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Lot 3201* - A192 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 19. Juni 2020, 16.15 Uhr

MICHAEL NEHER

(1798 München 1876)
Weinernte in Esslingen. 1849.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: M. Neher. 849.
31 × 37 cm.

Gutachten:
Günther Meier, 5.2.2020.

Provenienz:
- Kunstverein München, bis 1867.
- Sammlung Karl Braun, durch Verlosung von Obigem, 16.2.1867.
- Galerie Abels, Köln.
- Auktion Hermann Combe', Stuttgart, 6.–7.11.1957, Los 327.
- Privatbesitz, durch Erbfolge an heutige Besitzer.

Ausstellung:
München 1866–67, Kunstverein.

Literatur:
- Kunstverein München, 1866, fl. 150, Nr. 54., Zug-Nr. 127 (dort als "Partie aus Eßlingen").
- Friedrich von Boetticher: Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts, Dresden 1891–1901. Bd. II., S. 134, Nr. 66 (dort als "Partie aus Eßlingen").
- Die Weltkunst, XXVIII. Jahrgang, Ausgabe Nr. 20, 15.10.1957, S. 22 (mit Abb.).
- Auk.-Kat. Hermann Combe', Stuttgart, 7.11.1957, Kat.-Nr. 327 (Tafel 1).

Das signierte und 1849 datierte Werk mit Blick auf die am Fusse der Neckarhalde gelegene Esslinger Liebfrauenkirche, ist ein charakteristisches Beispiel des Münchner Malers, Michael Neher, das erst kürzlich nach über einem halben Jahrhundert in einer Privatsammlung wiederentdeckt wurde.

Ein stimmungsvolles Architekturbild wird hier von Neher in eine klassische Vedute der Zeit des Biedermeiers überführt: eine kulissenartig wirkende, mit Sonnenstrahlen erfüllte Darstellung eines idyllisch gelegenen Rebbergs mit Blick auf die spätgotische Kirche zieht den Betrachter in seinen Bann. Die äusserst detailreich geschilderte Szenerie wird durch die in ein warmes Licht gehüllten und bei der Weinlese dargestellten Staffagefiguren belebt. Die geschickt gewählte Blick- und Lichtführung rücken das Augenmerk auf die sonnenerstrahlte Fassade des Gotteshauses, das im Zentrum vorliegender Komposition steht.

Seine künstlerische Ausbildung erfuhr der 1798 in München geborene Neher ab 1813 an der Königlichen Akademie der bildenden Künste bei seinen Lehrmeistern Matthias Klotz (1748–1821) und Angelo I. Quaglio (1784–1815). Anschliessend verbrachte er ab 1819 sechs Jahre in Italien, um nach Inspiration zu suchen. Während dieser Zeit fertige er zahlreiche Skizzen südlicher Landschaften und Alltagsszenen an, die auch nach seiner Rückkehr 1825 nach München als Inspirationsquelle für seine Ölgemälde dienen sollten.

Vom bayrischen Kronprinzen wurde Neher 1834 berufen, um an dem Gemeinschaftsprojekt der Freskenausstattung von Schloss Hohenschwangau mit Künstlern, wie Lorenz Quaglio (1730–1804) und Albrecht Adam (1786–1862) zu arbeiteten. Mit Abschluss dieser Fresken galt Nehers Interesse zunehmend der Architekturmalerei, die sich besonders durch ihre Kombination von detailgenauen Stadt- oder Architekturansichten, ihren präzise ausgeführten Staffagefiguren und einer stimmungsvollen Atmosphäre auszeichnen. Dies schlägt sich bereits deutlich in der 1845 datierten Erstversion unseres Gemäldes nieder, das vom Klassizismus geschulten und von den Nazarenern geprägte Neher angefertigt wurde (Sammlung Museum Liechtenstein, Öl auf Leinwand, 90 × 107,8 cm).

Die hier zum Verkauf stehende Version mit selbigem Motiv der Esslinger Liebfrauenkirche, die ein hervorragendes Bauwerk der südwestdeutschen Gotik darstellt, ist für Günther Meier ein für die Kunstgeschichte bleibendes Zeitdokument. Er wird das Gemälde in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis zum Künstler aufnehmen.

CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)

Verkauft für CHF 52 760 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr