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Lot 3007 - A140 Gemälde Alter Meister - Freitag, 23. März 2007, 15.00 Uhr

BENOZZO GOZZOLI und COSIMO ROSSELLI

(Florenz 1420–1497 Postoia) (1439 Florenz 1507)
Die heilige Lucia.
Tempera auf Holz.
53,3 x 26,4 cm.


Provenienz: - Sammlung Hegl, Worms. - Julius Bühler, München, 1926. - Privatsammlung Schweiz. - Auktion Galerie Koller, Zürich, 22. März 2004, Nr. 3006, mit Abb. - Schweizer Privatsammlung, an obiger Auktion erworben. Literatur: - Berenson, B.: Italian Pictures of the Renaissance, London, 1963, Bd. I, S. 192, Abb. Bd II, Nr. 1005, an Cosimo Rosselli zugeschrieben. Die heilige Jungfrau, die in ihrem Nimbus als Lucia (Sancta Lucia Virg.[o]) bezeichnet ist, blickt in Gedanken versunken auf ein Geschehen, das sich zu ihrer Rechten abgespielt haben muss. Auf ihr Martyrium weisen die beiden Attribute in ihren Händen. Mit ihrer Rechten hält sie die Märtyrerpalme in der anderen Hand ein Öllämpchen, in dem als Hinweis auf ihre Macht als Heilerin von Augenkrankheiten Augen zu erkennen sind. Vorliegendes Tafelbild mit der Figur der heiligen Lucia ist ein Fragment aus einem grösseren Altarwerk, dessen Hauptteil hypothetisch rekonstruiert, mit dem Oeuvre des florentinischen Malers Cosimo Rosselli in Verbindung gebracht wurde (vgl. Meiss, M.: Italian Primitives at Konopiste, in: the Burlington Magazine, 28, 1946, S. 15 ff, Berenson, B.: Italian Pictures of the Renaissance, Florentine School, I, London 1963, S. 194, Fahy, E.: An Altarpiece by Cosimo Roselli, in: Quaderni di Emblema 2, Bergamo 1973, S. 50-57.). Unsere Tafel hingegen kann als ein Werk des Benozzo Gozzolis identifiziert werden und dokumentiert die künstlerische Zusammenarbeit dieser beiden Künstler. Fahy gelang es mehrere von Rosselli gemalten Tafeln, inklusive unserer Tafel, einem Altarwerk mit der Darstellung einer Sacra conversazione zu zuordnen, in dessen Zentrum eine Madonna mit Kind in einer von Engeln gehaltenen Strahlenmandorla (heute in der Huntington Art Gallery in San Marino, Cal.) platziert war. Links davon standen oben der Johannes der Täufer (Fragment einer Büste ex London J.S. Maynard Collection) und unten die heilige Katharina von Alexandria (Fragment in der National Galerie in Prag), rechts oben der heilige Bartolomäus (Fragment einer Büste, ex Locko Park, Derbyshire, Slg. P.J.B. Drury-Lowe) und unten die hier angebotene Tafel der Heiligen Lucia. Diese Zusammenstellung lässt sich aufgrund von technischen Untersuchungen als gesichert ansehen. So korrespondieren die radial auslaufenden Strahlen, die von der Madonna in San Marino nach aussen weisen, mit jenen der männlichen Heiligen. Technologische Untersuchungen, insbesondere Röntgenaufnahmen und Infrarotreflektographie an der hier diskutierten Heiligen Lucia haben ergeben, dass links unter dem später gemalten dunklen Grund Reste eines weiteren Heiligen, des Heiligen Bartolomäus, zu finden sind. Seine Attribute, das Buch, sowie das auf sein Martyrium der Häutung weisende Messer in der linken Hand, lassen ihn eindeutig als Heiligen Bartolomäus ausweisen, dessen Kopf sich ehemals in der Sammlung Drury - Lowe befand. Der Zusammenhang aller erwähnten Fragmente als Elemente ein und derselben Altarpala manifestiert sich ferner in der identischen Dekoration der archaisch wirkenden Heiligenscheine, die noch nicht räumlich aufgefasst sind und mit schwarzen, die betreffenden Heiligen bezeichnenden Lettern beschriftet sind. Es ist gerade in diesem Detail - so insignifikant es auf den ersten Blick erscheinen mag - wo sich hier der Zusammenhang zur Kunst Benozzo Gozzolis manifestiert, denn es ist letzterer, der diese Aureolenform in die Kunst einführte. Und dieser modus pingendi blieb weitestgehend auf Gozzolis Atelier beschränkt. Mit Recht brachte Fahy die uns interessierenden, von einer zu einem unbekannten Zeitpunkt zersägten Altartafel stammenden Tafel mit Rossellis Kunst um 1470, also mit einer relativ frühen Schaffensphase in Verbindung. Seine Zuschreibung trifft für den Grossteil der Fragmente tatsächlich zu, nicht aber für jenes der heiligen Lucia, für das wir Benozzo Gozzolis Autorschaft postuliert. Wir danken Prof. Gaudenz Freuler für die fachliche Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.

CHF 50 000 / 75 000 | (€ 51 550 / 77 320)

Verkauft für CHF 69 600 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr