Lot 3008* - A202 Gemälde Alter Meister - Freitag, 23. September 2022, 14.00 Uhr
GIOVANNI MARIA BUTTERI
(1540 Florenz 1606)
Allegorie der Geduld.
Öl auf Holz.
145,3 × 71 cm.
Provenienz:
- Möglicherweise Sammlung Francesco I. de Medici (1541–1587), Florenz.
- Möglicherweise Sammlung Cardinal Silvio Valenti Gonzaga (1690–1756), Rom.
- Sammlung Dr. Armando Buresti, Florenz (verso mit Etikett).
- Kunsthandel Matthiesen Fine Art Ltd., London, 1980.
- Europäische Privatsammlung.
Die beinahe lebensgroße Figur stellt eine junge Frau mit nackten Brüsten dar, deren Körper durch einen Musselin Schleier durchscheint. Ihr Haar wird von Bändern, schwarzen Perlenfäden und einer Art Diadem gehalten, die mit großer Freiheit an einen antiken Kopfschmuck erinnern. Derselbe antike Geschmack prägt den Schmuck, der ihre Schultern einrahmt, ihre Brüste zusammendrückt und ein Medaillon stützt, in dem auf schwarzem Hintergrund eine mit einem Bogen bewaffnete Figur (Diana?) erscheint. Die junge Frau, die in einer elegant geschwungenen Pose erfasst ist (inspiriert von Giambolognas (1529–1608) Grotticella-Venus), richtet ihren Blick auf einen Trieb, der aus dem vertrockneten Stamm eines Olivenbaums sprießt und den sie mit einer Hand streift. Es handelt sich um eines der Symbole der Medici-Familie, was die florentinische Herkunft des Gemäldes bestätigt. Mit der anderen Hand hält sie eine Sternenscheibe, die von der mythischen Figur des Ourobouros, der Schlange, die sich in den Schwanz beißt, umrandet ist und den Gott der Zeit, Kronos, darstellt, der gerade eines seiner Kinder verschlingt. Der zyklische Charakter der Zeit wird durch die Sonne in Erinnerung gerufen, die rechts im Hintergrund in einem bewölkten Himmel erscheint und von Apollon in seinem Wagen durchstreift wird. Der linke Fuß der Frau ist mit einer Kette, über die ein feiner Wasserstrahlt tropft, an einen Felsen gebunden.
Diese Ansammlung von Symbolen, deren literarische Quellen klassisch sind, entspricht zum größten Teil denjenigen, die Giorgio Vasari (1511–1574) seinem Freund Bernadetto Minerbetti (1507–1574), Bischof von Arezzo, empfahl, als er von ihm ein Gemälde haben wollte, das die Allegorie der Geduld darstellten sollte. In einem Brief vom 14. November 1551 hatte Vasari beschrieben, dass diese als eine weder ganz bekleidete noch ganz nackte Frau dargestellt werden sollte ("né tutta vestita né tutta spogliata, acciò tenga fra la Ricchezza e la Povertà il mezzo"), geduldig und mit dem linken Fuß angekettet ("incatenata per il piè manco per offender meno la parte più nobile"), während ein Wasserstrahl den Felsen, an dem die Kette befestigt ist nicht zu erodieren vermag ("fiché el tempo non consuma con le gocciole dell'acqua la pietra, dove ella è incatenata", siehe K. Frey: Il carteggio di Giorgio Vasari / Der literarische Nachlass Giorgio Vasari, München 1923–1930, Bd. I, 1923, S. 312–314). Das von Vasari angefertigte Gemälde, das kürzlich von Carlo Falciani identifiziert wurde (Vasari, Michelangelo e l' 'Allegoria della Pazienza', in: Paragone, LXX, 2019, 148/827, S. 3–35), entspricht nur zum Teil diesem ikonographischen Projekt, das jedoch einen beachtlichen Erfolg hatte (Giorgio Vasari e l'Allegoria della Pazienza, Ausst.-Kat. A. Bisceglia (hrsg.), Livorno 2013), insbesondere in der Toskana und in Ferrara.
Diese bis heute unveröffentlichte Version stellt eine wichtige Ergänzung zu den Kenntnissen über dieses Thema dar. Wie Mina Gregori als Erste erkannte (Gutachten vom 19. März 1980, in Kopie vorhanden), wurde es von Giovanni Maria Butteri gemalt, einem Schüler von Agnolo Bronzino (1503–1572) und Mitarbeiter von Alessandro Allori (1535–1607), der zwischen 1570 und 1571 an der Dekoration des Studiolo von Francesco I. de Medici im Palazzo Vecchio in Florenz beteiligt war. Der Bezug auf die Familie Medici macht es wahrscheinlich, dass unser Gemälde für einen der Räume in den Privatgemächern des Florentiner Herrschers entworfen wurde. Der Reichtum der verwendeten Symbole, die tadellose technische Ausführung und die dramatische Interpretation der in ein fast nächtliches Licht getauchten Landschaft machen deutlich, dass das Werk kurz nach der Ausschmückung des Florentiner Studiolo in den 1570er-Jahren entstanden sein muss.
Wir danken Prof. Mauro Natale für seine wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Gemäldes.
- Möglicherweise Sammlung Francesco I. de Medici (1541–1587), Florenz.
- Möglicherweise Sammlung Cardinal Silvio Valenti Gonzaga (1690–1756), Rom.
- Sammlung Dr. Armando Buresti, Florenz (verso mit Etikett).
- Kunsthandel Matthiesen Fine Art Ltd., London, 1980.
- Europäische Privatsammlung.
Die beinahe lebensgroße Figur stellt eine junge Frau mit nackten Brüsten dar, deren Körper durch einen Musselin Schleier durchscheint. Ihr Haar wird von Bändern, schwarzen Perlenfäden und einer Art Diadem gehalten, die mit großer Freiheit an einen antiken Kopfschmuck erinnern. Derselbe antike Geschmack prägt den Schmuck, der ihre Schultern einrahmt, ihre Brüste zusammendrückt und ein Medaillon stützt, in dem auf schwarzem Hintergrund eine mit einem Bogen bewaffnete Figur (Diana?) erscheint. Die junge Frau, die in einer elegant geschwungenen Pose erfasst ist (inspiriert von Giambolognas (1529–1608) Grotticella-Venus), richtet ihren Blick auf einen Trieb, der aus dem vertrockneten Stamm eines Olivenbaums sprießt und den sie mit einer Hand streift. Es handelt sich um eines der Symbole der Medici-Familie, was die florentinische Herkunft des Gemäldes bestätigt. Mit der anderen Hand hält sie eine Sternenscheibe, die von der mythischen Figur des Ourobouros, der Schlange, die sich in den Schwanz beißt, umrandet ist und den Gott der Zeit, Kronos, darstellt, der gerade eines seiner Kinder verschlingt. Der zyklische Charakter der Zeit wird durch die Sonne in Erinnerung gerufen, die rechts im Hintergrund in einem bewölkten Himmel erscheint und von Apollon in seinem Wagen durchstreift wird. Der linke Fuß der Frau ist mit einer Kette, über die ein feiner Wasserstrahlt tropft, an einen Felsen gebunden.
Diese Ansammlung von Symbolen, deren literarische Quellen klassisch sind, entspricht zum größten Teil denjenigen, die Giorgio Vasari (1511–1574) seinem Freund Bernadetto Minerbetti (1507–1574), Bischof von Arezzo, empfahl, als er von ihm ein Gemälde haben wollte, das die Allegorie der Geduld darstellten sollte. In einem Brief vom 14. November 1551 hatte Vasari beschrieben, dass diese als eine weder ganz bekleidete noch ganz nackte Frau dargestellt werden sollte ("né tutta vestita né tutta spogliata, acciò tenga fra la Ricchezza e la Povertà il mezzo"), geduldig und mit dem linken Fuß angekettet ("incatenata per il piè manco per offender meno la parte più nobile"), während ein Wasserstrahl den Felsen, an dem die Kette befestigt ist nicht zu erodieren vermag ("fiché el tempo non consuma con le gocciole dell'acqua la pietra, dove ella è incatenata", siehe K. Frey: Il carteggio di Giorgio Vasari / Der literarische Nachlass Giorgio Vasari, München 1923–1930, Bd. I, 1923, S. 312–314). Das von Vasari angefertigte Gemälde, das kürzlich von Carlo Falciani identifiziert wurde (Vasari, Michelangelo e l' 'Allegoria della Pazienza', in: Paragone, LXX, 2019, 148/827, S. 3–35), entspricht nur zum Teil diesem ikonographischen Projekt, das jedoch einen beachtlichen Erfolg hatte (Giorgio Vasari e l'Allegoria della Pazienza, Ausst.-Kat. A. Bisceglia (hrsg.), Livorno 2013), insbesondere in der Toskana und in Ferrara.
Diese bis heute unveröffentlichte Version stellt eine wichtige Ergänzung zu den Kenntnissen über dieses Thema dar. Wie Mina Gregori als Erste erkannte (Gutachten vom 19. März 1980, in Kopie vorhanden), wurde es von Giovanni Maria Butteri gemalt, einem Schüler von Agnolo Bronzino (1503–1572) und Mitarbeiter von Alessandro Allori (1535–1607), der zwischen 1570 und 1571 an der Dekoration des Studiolo von Francesco I. de Medici im Palazzo Vecchio in Florenz beteiligt war. Der Bezug auf die Familie Medici macht es wahrscheinlich, dass unser Gemälde für einen der Räume in den Privatgemächern des Florentiner Herrschers entworfen wurde. Der Reichtum der verwendeten Symbole, die tadellose technische Ausführung und die dramatische Interpretation der in ein fast nächtliches Licht getauchten Landschaft machen deutlich, dass das Werk kurz nach der Ausschmückung des Florentiner Studiolo in den 1570er-Jahren entstanden sein muss.
Wir danken Prof. Mauro Natale für seine wissenschaftliche Unterstützung bei der Katalogisierung dieses Gemäldes.
CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)
Verkauft für CHF 171 100 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr