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Lot 3412 - Z41 PostWar & Contemporary - Samstag, 03. Dezember 2016, 14.00 Uhr

SAM FRANCIS

(San Mateo 1923–1994 Santa Monica)
Drift II. 1976.
Aquarell, Gouache und Acryl auf Papier.
Verso signiert: Sam Francis, sowie von fremder Hand bezeichnet mit der Archivnummer: SF76-026.
58 x 82 cm.

Das Werk ist unter der Interims-Identifikationsnummer: SF76-026 für das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Papierarbeiten von Sam Francis vorgesehen. Diese Information kann sich anhand wissenschaftlicher Forschungen der Sam Francis Foundation ändern.

Provenienz:
- Vom ehemaligen Besitzer1986 bei Galerie Kornfeld, Bern, erworben.
- Durch Erbschaft an den heutigen Besitzer, Privatsammlung Schweiz.

„Bei kaum einem ‚gegenstandslosen‘ Maler ist der Wirklichkeitsbezug so suggestiv wie bei Sam Francis. Jedes seiner Bilder ist bis zum Bersten angefüllt mit optischen Erlebnissen, mit visueller Erfahrung, ist getränkt mit der Sichtbarkeit der Welt.“ (Wieland Schmied, „Notizen zu Sam Francis“, in: Ausst.-Kat. Kestner-Gesellschaft, Hannover. Sam Francis, 1963, S. 12.)

Samuel Lewis Francis, genannt Sam, 1923 in San Mateo geboren, entschließt sich erst durch ein traumatisches Schlüsselerlebnis Künstler zu werden. Seine naturwissenschaftliche Neigung veranlasst ihn zunächst dazu, ab 1941 Medizin und Psychologie an der University of Berkeley zu studieren. Von 1943 bis 1945 dient Francis in der U. S. Army als Kampfflieger. Vor allem seine hier gewonnen Impressionen der weitläufigen Landschaften, die sich, von der Vogelperspektive aus beobachtet, zu Farben- und Formenvielfalt abstrahieren, werden Spuren in seinem malerischen Werk hinterlassen. Als sein Flugzeug in der kalifornischen Wüste abstürzt, zieht er sich schwere Rückenverletzungen zu, die ihn für längere Zeit ans Krankenhausbett fesseln. Dort beginnt er zu malen und entschließt sich, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen. 1945-50 studiert er in Kalifornien Kunst, reist aber gleich nach Abschluss seines Studiums nach Paris, wo er regen Austausch mit der dort aktiven Künstlerschaft pflegt und sich besonders dem kanadischen Künstler Jean-Paul Riopelle verbunden fühlt.

Auffallend an Francis Werk, wie auch bei den hier Angebotenen, ist der Eindruck der Auschnitthaftigkeit seiner Bilder. Die Bildränder bieten seinen abstrakten Kompositionen keine Begrenzung, sie scheinen sich ins Unendliche ausdehnen zu können. Die Idee des Ausschnitthaften trifft dabei in vielfacher Weise zu: das Bild als Ausschnitt des Lebens, die Ausdehnung des Momentes (des Malens) in die Unendlichkeit der Zeit, der Ausschnitt der inneren (Gefühls-) Welt übersetzt in die Phänomene des sichtbaren Kosmos. Die amorphen, organischen Formen erinnern an Mikroorganismen, mit denen Francis sich während seines Studiums der Medizin vermutlich auseinandergesetzt hat. Das Dargestellte bleibt dennoch abstrakt.

Dieses prächtige Frühwerk macht den Entstehungsprozess seiner Werke besonders deutlich: Francis malt dieses, indem er das Blatt auf den Boden legt. Zunächst formuliert er das geometrisch anmutende ‚Gitternetz‘ mit in sich verfließenden Aquarellfarben. Anschließend schüttet, tropft oder spritzt er dickflüssige Farben auf den Bildträger, während er sich stehend über das Bild beugt. Bemerkenswert bei dieser Vorgehensweise ist, dass sie sowohl sehr spontan und dynamisch ist, gleichzeitig aber immer wieder einer Reflektion durch den Künstler bedarf.

Francis Farbverständnis ist dabei stark von den Postimpressionisten und italienischen Malern der Frührenaissance geprägt, wohingegen der gestische Pinselauftrag vor allem auf seine Zeit in Japan im Jahr 1957 zurückgeht, als er mit der japanischen Tuschpinsel-Technik haboku in Berührung gekommen ist. Die daraus resultierende Leuchtkraft der einzelnen Farben, akzentuiert durch ein tiefes Schwarz, verleiht dem hier angebotenen Bild eine Lebhaftigkeit und Leichtigkeit, die die ganze Kraft seines künstlerischen Könnens als prominenter Vertreter des lyrisch orientierten Abstrakten Expressionismus bezeugt.

“Color is light on fire. Each color is the result of burning, for each substance burns with a particular color.” (Francis in Ausst.Kat.: Sam Francis, Los Angeles, 1980, S. 10)

CHF 40 000 / 60 000 | (€ 41 240 / 61 860)

Verkauft für CHF 78 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr