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Lot 3008 - A198 Gemälde Alter Meister - Freitag, 01. Oktober 2021, 14.00 Uhr

NERI DI BICCI

(1418 Florenz 1492)
Der Erzengel Gabriel. Um 1470–80.
Öl auf Holz.
43 × 32,5 cm.

Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.

Mit einer ausführlichen kunsthistorischen Analyse von Prof. Dr. Gaudenz Freuler, August 2021.

Vorliegende noch unveröffentlichte Tafel der florentinischen Renaissance ist ein charakteristisches Werk des Florentiner Malers Neri di Bicci, des letzten Sprösslings einer berühmten florentinischen Malerdynastie seit Lorenzo di Bicci (um 1350–1427). Der Malstil des Künstlers ist geprägt von der mittelalterlichen Goldgrundmalerei seiner Vorväter Lorenzo di Bicci und Bicci di Lorenzo (1373–1452). Gleichzeitig weist er auch eine Auseinandersetzung mit der Bildwelt der florentinischen Renaissance auf, insbesondere mit den künstlerischen Errungenschaften seiner moderneren Zeitgenossen, etwa eines Filippo Lippi (1457–1504) und Domenico Veneziano (1410–1461) – und am Ende seiner Karriere – des Andrea del Verrochio (1435–1488).

Das hier in Rede stehende Bild des Erzengels Gabriel – erkennbar am Lilienzweig – war einst Teil einer grösseren Altartafel, deren Szenario durch einen oben rechts noch sichtbaren hochgezogenen Goldbrokat Vorhang illusionistisch enthüllt wurde. Solche Bildkonzepte wurden in der florentinischen Renaissance seit Filippo Lippi entwickelt. Demnach figurierte unser Engel Gabriel ursprünglich in der rechten Bildhälfte der vermutlich rechteckigen Tafel. Möglicherweise bildete unser Engel eine Einheit mit den beiden anderen Erzengeln Raphael und Michael, und liess ein Erscheinungsbild erkennen, wie es ähnlich von Neri di Bicci selbst auf seiner 1471 für Mariotto di Marco della Palla für Santo Spirito in Florenz gemalten Tafel (Detroit Institute of Arts, Inv.-Nr. 26.114) vorgebildet ist.

Das Bildthema der drei Erzengel erfreute sich im Laufe der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Florenz einer grösseren Beliebtheit. Die Entwicklung des florentinischen Erzengel Bildes im 15. Jahrhundert gipfelte um 1470 vermutlich in Verrocchios Werkstatt in einer höchst erfolgreichen Bilderfindung. Sie wurde in der Folge für die florentinischen Interpretationen dieses Bildthemas massgebend, was auch für Neri di Biccis Erzengel Bilder zutrifft. Daraus können wir schliessen, dass das vorliegende Bild im Verlaufe der 1470er-Jahre, also in einer späten Schaffensphase des 1491 verstorbenen Künstlers entstanden ist.

CHF 10 000 / 15 000 | (€ 10 310 / 15 460)

Verkauft für CHF 32 020 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr