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WIGGLI, OSCAR

* 9.3.1927 Olten, † 26.1.2016 Delémont

Eisen- und Stahlplastiker. Komponist elektroakustischer Musik.

Wächst in Solothurn auf, 1946 Matura. 1946–49 Mechanikerlehre. 1949–1951 studiert er je zwei Semester Allgemeine Naturwissenschaften sowie Architektur an der ETH Zürich. 1951 Skandinavien- und Frankreichreise; Niederlassung in Paris und bis 1953 Ausbildung zum Bildhauer an der Académie de la Grande Chaumière. 1954 Arbeit bei einem Steinmetz in Grosshöchstetten. Neben weiblichen Akten gelegentlich Porträtköpfe und Tiermotive in Stein und Bronze. Kontakte zu Cuno Amiet, den er porträtiert (Bronze, Nachlass Amiet).

1955 Atelier im jurassischen Muriaux und erste Schmiedeversuche. Lebt seither teils im Jura, wo er die Mehrzahl seiner plastischen Werke schafft, und teils in Montrouge bei Paris (ab 1956), dem Entstehungsort der meisten seiner Zeichnungen und Druckgrafiken. 1956 Heirat mit der Malerin, Grafikerin und Fotografin Janine Moulin; im selben Jahr Teilnahme an der Schweizerischen Kunstausstellung Basel. 1956 Einrichtung einer eigenen Schmiede im Atelier von Muriaux. 1957 Besuch eines Schmiedekurses in den Lehrwerkstätten in Bern. Ab 1956 abstrakte Plastiken aus dünnem Eisenblech, daneben gegenständliche Arbeiten in Gips.

1957 Teilnahme an der Ausstellung Die Zeichnung in der Berner Kunsthalle; im gleichen Jahr Eidgenössisches Kunststipendium (ebenso 1958 und 1960). Ab 1958 regelmässige Teilnahme an der Schweizer Plastikausstellung Biel; 1959 erstmals am Pariser Salon des Réalités Nouvelles (wie auch 1967–69 und 1971). 1958 erste Collagen. 1960 Kiefer-Hablitzel-Stipendium. Ab 1960/61 Wachsarbeiten, die vereinzelt im Cire-perdue-Verfahren in Bronze gegossen werden. Zwischen 1968 und 1976 Erweiterung der Schmiedekenntnisse in der Pflugschmiede Ott, Worb. 1974 erhält Wiggli den Solothurner Kunstpreis. 1976 Einrichtung zweier mechanischer Schmiedehämmer in seinem Atelier, die die Bearbeitung von Eisen- und Corten-Stahlplatten von bis zu fünf Zentimeter Stärke erlauben. 1987–1994 Arbeit an grossen Hämmern in der Freiformschmiedeabteilung der Firma Von Roll in Gerlafingen. 1981–82 Besuch eines Synthesizer-Kurses in Paris.

In Zusammenarbeit mit seiner Frau Bau eines Synthesizers; seither Tonuntersuchungen und Kompositionen, die er ab 1987 veröffentlicht. Seit 1956 Teilnahme an zahlreichen nationalen und internationalen Plastik- und Grafikausstellungen, unter anderem 1968 in der Städtischen Kunstgalerie in Bochum, 1972 in der Kunsthalle Bern, 1977 in den Kunstmuseen Winterthur und Solothurn, 1980 an der 39. Biennale di Venezia, 1982 erneut im Kunstmuseum Solothurn, 1990 im Museum für Kunst und Geschichte, Freiburg i. Ue., 1994 im Kunstmuseum Bochum, 1996 in der Sammlung Dr. Hans Koenig, Zollikon, sowie in der Basler Galerie Beyeler. Regelmässig mit Einzelausstellungen vertreten in den Galerien Gimpel Hanover (Zürich), später bei Medici (Solothurn), Renée Ziegler (Zürich), in der Kunsthalle Burgdorf und der Galerie Krebs (Bern). 2003 Gründung der Stiftung Oscar und Janine Wiggli.

Die Ausstellung Oscar Wiggli, Körper – Klang − Raum im Kunstmuseum Bern und im Zentrum Paul Klee vermittelt 2007 sein spartenübergreifendes Werk. Oscar Wiggli gehört zu den Schweizer Hauptvertretern der geschmiedeten und getriebenen abstrakten Eisenplastik. Daneben hat er ein eigenständiges zeichnerisches beziehungsweise druckgrafisches Œuvre geschaffen und ist zudem seit den 1980er-Jahren als Klangexperimentator bekannt geworden. Der Ausgangspunkt von Wigglis bildnerischem Werk ist meistens die menschliche Figur, namentlich der weibliche Torso, der je nach Werkphase und künstlerischem Medium verschiedene Grade der Abstraktion erfährt.

Wiggli schuf zunächst in Gips naturalistische weibliche Akte, wie er sie an der Grande Chaumière studieren konnte (Cacao, 1951). Die den Kleinplastiken zugrunde liegenden Drahtkonstruktionen verhüllte er bald nur noch teilweise mit gipsgetränktem Papier, was bereits ein Interesse an der gewölbten Folie als einer Volumina einschliessenden und gleichzeitig den Umraum ausgrenzenden Form erkennen lässt. Charakteristisch in Wigglis früher, zunächst experimenteller Auseinandersetzung mit der Eisenplastik ist ein durch Schalenformen gebildeter Innenraum, der über Öffnungen und Spalten mit dem Aussenraum kommuniziert. Formale Verwandtschaften lassen sich im Œuvre des etwas älteren Robert Müller finden.

Von Anfang an ausgeprägt ist die mit Hilfe verschiedener Hammerwerkzeuge, zunächst nur durch Kaltverformung erzielte, suggestive Verlebendigung des Materials – «das eisenplastische Grundthema Wigglis» (Frehner 1996). Die hautartig gespannte Oberfläche weckt Assoziationen an organische Körperlichkeit – eine Charakteristik, die in den späteren Werkphasen Wigglis noch zwingender erscheint. Die an Larven auf dünnen Stäben (Sculpture 10 H, 1958), Insektenpanzer (Sculpture 10 G, 1958) oder an Blütenkelche (Sculpture 18 M, 1958–59) erinnernden, selten mehr als einen Meter grossen, getriebenen Schalen weichen – nach einer Reihe von Versuchen mit Wachs – ab 1963 bedeutend dickeren, mit dem Schweissbrenner zugeschnittenen und mit Schmiedehämmern verformten Platten aus Eisen und Corten-Stahl.

Im Zuge dieser Entwicklung reduziert Wiggli, nicht zuletzt aus verarbeitungstechnischen Gründen, konsequent sein Formenvokabular; tendenziell ist zwischendurch eine stärkere horizontale Ausdehnung zu beobachten (Sculpture 50 L, 1967). Die Plastiken werden generell grösser, zunächst lebensgross und seit Mitte der 1970er-Jahre überlebensgross. Ohne je abzubilden, wecken die Arbeiten mit ihren gewölbten Oberflächen Assoziationen an weibliche Körper (Sculpture 72 J, 1978–79, Kunstmuseum Bern). Die Tendenz zur Vereinfachung führt bei gewissen Werken ab 1969 zur Beschränkung auf wenige, spannungsvoll miteinander in Dialog tretende Bestandteile (Sculpture 59 L, 1972, Kunstmuseum Winterthur) oder im Extremfall auf nur eine gewellte, manchmal mit Einschnitten versehene Platte (Sculpture 59 J, 1971–72).

Der Einsatz mechanischer Schmiedehämmer mit wechselnden Aufsätzen und die Verwendung verschiedener Ambossauflagen prägen den immer stärkeren Platten meist rechteckige Vertiefungen ein, was der Formensprache Wigglis ein neues Element zufügt (Sculpture 64 B, 1974). Ab Ende der 1980er-Jahre Arbeit an industriellen Pressen und hydraulischen Schmiedehämmern bei Von Roll. Wiggli entwickelt dafür eine persönliche Schmiedetechnik mit speziellen, von ihm selbst angefertigten Werkzeugen. Es entsteht eine Serie von Grossplastiken (Sculpture 87 E, Eos, 1989, Kanton Jura; Sculpture 94 K, Lagad, 1992, Zollikon, Sammlung Dr. Hans Koenig; Sculpture 95 E, Zylia, 1993, Freiburg i. Ue., Museum für Kunst und Geschichte). Bemerkenswert ist bei der Herstellung der Von-Roll-Plastiken Wigglis spannungsvolle Synthese von künstlerisch-intuitiver Arbeit und grossindustriellen Produktionsbedingungen. Im gezeichneten und druckgrafischen Werk, das ebenfalls meist vom Studium der weiblichen Figur ausgeht, erarbeitet Wiggli sich einen Formenvorrat, der in Wechselwirkung zur plastischen Arbeit steht: thematische und formale Überlagerungen sind erkennbar.

Sind die abstrahierten Akte zunächst noch ganzfigurig wiedergegeben, beschränkt sich Wiggli ab Mitte der 1960er-Jahre auch hier auf den Torso. Nach Kaltnadelradierungen, mit denen das grafische Werk einsetzt, wendet sich Wiggli der Zinkätzung, der Aquatinta, der lavierten Tuschfederzeichnung, der Bleistift- und Kohlezeichnung, der Collage und ab den 1980er-Jahren auch der Lithografie zu; zeitweise werden mehrere Techniken miteinander kombiniert. Seit den 1960er-Jahren schafft der passionierte Fotograf Wiggli mittels Doppelbelichtungen Körperlandschaften, in denen weibliche Akte mit seinen Eisenplastiken eine sinnliche Verbindung eingehen (Serie der Superpositions). Wigglis Affinität zum Klangexperiment und die Neigung zum Denken in Partituren gründen in der Einsicht, dass Musik ebenso wie die Skulptur an Raumvorstellungen gebunden sei. In Analogie zu den Ende der 1980er-Jahre geschmiedeten partiturartigen Plastiken (Kerkado, 1989; Partition forgée, 1987) schafft er auf der Grundlage grafisch dargestellter Partituren elektronisch verformte, der Konkreten Musik zuzuordnende Klänge (CD-Veröffentlichung: Nuages Sonores, 1987). Die Kompositionen beruhen teils auf elektronisch generierten oder – zum Beispiel in den Werkhallen der Metall verarbeitenden Fabrik Koenig in Dietikon – aufgenommenen und mit dem Syntheziser verfremdeten Klängen; ebenso bezieht Wiggli mathematische Strukturen wie die Fibonacci-Reihe in seine Klangkompositionen, die zuweilen in seine Ausstellungen integriert werden, mit ein. Zwischen 1981 und 2007 publiziert Wiggli rund ein Dutzend Compact Discs mit Eigenkompositionen. 


SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz

Sandi Paucic, 1998, aktualisiert 2013 https://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4001896



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Lot 3096 - Z28 Swiss Art - Thursday 24 June 2010, 02.00 PM

OSCAR WIGGLI

(Olten 1927–2016 Delémont)
Figur.
Bronze.
Auf dem Sockel signiert: WIGGLI.
Höhe: 35 cm (ohne Sockel).

CHF 7 000 / 9 000 | (€ 7 220 / 9 280)

Sold for CHF 10 800 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 3436 - Z38 PostWar & Contemporary - Saturday 27 June 2015, 02.00 PM

OSCAR WIGGLI

(Olten 1927–2016 Delémont)
83 L. 1984.
Stahl geschmiedet.
Unten am Sockel signiert: WIGGLI.
73 x 45 x 12 cm. Unikat.

CHF 5 000 / 6 000 | (€ 5 150 / 6 190)

Sold for CHF 8 750 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 3458 - Z41 PostWar & Contemporary - Saturday 03 December 2016, 02.00 PM

OSCAR WIGGLI

(Olten 1927–2016 Delémont)
83 C, ARIADNE. 1986.
COR-TEN steel forged.
Signed on the base: WIGGLI.
175 x 53.5 x 37 cm.

CHF 5 000 / 7 000 | (€ 5 150 / 7 220)

Sold for CHF 7 500 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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Lot 3435 - Z38 PostWar & Contemporary - Saturday 27 June 2015, 02.00 PM

OSCAR WIGGLI

(Olten 1927–2016 Delémont)
Ohne Titel. Um 1984.
Stahl geschmiedet.
Unten am Sockel signiert: WIGGLI.
77 x 43 x 28 cm. Unikat.

CHF 5 000 / 6 000 | (€ 5 150 / 6 190)

Sold for CHF 6 875 (including buyer’s premium)
All information is subject to change.

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