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Lot 3209 - Z31 Impressionismus & Moderne - Freitag, 09. Dezember 2011, 16.00 Uhr

PIERRE AUGUSTE RENOIR

(Limoges 1841–1919 Cagnes-sur-Mer)
Le Repos (Gabrielle). Um 1900.
Öl auf Leinwand.
Unten links signiert: Renoir.
40 x 30 cm.

Provenienz: - Galerie Ambroise Vollard (verso mit Inventaretikett). - Galerie Tanner, Zürich. - Privatsammlung Schwarzkopf, Schweiz (1936 bei obiger Galerie erworben). - Privatbesitz Schweiz (1936 bei obigem Eigentümer erworben). Literatur: - Vollard, Ambroise. Tableaux, pastels et dessins de Pierre-Auguste Renoir, Paris 1918, Bd. I.,Nr. 195., S. 49. - Dauberville, Guy Patrice und Michel. Renoir: Catalogue Raisonné des tableaux, pastels, dessins et aquarelles, Bernheim-Jeune, Paris 2010, Bd. III, Nr. 2183, S. 272 (mit Abb.). "Le Repos" - welch ein passender Titel für dieses in so vielerlei Hinsicht charakteristische Gemälde Renoirs. Dies nicht nur, weil wir hier eine zur Rast auf einem Stein sitzende Frau sehen, die ihren Blick sanft zur Seite, weit aus dem Rahmen des Werkes schweifen lässt. Das Werk erzielt in seiner ganzen Erscheinung, mit seinem Sujet, der Komposition und Farbgebung, und auch mit seinem Format eine geradezu beruhigende Wirkung, was für die Malerei Renoirs ganz typisch ist. Das vorliegende Werk vereinigt in sich viele in des Malers Werk stets wiederkehrende Elemente. Einerseits fällt die typische Palette auf. Renoir verwendet hier intensive, warme Farbtöne, vor allem findet sich ein für seine Gemälde charakteristisches Zusammenspiel von intensiven Rot- Grün- und Gelbtönen. Es ist gut denkbar, dass die dargestellte Szene im Süden Frankreichs spielt, wohin sich der Maler ab 1899 zunehmend begibt, um sein sich von da an verschlimmerndes Rheumaleiden etwas zu mildern. Die Pinselführung ist zugleich offenbar hastig und diffus, erzielt aber im Zusammenwirken der Komposition eine geradezu harmonische und figurative Landschaftsszene. Dies ist ausserdem ein Zeugnis seiner um die Jahrhundertwende vom Impressionismus zum Klassizismus übergehenden Phase, die seinem Stil eine nochmals entscheidende Wendung erfahren liess. Man nennt dies nicht selten die "Ingres-Periode" Renoirs. Er wollte nicht mehr ausschliesslich als Impressionist gelten und suchte in einer Rückbesinnung auf die klassische Malerei zunehmend arkadische Themen mit klassischer Präzision umzusetzen, ohne dabei aber seine impressionistische Handschrift ganz abzulegen. John House beschreibt diesen Stil ganz passend auch zu dem vorliegenden Gemälde wie folgt: "His color schemes began to grow warmer and his touch more mobile. Soft varied nuances were threaded through his figures, and his backgrounds began to be treated, at times, with a more emphatic touch, which draws them into an active relationship with the main subject." (John House, Renoir, Ausst. Kat., Hayward Gallery, London, 1985, S. 204.) Faszinierend ist dabei auch, dass Renoir angeblich die Modelle nicht zwang ruhig zu sitzen. So berichtet Vollard im Zusammenhang seiner Sitzung für sein Portrait: "Im Gegensatz zu Cézanne, der von seinen Modellen Unbeweglichkeit und Stillschweigen verlangte, erlaubte Renoir Gespräch und Bewegung. Es kam vor, dass er Modelle wegschickte, weil er sie für seinen Geschmack zu unbeweglich fand." (Ambroise Vollard, Auguste Renoir, Berlin 1941, S. 193.). Wie man aus zahlreichen Berichten erfährt, konnte Renoir sehr schnell malen. Seine Vorgehensweise muss man sich wohl so vorstellen, dass er ohne auf eine statische Vorlage angewiesen zu sein, Eindrücke im Gedächnis einfing und aus diesen bei sich eingeprägten Bildern innert kurzer Zeit eine daraus hervorgehende Überlagerung auf die Leinwand zauberte. Das Resultat beinhaltet wohl deshalb eine zum einen klassische, aber auch impressionistische Ausdrucksweise. Die Kleidung mit dem roten Oberteil und dem weiten blauen Rock mit weisser Schürze sehen wir auf einigen, etwas später in Cagnes gemalten Werken Renoirs. Auch tragen die Dargestellten oft Hüte, manchmal auch gar sehr ausgefallene, was Renoir besonders gut gefiel. Einer Frau, die ihm am kommenden Tag Modell stehen sollte, gab einmal diese klare Anweisung: "Komme morgen nach Chatou mit einem hübschen Sommerhut (...). Hast Du noch den grossen Hut, der dir so gut zu Gesicht steht? Wenn ja, möchte ich diesen, den grauen. Jenen, den du in Argenteuil getragen hast." (Götz Adriani, Renoir, Ausst. Kat. Kunsthalle Tübingen 1996, S. 204.). Auch Gabrielle trug gerne Sommerhüte (siehe Fotografie), und überhaupt bevorzugte sie, wie Renoir auch, intensive, auffällige Farben. Gabrielle Renard, die Dargestellte, spielte eine äusserst wichtige Rolle im Leben und Schaffen von Renoir. Sie war eine Cousine von Aline, der Ehefrau Renoirs, und stammte aus demselben Städtchen wie diese, aus Essoyes. Nach der Geburt des zweiten Sohnes Renoirs wurde sie als Kindermädchen im Haushalt des Malers verpflichtet und blieb von da an ihm und besonders auch seinen Kindern geradezu als ein dazu gekommenes Familienmitglied an der Seite. Renoir mochte Gabrielle auch deswegen besonders, und zog sie gar professionellen Modellen vor, weil sie alle Qualitäten besass, die Renoir als entscheidend erachtete: Ihre Haut "nahm das Licht auf", sie war natürlich und entspannt und sie stand jederzeit zur Verfügung Modell zu stehen. Anlässlich des Todes Gabrielle Renards schrieb die Neue Züricher Zeitung im März 1959: "Wenn uns die Nachricht vom Tode eines Menschen erreicht, der in unserer Vorstellung mit der "Welt von vorgestern" verbunden ist, das heisst mit der Zeit von vor 1914, so weht uns etwas seltsam Unwirkliches an. So war es auch, als wir vom Hinscheiden Gabrielles erfuhren, die während zwanzig Jahren Renoirs Hausmädchen, die Bonne seiner beiden jüngeren Söhne Jean und Claude, vor allem aber sein liebstes Modell gewesen ist. Die Söhne, die sie aufziehen half, haben ihrer "Ga" bis zuletzt ein liebevolles Andenken bewahrt, und sie sind auch persönlich mit ihr in Verbindung geblieben. Für die übrige Welt dagegen lebte Gabrielle in den vielen Bildern weiter, zu denen sie Renoir gesessen ist. Einige gehören zu den schönsten, die Renoir nicht nur in dieser Periode - das heisst etwa zwischen 1895 und 1914 - , sondern überhaupt geschaffen hat!" [Willi Schuh, Renoir und Gabrielle, Artikel für die Neue Zürcher Zeitung, in deren "Literatur und Kunst"-Beilage (22. März 1959, Nr. 873)]. Mit dem vorliegenden Gemälde, das seit über 70 Jahren in Familienbesitz und nie öffentlich zu sehen war, kommt ein in Format und Sujet äusserst bestechendes und für den Stil Renoirs bester Schaffenszeit exzellentes Zeugnis zur Auktion. Ein "Repos", eine Rast, stellt es nicht nur dar, sondern zu einer solchen will es den Betrachter geradezu einladen. Es vermittelt in direkter Weise, was den inzwischen enorm beliebten Maler vorrangig ausmachte: Die Einfachheit, und seine bewusst nicht akademische Weise sein Schaffen ganz der Idylle und Schönheit zu widmen, was er selbst mit den berühmt gewordenen Worten kommentierte: " Pour moi, un tableau doit être une chose aimable, joyeuse et jolie, oui jolie! Il n' y a assez de choses embêtantes dans la vie pour que nous n'en fabriquions pas encore d'autres. " (André Albert, Renoir, Paris 1919, S. 30.)

CHF 700 000 / 1 000 000 | (€ 721 650 / 1 030 930)

Verkauft für CHF 1 400 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr