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Lot 1020* - A153 Möbel, Porzellan & Dekoration - Mittwoch, 23. Juni 2010, 10.00 Uhr

GROSSES TAPISSERIE-AMEUBLEMENT,

Louis XV, die Bezüge aus der Manufacture d'Aubusson, die späteren Gestelle in der Art von J.B. Tilliard (Jean-Baptiste I Tilliard, Meister 1738, oder Jean-Baptiste II Tilliard, Meister 1752) oder N. Q. FOLIOT (Nicolas-Quentin Foliot, Meister 1745), Paris, 18./19. Jh.
Bestehend aus 1 dreiplätzigen Canapé und 8 Fauteuils "à la reine", Buche moulüriert und ausserordentlich fein beschnitzt mit Muscheln, Blumen, Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit elegant geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten, leicht ausladenden Armlehnen auf leicht zurückgesetzten, geschweiften Stützen. Hervorragend erhaltene Tapisseriebezüge mit Darstellungen aus den Fabeln von La Fontaine: "Le taureau et la grenouille", "Le loup et la brébis", "Le chat et l'oiseau", "Le renard et le coq", "Le lion et les brébis", "L'aigle et la tortue", "Le renard et le cigogne" u.a. Canapé 220x80x42x116 cm, Fauteuils 75x60x42x101 cm.

Provenienz: - Aus einer Wiener Sammlung. - Auktion Galerie Koller Zürich, 17.9.1997 (Katalognr. 598). Bedeutendes, ausserordentlich gut erhaltendes Ameublement in bestechender Qualität und Eleganz, das mit dieser Anzahl Fauteuils von grosser Seltenheit ist. Seit den 1720/40er Jahren entstanden in den bedeutendsten französischen Manufakturen - im Atelier des Gobelins, in den Manufakturen von Aubusson und Beauvais - qualitativ hochwertige Tapisseriebezüge für Sitzmöbel, welche in punkto Phantasie und Ingeniosität den Wandbehängen in nichts nachstanden und mit ihnen zusammen Teil eines "Gesamtkonzeptes" waren. Als eines der gelungensten Beispiele soll das in der Galerie Koller Zürich am 22.3.1995 (Katalognr. 561-563) verkaufte königliche Ameublement erwähnt werden, mit Blumenbouquets auf zyklamenrotem "Rose Pompadour"-Fond, mit den unter J. Neilson entstandenen Bezügen; es wurde gleichzeitig mit den berühmten, heute im Metropolitan Museum in New York ausgestellten Tapisserien nach Vorlagen von F. Boucher gefertigt. Mit der bildlichen Umsetzung von Themen aus den Fabeln von De la Fontaine (1611-1695) gelang den in erbitterter Konkurrenz arbeitenden Manufakturen ein kommerzieller Grosserfolg; die Motive aus den stark ironisierenden, zugleich gesellschaftskritischen Fabeln entsprachen der komplexen Sozietät des französischen 18. Jahrhunderts. In diesen Fabeln, in Anlehnung und Weiterentwicklung der moralischen und gesellschaftskritischen Erzählungen der griechischen Antike, wurden menschliche Eigenschaften, sozialer Status und vor allem auch das Leben am Hof durch personifizierte Tiere oder durch "allusions" und "sous-entendu moqueurs" in Versform dargelegt. Zugleich entwickelte sich die literarische Form der Fabel von der didaktischen Schrift zu einer angesehenen Kunstform. Der Grosserfolg dieser Fabeln - belegt durch mehrfache Auflagen im frühen 18. Jahrhundert - zeigt sich auch in der Umsetzung der Themen durch das Kunsthandwerk, wofür das hier angebotene Ameublement ein perfektes Zeugnis ablegt. Bedeutende Ebenisten wie J.B. Tilliard und N.Q. Foliot fertigten für den Hochadel Tapisserie-Ameublements, die normalerweise aus 1 Canapé und 8 Fauteuils bestanden. 4 den unsrigen sehr ähnliche, von J.B. Tilliard signierte Fauteuils aus dem Besitz des Prinzen Esterhazy wurden bei Christie's Monaco (Katalognr. 214) am 5.12.1993 verkauft. Ein analoges Ameublement mit 1 Canapé und 4 Fauteuils wurde in der selben Auktion (Katalognr. 99) angeboten. Das gleiche Auktionshaus bot am 15.12.1996 6 ähnliche Tapisserie-Fauteuils (Katalognr. 79) an, ebenfalls sign. J.B. Tilliard. Eine Folge von 6 Fauteuils "à la reine" aus der Sammlung de Givenchy (Auktion Christie's Monaco, 4.12.1993, Katalognr. 93) und zu Recht Vater und Sohn Tilliard zugeschrieben, weisen nicht nur ähnliche Proportionen, sondern auch die nahezu gleiche Blattwerkschnitzerei auf, deren zeichnerische Vorlage im Werk von J.A. Meissonnier zu finden ist. Die ausserordentlich stark profilierte, herzförmige Zentralkartusche ist vor allem an Sitzmöbeln von N.Q. Foliot zu finden, darum scheint uns die Vorbildfunktion seiner Sitzmöbel evident. Lit.: J. Nicolay, L'art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 133f. (Abb. B, C, G, H) und S. 545f. (Abb. I. K, P, R). Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 314-317 (mit Abb.) und S. 832-841 (mit Abb.). Für Angaben zu Vater und Sohn Tilliard siehe Fussnote der Katalognr. 1015.

CHF 80 000 / 140 000 | (€ 82 470 / 144 330)

Verkauft für CHF 62 400 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr