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Lot 3001 - A204 Gemälde Alter Meister - Freitag, 31. März 2023, 14.00 Uhr

MAESTRO DI SANT'IVO

(tätig in Florenz im letzten Viertel des 14. und in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts)
Thronende Madonna mit dem Kind flankiert von den Heiligen Johannes dem Täufer und Julian sowie den Heiligen Katharina (?) und Dorothea. Um 1390–1400.
Tempera und Goldgrund auf Holz.
76,8 × 44,8 cm.


Provenienz:
- Auktion Finarte, Mailand, 12.–13.3.1963, Los 147 (als Mariotto di Nardo).
- Sammlung Filippo Giordano della Lanze, 1966.
- Privatbesitz, Schweiz.

Literatur:
- Miklòs Boskovits: Pittura Fiorentina alla vigilia del Rinascimento, 1370–1400, Florenz 1975, S. 378.
- Costanza Baldini: Il Maestro di Sant'Ivo: profilo di un pittore fiorentino a cavallo tra XIV e XV secolo, in: Arte Cristiana, XCIII, 2005, S. 265.

Die kritische Aufarbeitung des Meisters von Sant'Ivo, von dem das hier angebotene Altarbild ein charakteristisches Werk ist, wurde 1967 von Federico Zeri initiiert. Die Werkgruppe wurde später von Miklòs Boskovits (siehe Boskovits 1975, S. 376–379) erweitert, der den anonymen Künstler nach dem Sujet eines grossen Gemäldes in der Galleria dell'Accademia in Florenz benannte, das den Heiligen Ivo buon giudice darstellt (Inv. 1890 Nr. 4664).

Das Œuvre dieses Malers, der sich durch eine grosse stilistische Kohärenz auszeichnet, umfasst vor allem Werke, die für die private Andacht bestimmt sind und in denen die Heiligenfiguren in voller Höhe und mit strengem Gesichtsausdruck dargestellt werden (siehe Costanza Baldini: Il Maestro di Sant'Ivo. Ritratto di un pittore a cavallo tra XIV e XV secolo, Rom 2004, und ebd. Il Maestro di Sant'Ivo, 2005). Das aus Agnolo Gaddi geschöpfte Typenrepertoire unseres Meisters deutet darauf hin, dass unser Maler vermutlich in der Werkstatt von Agnolo Gaddi (um 1350–1396) ausgebildet wurde. Seine Hand wollte man in untergeordneten Bereichen in Agnolo Gaddis, in den ausgehenden 1380er-Jahren gemalten Freskozyklus der Kreuzlegende in der Chorkapelle in Santa Croce in Florenz gleich wie in den zu Beginn des letzten Trecento Jahrzehnts ausgeführten Fresken der Cappella della Cintola in Prato ausmachen. Zu Beginn des nachfolgenden Jahrhunderts sind im Werk unseres Malers Einflüsse von Lorenzo Monaco (um 1370–um 1425) und Mariotto di Nardo (um 1388–1424) auszumachen, die seine spätere Kunst entscheidend prägten. Die Wege unseres Malers und Lorenzo Monacos könnten sich bereits in den ausgehenden 1380er-Jahren innerhalb Agnolo Gaddis Werkstatt gekreuzt haben, zumal seine Tafel mit der Mystischen Vermählung der Katharina von Alexandrien in der Staatlichen Gemäldesammlung in Berlin stilistisch mit Lorenzo Monacos frühesten Gemälden in Agnolos Werkstatt, den Gemälden für den San Gaggio Altar und der Nobili Kapelle in Santa Maria degli Angeli in Florenz verbinden (Ausst.-Kat. Lorenzo Monaco dalla tradizione giottesca al Rinascimento, Galleria dell’ Accademia Florenz 2006, S. 106–117). Unser Tafelbild zur privaten Andacht lässt klare Anflüge an Agnolo Gaddi erkennen, dessen Typenrepertoire er mit einer für ihn etwas harten Zeichnung umsetzt und seinen Figuren den für sein Werk charakteristischen, eher strengen und herben Ausdruck verleiht. Es bildet eine stilistische und mitunter auch kompositorische Einheit mit anderen Werken seiner Hand, so mit einer fast identisch konzipierten Tafel (ehemals im Mailänder Kunsthandel vor 1986), einer mystischen Vermählung der Heiligen Katharina von Alexandrien (ehemals Turiner Kunsthandel 1987) und einer Madonna dell’ Umiltà (Auktion Dorotheum, Wien, 21.10.2014, Los 1).

Diese werden zu Recht (siehe Boskovits 1975) in die Frühzeit unseres Malers gesetzt und dürften im letzten Jahrzehnt des 14. Jahrhundert entstanden sein. Wie die später entstandene Madonna mit dem Kind und den Heiligen Antonius Abbas, Franziskus und zwei weiblichen Heiligen in der Galleria dell'Accademia in Florenz (siehe Federica Baldini: Maestro di Sant'Ivo, in: Cataloghi della Galleria dell'Accademia di Firenze. Dipinti, Bd. III, Il Tardogotico, hrsg. von C. Hollberg / A. Tartuferi / D. Parenti, unter Mitarbeit von Alice Chiostrini, Giunti 2020, S. 142–143, Kat.-Nr. 30) erkennen lässt, nimmt der Meister von Sant‘Ivo in der Folge seine etwas kantige Malweise zurück und schuf besser proportionierte Formen, die zu harmonischeren und ausgewogeneren Erscheinungsbildern führten.

Dieses Gemälde ist in der Fototeca Zeri unter der Nummer 3335 als ein eigenhändiges Werk vom Maestro di Sant'Ivo archiviert.


CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)

Verkauft für CHF 51 540 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr