikofen) "Figure anthropomorphe". Bronze. With incised signature in lower section: BRIGNONI. H (without base) 71 cm

(San Simone 1903 - 2002 Zollikofen)
Figure anthropomorphe.
Bronze.
Mit eingeritzter Signatur im unteren Bereich vertikal: BRIGNONI.
Höhe 71 cm (ohne Sockel).

CHF 1 000 / 2 000 | (€ 1 030 / 2 060)

Sold for CHF 854 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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