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Lot 3038* - A201 Schweizer Kunst - Freitag, 01. Juli 2022, 13.30 Uhr

GIOVANNI GIACOMETTI

(Stampa 1868–1933 Glion)
Vista su Maloggia con l'albergo Palace (Blick auf Maloja mit Hotel Palace). 1899.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts monogrammiert, bezeichnet und datiert: G.G. Maloja 1899.
120 × 150 cm.

Provenienz:
- Hotel Schweizerhaus, Maloja.
- Schweizer Firmensammlung.

Quellen:
- Giovanni Giacometti an Cuno Amiet, 29.10.1899.
- Giovanni Giacometti an Oscar Miller, 31.9.1900.

Ausstellungen:
- Paris 1900, Exposition internationale universelle. Grand Palais, Paris, 15.4.–15.10.1900 (ausgestellt in der Bündner Sektion, Tourismus).
- St. Moritz 1982, Giovanni Segantini – Giovanni Giacometti. Vergleichsausstellung, Museum Segantini, St. Moritz, 3.8.1982–30.4.1983, Nr. 32 (mit Abb.).
- Chur/St. Moritz 1990, Das Engadin Ferdinand Hodlers und anderer Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts, Bündner Kunstmuseum, Chur, 31.3.–10.6.1990; Segantini Museum, St. Moritz, 19.6.–15.9.1990, Abb. S. 92.
- Lausanne 1997, Giovanni Giacometti, souvenirs de Bruno Giacometti, Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne, 8.3.–1.6.1997.
- Chur 2021, Giovanni Giacometti. Die grossen Panoramen. Bündner Kunstmuseum Chur, 5.6.–29.8.2021, Abb. S. 79.

Literatur:
- Elisabeth Esther Köhler: Giovanni Giacometti 1868–1933. Leben und Werk, Zürich 1969, S. Nr. 41 (Maloja).
- Dora Lardelli und Elisabeth Schreiber: Das Flimser Panorama (1904) von Giovanni Giacometti für die Park Hotels Waldhaus in Flims. Flims 1987, S. 7 (mit Abb.).
- Ernst Scheidegger: Das Bergell. Heimat der Giacometti, mit Beiträgen von Bruno Giacometti, Odetter Giacometti-Duperret, Dolf Kaiser, Hugo Loetscher, Giacomo Maurizio, Jean-Rudolf von Salis, Beat Stutzer, Max Wermelinger, Zürich 1994, S. 20 (mit Abb.).
- Paul Müller und Viola Radlach: Giovanni Giacometti. Werkkatalog der Gemälde, Zürich 1997, Bd. II-1, S. 174/175, Nr. 1899.10 (mit Abb.).

Am 3. Oktober 1899 informierte Giovanni Giacometti den Sammler Oscar Miller in bewegten Worten über den Tod seines grossen Vorbildes Giovanni Segantini. Im selben Brief erwähnt er, dass er in Maloja an einem Landschaftspanorama arbeite. Treibende Kraft hinter dem Auftrag, den Giacometti von der Trägerschaft des Hotels Kursaal de la Maloja (später Maloja Palace) erhielt, war der Hoteldirektor J.F. Walther-Denz. Bestimmt war das Gemälde für die Weltausstellung 1900 in Paris, wo es in der Bündner Sektion im Grand Palais gezeigt und mit einer Medaille prämiert wurde. Bereits 1891 hatte Walther-Denz Giacometti eine Ausstellung in den Räumen des Hotel Palace ermöglicht. Er war es auch, der den Anstoss gab zu dem geplanten grossen Alpenpanorama von Giovanni Segantini für die Pariser Weltausstellung, in dessen Zusammenhang das berühmte Triptychon "Werden, Sein, Vergehen" entstanden ist.

Giovanni Giacomettis „Vista su Maloggia con l'albergo Palace“ war von Walther-Denz als Werbung für das bereits 1884 eröffnete Hotel in Auftrag gegeben worden, das als damals grösster Hotelpalast in den Alpen keinen Glamour scheute. Ein Ball- und Theatersaal mit Malereien im pompejanischen Stil, ein Restaurant mit Kassettendecke und klassizistischen Stuckaturen, eine moderne Zentralheizung und eine der ersten Klimaanlagen der Welt sorgten für das Wohlbefinden der begüterten internationalen Gäste, welche von den Orchestern der Scala di Milano und der Metropolitan Opera New York sowie vom Théatre Sarah Bernhardt aus Paris unterhalten wurden. Für die sportliche Unterhaltung der Gäste sorgten Aussenanlagen für Tennis, Golf, Eiskunstlauf, Schneesport, Reitsport und Tontaubenschiessen.

Mit Giovanni Giacometti hatte Walther-Denz denjenigen Künstler mit der Darstellung des Hotels beauftragt, der neben dem kurz zuvor verstorbenen Giovanni Segantini wie kein zweiter mit der atemberaubenden Landschaft des Oberengadins vertraut war. Im Weiler Capolago, dessen Häuser auf der rechten Seite erscheinen, verbrachte Giacometti viele Sommermonate mit seiner Familie, in denen er die berühmten Bergketten der Sciora- und Bondasca-Gruppe, welche auch auf unserem Bild als mächtige Riesen das Bild oben abschliessen, immer wieder malte. Einige Jahre vorher hatte Giacometti seinen künstlerischen Mentor und Freund Segantini auf vielen Wanderungen im Engadin begleitet und ihn beim später nicht vollendeten Grossauftrag zum Panorama für die Weltausstellung künstlerisch unterstützt. Beeinflusst von Divisionismus Segantinis, begann auch Giacometti, seine Maltechnik im Sinne seines Mentors zu erneuern. Das vorliegende Gemälde zeigt diese Entwicklung exemplarisch und wird so zu einem zentralen Werk für diese wichtige Phase in Giovanni Giacomettis Schaffen.

CHF 650 000 / 850 000 | (€ 670 100 / 876 290)

Verkauft für CHF 556 600 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr