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Lot 1012* - A159 Sammlungen - Donnerstag, 08. Dezember 2011, 10.00 Uhr

GROSSES CANAPE "AUX VOLUTES",

Louis XVI, sign. G. IACOB (Georges Jacob, Meister 1765), Paris um 1781/82.
Buche kanneliert und ausserordentlich fein beschnitzt mit Rosetten, Kartuschen, Blättern, Mäanderband, Perlstab und Zierfries sowie vergoldet. Rechteckiger, abgerundeter Sitz auf gerader Zarge mit kurzen, geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften Stützen. Bordeauxroter Veloursbezug. Sitzkissen. 195x71x47x115 cm.

Provenienz: - Sammlung Hôtel de Masseran, Frankreich. - Auktion Ossenat, Paris, 29.6.2008 (Katalognr. 22). Hochbedeutendes Canapé von bestechender Qualität und Eleganz; es kann in die Jahre 1781/82 datiert werden, da G. Jacob zu jener Zeit mehrere Möbel für den Duc Charles II Auguste des Deux-Ponts im Karlsberger Schloss lieferte. Es handelte sich hierbei um 14 Fauteuils und ein Paar Bergèren (heute in den Sammlungen der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen), die in ihrer meisterhaften Ausführung identisch sind mit unserem Canapé und abgebildet in: B. Langer, Die Möbel der Residenz München - Die französischen Möbel des 18. Jahrhunderts, München 1995; S. 192f. (Nr. 46). Das Pariser Stadtpalais "Hôtel de Masseran" wurde 1787 von Alexandre Théodore Brongniart für Carlo Sebastiano Ferrero Fieschi (1760-1826), Prince de Masserano, Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies und Cousin des Königs Louis XVI, erbaut. 1836 erwarb der Bankier Louis François-Xavier de Clerq das Palais. Als seine Gemahlin 1878 starb, erbte es die Tochter Berthe Céline, Comtesse de Boisgelin. Danach war es im Besitz ihres Schwiegersohnes, des Comte Carl Jacques Bonnin de la Bonninière de Beaumont (1852-1913). Schliesslich erbte sein älterer Sohn Etienne de Beaumont, Kunstmäzen, Film- und Ballettproduzent, Entwerfer von Theaterkostümen und "arbitre des élégances et mondanités", das Stadtpalais und machte das Anwesen zu einem Ort rauschender Feste, an denen das "Tout Paris" des Hoch- und Geldadels und der künstlerischen Avantgarde teilnahmen. Nach dem Ball mit dem Motto "Rois et Reines" 1949 erlosch endgültig der Glanz des "Faubourg Saint-Germain", der einst prunkvollen Hochburg der französischen Aristokratie, und Beaumont verkaufte das "Hôtel de Masseran" dem Baron Elie de Rothschild. G. Jacob ist der Begründer der wohl bedeutendsten Dynastie von Sitzmöbelherstellern des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Im Alter von 16 Jahren ging er nach Paris, wo er bei J.B. Lerouge einen "apprentissage" als "menuisier" absolvierte. Während dieser Lehrzeit knüpfte er Kontakt zu L. Delanois, G. Boucault und P. Forget. Nach der Gründung seiner eigenen Werkstatt in der Rue Meslée gelang G. Jacob der grosse Durchbruch; er belieferte den gesamten Hochadel der französischen Metropole. Ab 1777 fertigte er mit J.B. Sené, teils in Zusammenarbeit, teils in erbitterter Konkurrenz, Mobiliar für die Schlösser von Versailles, Petit Trianon, Fontainebleau, Saint-Cloud, Rambouillet usw. Nach erheblichen finanziellen Schwierigkeiten während der Revolution - viele von G. Jacobs Kunden waren verurteilt worden oder im Exil - gelang es ihm, vor allem mit Hilfe seines Freundes J.L. David, bedeutende Aufträge der neuen Regierungsmitglieder zu erhalten. 1803, nachdem er sich für 7 Jahre aus dem Geschäft zurückgezogen und die Werkstatt seinen beiden Söhnen überschrieben hatte, nahm G. Jacob zusammen mit F.H.G. Jacob-Desmalter die Leitung des Unternehmens wieder in die eigene Hand. Diese Zusammenarbeit und die Position als privilegierter Lieferant Napoleons und dessen Entourage ermöglichte ihm einen Ausbau der Werkstatt zu einer "entreprise" mit über 350 Angestellten. Allerdings geriet das Unternehmen wenige Jahre später durch die Krise des Empire und die finanziellen Schwierigkeiten der Staatskasse und der Oberschicht in erhebliche Probleme; ab 1813 führte F.H.G. Jacob-Desmalter das Geschäft in Eigenregie weiter. Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 409-434 (biogr. Angaben). D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe siècle, Paris 1989; S. 267 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L'art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 193-196 und 213 (biogr. Angaben). B.G.B. Pallot, Le mobilier du Musée du Louvre, Dijon 1993; II, S. 194-196 (biogr. Angaben). C. Payne, 19th Century European Furniture, Suffolk 1981; S. 37 (biogr. Angaben).

CHF 25 000 / 45 000 | (€ 25 770 / 46 390)

Verkauft für CHF 31 200 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr