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Lot 3429 - A181 PostWar & Contemporary - Samstag, 01. Juli 2017, 13.30 Uhr

WALASSE TING

(Shanghai 1929 –New York 2010)
Raining in Rainbow. 1960.
Öl auf Leinwand.
Oben rechts signiert und datiert: Ting 60, sowie verso betitelt: Raining in Rainbow.
187 x 140 cm.

Provenienz:
- Direkt beim Künstler erworben.
- Durch Erbschaft an den heutigen Besitzer, Privatsammlung Schweiz.

Das Frühwerk, zu dem „Raining in Rainbow“ zu zählen ist, des chinesisch-amerikanischen Künstlers Walasse Ting ist heute auf dem Kunstmarkt äusserst selten zu finden. Dort beherrschen seine figurativen Werke, die ab 1970 entstehen sind, das Angebot. Gerade aber sein abstraktes Frühwerk beeindruckt durch Stärke, Vielfalt und Ausdruckskraft.

Diese seltene Entwicklung von der Abstraktion hin zur Figuration erklärt sich teilweise aus seinem bewegten Lebenslauf. 1929 wird Walasse Ting in Wuxi geboren. Er wächst in Shanghai auf, wo er auch für kurze Zeit die Kunstakademie besucht und sich sein Geld als Strassenmaler verdient. Den grössten Teil seines künstlerischen Könnens bringt er sich jedoch selber bei. 1946 zieht er nach Hong Kong, wo er einige Jahre bleibt und seine Reputation als Künstler weiter wächst. Bereits drei Jahre später beschliesst er nach Europa zu gehen, wo er 1952 in Paris landet und erstmals westliche Kunst kennenlernt. Das bedeutet im Paris der 1950er, dass er sowohl mehr oder weniger Zugang zum gesamten westlichen Kunstkanon hat, als auch dass er sich im Zentrum der Avantgarde befindet.

Durch Pierre Alechinsky kommt Ting mit der CoBrA Gruppe in engen Kontakt, die mit ihren expressiven, gestischen Werken grossen Einfluss auf den jungen Künstler hat. Ende der 1950er verlagert sich das westliche Kunstzentrum von Paris nach New York, wohin auch Walasse Ting 1958 übersiedelt. Auch hier tritt er schnell in Kontakt mit der Avantgarde; er lernt Sam Francis kennen, der ihm den Zugang zum Abstrakten Expressionismus ebnet. Ende der 1960er Jahre wird die PopArt immer wichtiger und spielt wohl eine grosse Rolle bei seiner Entwicklung hin zum Figurativen. Walasse Ting erhält die amerikanische Staatsbürgerschaft und pendelt zwischen New York und Amsterdam. Er nimmt an unzähligen Ausstellungen weltweit teil und erhält 1970 den Guggenheim Fellowship Award. Eine schwere Gehirnblutung im Jahr 2002 beendet sein künstlerisches Schaffen, und er zieht ganz nach New York zurück, wo er 2010 verstirbt.

Das vorliegende Werk entsteht 1960, als Walasse Ting Europa bereits den Rücken gekehrt und in New York Fuss gefasst hat. Man erkennt diese Übergangsphase, in der sich die alten Einflüsse im Werk gefestigt haben und auf neue treffen eindeutig in unserem Werk. Die breiten, dynamischen Pinselstriche, die wir von der CoBrA Gruppe kennen, beherrschen die Komposition, werden aber durch feine Drippings in den Rändern ergänzt, die der Komposition mehr Tiefe und Spontanität verleihen. Die Möglichkeit und das künstlerische Vermögen solch unterschiedliche Einflüsse, die darüberhinaus nichts mit dem eigenen Kulturkreis zu tun haben, zu nutzen und in eine eigene Handschrift zu übertragenden, sieht man selten, und noch seltener so überzeugend, wie es Walasse Ting in dem vorliegenden Werk gelungen ist.

CHF 70 000 / 90 000 | (€ 72 160 / 92 780)

Verkauft für CHF 96 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr