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Lot 3423* - A183 PostWar & Contemporary - Samstag, 09. Dezember 2017, 14.00 Uhr

ANTONIO CALDERARA

(Abbiategrasso 1903–1978 Ortasee)
Ohne Titel. 1973/74.
Aquarell über Bleistift auf Karton.
15,8 x 15,5 cm.

Provenienz:
- Nachlass Antonio und Carmela Calderara, Vacciago/Italien.
- Galerie Stefan Hildebrandt, St. Moritz.

Ausstellung: Lugano 2016/2017, Antonio Calderara - Una lece senza ombre. Museo d'arte Svizzera italiana, 2. Oktober 2016 - 22. Januar 2017, Kat. S. 104/105.

„Ich möchte das Nichts malen, jenes Nichts, das das Ganze ist, das Schweigen, das Licht, der Raum“.

Treffend beschreibt dieser Satz, den der italienische Ausnahmekünstler Antonio Calderara 1973 in seinem Buch „Pagine“ formuliert, seine Intention als Maler. Jenseits einer Unterscheidung nach Gegenständlichkeit und Ungegenständlichkeit will er das Essentielle darstellen. Um diesem Ziel gerecht zu werden geht er malerisch bis an die Grenzen, auch des Sichtbaren. „Das Essentielle“ ist ein großes Wort, schwer zu greifen, noch schwerer darzustellen. Und doch weist es in die entscheidende Richtung, verweist auf das Partikuläre, das an Ort und Zeit Gebundene, das Calderara in seinen „Spazio Mentale“ genannten abstrakten Bildraum übersetzt.

Calderaras Wende Ende der 1950er Jahre hin zur Abstraktion ist keine abrupte. Vielmehr ist sie eine konsequente Weiterentwicklung eines eingeschlagenen Weges. Das formale Vokabular, das er in den ungegenständlichen Werken verwendet, war in seinen gegenständlichen Bildern bereits vorhanden. Schon früh wird das alles durchflutende Licht zum tragenden Element in seinen Bildern. Die Bilder leuchten aus sich selbst heraus in einer Ruhe und Gelassenheit, wie man sie sonst vielleicht nur in den Werken seines Landsmannes Giorgio Morandi findet. Von einer einheitlich atmosphärischen Tönung überzogen, wirken seine Werke entkörperlicht und distanziert. Kein Pinselstrich ist erkennbar. In einem langwierigen Arbeitsprozess, in den unzähligen, kleinen Bewegungen verdichtet sich der einzelne Pinselstrich zu einer translozierenden, verschmelzenden Farbfläche. Die Bilder scheinen sich im Dunst, im Nichts aufzulösen, wie ein feiner Ton, der leicht und zart angeschlagen wird und in der umgebenden Stille seine ganze Kraft entfalten kann.

Die Aquarelle von Antonio Calderara, wie die hier angebotenen Werke „Ohne Titel“ von 1973/74, führen diese Entmaterialisierung noch einen Schritt weiter als seine Ölgemälde. Sie bilden eine „weitere Steigerung ins Immaterielle“ wie Erich Franz in dem aktuellen Ausstellungskatalog des Kunstmuseums Winterthur formuliert (Ausst. Kat: Antonio Calderara, Kunstmuseum Winterthur, 11. Februar - 1. Mai 2017, S.20). „Sie widmen sich den gleichen Themen. Doch entsteht die Helligkeit nicht aus der Farbe sondern kommt vom Papier, das durch die ruhig aufgetragene Aquarellfarbe hindurchscheint. Die Farbe wirkt noch weniger materiell. Hier ist alles noch stiller.“ (ebenda)

In unseren Aquarellen zeigt sich exemplarisch das zweite zentrale Thema in Calderaras: Die Begegnung. Das kleine Quadrat begegnet den Streifen oder Stäbchen, der umgebenen Fläche. Dabei verändert sich die Beziehung zueinander je nach Sichtweise. Oft taucht das Quadrat in sehr kleinem Format auf. Wie in den vorliegenden Werken hebt es sich durch den Farbakzent ab. Der Blick erfasst die Quadrate als markante Form und bleibt daran hängen. Der Künstler nennt es im Bildtitel oft „Attrazione quadrata“ und verdeutlicht damit, dass es ihm um die Einstellung zum Bildgegenstand geht. Der Attraktionspunkt beeinflusst das ganze Bild, wird Zentrum, Spannungspol des Ganzen. Die Farbe ist sanftes immaterielles Licht, und gemeinsam entsteht ein „Spazio Luce“, ein leichter, schimmernder Lichtraum.

CHF 4 400 / 4 800 | (€ 4 540 / 4 950)

Verkauft für CHF 5 625 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr