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Lot 3038* - A164 Gemälde Alter Meister - Freitag, 22. März 2013, 15.00 Uhr

JEAN BAPTISTE PATER

(Valenciennes 1695–1736 Paris)
Fête champêtre.
Öl auf Leinwand.
89 × 110 cm.

Provenienz:
- Sammlung Abt de Marneville.
- Sammlung Bernstein, Paris.
- Auktion Christie's, London, 23.5.1903, Los 47.
- Sammlung Charles Sedelmeyer, Paris, an obiger Auktion erworben.
- Auktion "The Charles Sedelmeyer Collection", Paris, 16.–18.5.1907, Los 223.
- Sammlung Larnaude, an obiger Auktion erworben.
- Europäische Privatsammlung.
- Sammlung Wolfgang Joop.

Literatur:
Florence Ingersoll-Smouse: Pater, Paris 1928, S. 41, Nr. 37, Abb. 70.

Ausstellungen:
- Sheffield 1801.
- London 1902, Guildhall, Nr. 136.
- Glasgow 1902, Nr. 57.
- Paris 1951, "Plaisirs de France", Galerie Charpentier.

Sehnsucht nach ungezwungener Geselligkeit in der freien Natur voller Musik, Philosophie, Poesie und Kunst … Friedrich II. von Preussen (1712-1786), besser bekannt als "Friedrich der Grosse" oder "Alter Fritz", erinnerte sich gerne an die unbeschwerten Tage, die er nach seiner Eheschliessung 1736 auf seinem Gut Schloss Rheinsberg umgeben von Schöngeistern und Künstlern verbracht hatte. Die Besteigung des preussischen Throns 1740 bereitete der schönen Zeit ein Ende. Ob der junge, frankophile König jenes Arkadien wieder auferstehen lassen wollte? Jedenfalls begann er 1744, während der schlesischen Kriege, Gemälde französischer Rokoko-Künstler zu sammeln. Die Werke Antoine Watteaus (1684-1721) und seiner Schüler Nicolas Lancret und Jean Baptiste Pater liebte Friedrich II. besonders. Watteau hatte die Bildgattung der "Fêtes galantes" erschaffen, jene Darstellungen einer heiteren Gesellschaft in Phantasiekostümen, die sich in idyllischer Natur der Musik und eleganten Liebeleien hingibt. Pater und Lancret führten die Tradition der "Fêtes galantes" weiter. Die heiteren Szenen sollten die Wände der königlichen Schlösser schmücken, vor allem die von Friedrichs geliebten Sanssouci in Potsdam. Er liess Kunsthändler in Paris in grossem Stil ankaufen, es entstand eine exquisite Kollektion, die von Jean Baptiste Pater unter anderem seine "Musizierende Gesellschaft im Freien" (auf Schloss Sanssouci) umfasste. Paters Kompositionen zeichnen sich dabei durch eine zarte, federleichte Zeichnung, schimmernde Umrisslinien der Figuren und ein gedecktes Kolorit aus, wie wir sie in unserer "Fête champêtre" beispielhaft erfassen können. Eine elegante Gesellschaft hat in einer locker bewaldeten Landschaft Platz genommen. Die Figuren im Vordergrund sind im Halbkreis angeordnet. Von links nach rechts richten sie sich von einer liegenden, sitzenden und stehenden Position immer weiter auf. Der Eindruck von Dynamik entsteht, der durch die faltenreichen Gewänder unterstrichen wird. Die sechs Figuren auf der rechten Seite sind rhythmisch gruppiert. Ihre Arme sind erhoben, als hätten sie in so genannten "Gassen", also paarweise einander zugewandt, Aufstellung zu einem Tanz bezogen: Das Menuett kann beginnen. Der höfische Tanz im Barockzeitalter folgte festen Regeln. Das ranghöchste Paar nahm den ersten Platz ein, die anderen Paare folgten ihrer Stellung gemäss. Auch in unserem Bild ist die gesellschaftliche Ordnung eingehalten: Strahlender Mittelpunkt ist die Dame im cremefarben-schimmernden Kleid in der Mitte, die den höchsten Platz im Halbkreis einnimmt, gemeinsam mit dem hinter ihr stehenden Kavalier, der sie zur Blumenkönigin krönt. Nach rechts folgen zwei weitere Paare, wobei die beiden Kinder mit dem Hündchen den Schlusspunkt des abfallenden Halbkreises bilden, so, wie es nach damaliger Auffassung ihrem Rang und Alter geziemte. In einer anderen Version unseres Gemäldes hat Pater noch eine Frau ergänzt, die, am linken Bildrand stehend, das Geschehen heimlich beobachtet. Diese Variante gehörte einst zur Sammlung von Lord Iveagh im dem klassizistischen Anwesen Kenwood House in London. Unser Gemälde gehörte zur Sammlung des österreichischen Kunsthändlers Charles Sedelmeyer (1837-1925), der im ausgehenden 19. Jahrhundert zu den führenden Kunsthändlern der Welt zählte und in Paris Verkaufsräume in einem eleganten Hotel mit livrierten Dienern unterhielt.

CHF 80 000 / 120 000 | (€ 82 470 / 123 710)

Verkauft für CHF 595 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr