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Lot 3231 - A204 Gemälde des 19. Jahrhunderts - Freitag, 31. März 2023, 16.00 Uhr

MIHÁLY VON MUNKÁCSY

(Munkács 1844–1900 Endenich)
Zwei Familien.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert: M. Munkácsy.
88 × 117 cm.


Provenienz:
Schweizer Privatbesitz.

Dr. Judit Boros bestätigt, das Gemälde 2017 im Original untersucht zu haben und dass es sich um ein eigenhändiges Werk von Mihály Munkácsy handelt (Korrespondenz vom 17.11.2022).


Mit seinem ausserordentlichen technischen Geschick und besonders für die dekorative Qualität seiner Bilder geschätzt, zählte Mihály Munkácsy zu den erfolgreichsten und bekanntesten Malern seiner Zeit. Das hier angebotene Gemälde "Zwei Familien" ist eines der berühmtesten und am subtilsten ausgeführten Werke der sogenannten "Salonbilder", einer Werkgruppe, an der Munkácsy zwischen 1878 und 1887 arbeitete. Das vorliegende Gemälde ist eine verkleinerte Fassung der ersten Version dieses Themas, welche um 1880 entstand (Lajos Végvári: Katalog der Gemälde und Zeichnungen Mihály Munkácsys, Budapest 1959, Kat.-Nr. 286, S. 53.). Bereits in seinem Frühwerk beschäftigte sich Munkácsy eingehend mit dem Motiv der zwei Familien. Damals inszenierte er diese noch in einem bescheidenen Kücheninterieur, bevor er das Motiv einige Jahre später in aktualisiertem Kontext erneut aufgriff und die zwei Familien in einem bourgeoisen Pariser Saloninterieur platzierte. Das Thema findet auch heute noch grossen Anklang bei Sammlern, wie neulich bei einer Auktion in Wien zu sehen war, wo eine reduzierte Fassung der Küchenszene ein Vielfaches der Schätzung erzielte.

So wie Munkácsy seine Palette von den dunklen hin zu den hellen Farbtönen aufbaut, so komponiert er auch diese Darstellung von "Zwei Familien" behutsam, indem er die einzelnen Komponenten zu einer Gesamterzählung zusammenfügt: die Hundefamilie, die auf dem Teppich im Vordergrund sitzt, die Kinder, welche den Hunden fasziniert zuschauen, während rechts die Dame in Blau die Amme mit dem jüngsten Kind in den Armen beobachtet. Durch diese Sichtlinien bauen sich Bezüge zwischen den Figuren auf und lenken die Aufmerksamkeit durch den intimen Raum und über die üppige Einrichtung, welche die Opulenz der Pariser Bourgeoisie verdeutlicht.

Mihály Munkácsy (geb. Lieb) lernte Ende der 1850er-Jahre den Wandermaler Elek Szamossy (1826–1888) kennen, dem er zwischen 1861 und 1862 auf seinen Reisen durch Ungarn als Schüler assistierte. 1866 zog Munkácsy nach Deutschland; erst nach München, wo sich viele andere ungarische Maler niedergelassen hatten, und dann weiter nach Düsseldorf, wo er an der Akademie unter dem deutschen Genremaler Ludwig Knaus (1829–1910) lernte. Dieser lehrte dem jungen Munkácsy die Verwendung eines Bitumengrundes für seine Leinwände und Tafeln. Auf diesem dunklen Grund baute er seine Kompositionen mit stark pastosem Pinselstrich auf und arbeitete sich Ton für Ton zu helleren Farbakzenten vor. Eine bemerkenswerte Technik, welche Munkácsys Werken eine charakteristische Wärme verleiht. Während seiner Zeit an der Akademie in Düsseldorf malte Munkácsy "Der letzte Tag eines Verurteilten", ein Gemälde, welches den damals erst 26 Jahre alten Künstler über Nacht berühmt machte und ihm die Goldmedaille des Pariser Salons 1870 einbrachte.

Ein Jahr später liess sich Munkácsy in Paris nieder, wo seine Kunst stark vom Realismus Gustave Courbets (1819–1877) und der Schule von Barbizon beeinflusst wurde. In dieser Zeit ist seine Kunst von einer dunklen und düsteren Tonalität geprägt, welche den Nachhall des Deutsch-Französischen Kriegs widerspiegelt. Doch die Heirat mit der Baronin de Marches, der Witwe seines verstorbenen luxemburgischen Mäzens, im Jahr 1874 führte zu einem markanten künstlerischen Wandel. Durch das neu gefundene Glück wandte sich Munkácsy von seinen emotionsgeladenen und gesellschaftskritischen Bildern der Unterschicht hin zu einer idealisierten Umgebung von Eleganz und Reichtum. Gleich den Interieurs in seinen Gemälden, wohnte er nun in einem beeindruckenden Stadthaus in der Avenue de Villier mit einem der elegantesten Salons Paris, in welchem er glanzvolle Soireen für die gesamte namhafte Pariser Kunstszene ausrichtete.

CHF 100 000 / 150 000 | (€ 103 090 / 154 640)

Verkauft für CHF 402 900 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr