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Lot 3444* - Z37 PostWar & Contemporary - Samstag, 06. Dezember 2014, 16.00 Uhr

ANDY WARHOL

(Pittsburgh 1928–1987 New York)
Frauenschuh (Paphiopedilum). 1983.
Acryl auf Leinwand.
Verso auf abgetrennter Leinwand signiert und datiert: Andy Warhol 1983.
107 x 103 cm.

Provenienz: Privatsammlung Deutschland, direkt vom Künstler erhalten.

Am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh, der heutigen Carnegie Mellon University, studiert Andy Warhol von 1945 bis 1949 Gebrauchsgrafik und macht seinen Abschluss in Malerei und Design. Nach Abschluss des Studiums zieht er nach New York. Es galt als literarisches Zentrum und eine Hochburg der Kunst, aber auch als ein Zentrum der Werbung. Er arbeitet dort als Grafiker und Schaufensterdekorateur und verdient sich nebenbei noch Geld als Gemüse- und Obstverkäufer. Sein Erfolg stellt sich schnell ein, nach einigen Veröffentlichungen seiner Zeichnungen und Entwürfe in der Zeitschrift "Mademoiselle" wird er bald zum gefragtesten Grafikdesigner Manhattans. Ende der 1950er entscheidet er sich, obwohl er der bestbezahlteste Designer der Stadt ist, einen neuen künstlerischen Weg einzuschlagen und neue Ideen für seine Bilder auf Leinwand zu suchen. Er konzentriert sich bei der Motivsuche auf triviale Sujets aus der Musikszene, Abbildungen aus Hollywood und aus Comics. Mit diesen Werken, die ihren Ursprung in der Werbeszene haben, distanziert sich Andy Warhol bewusst von dem vorherrschenden Kunststil, dem Abstrakten Expressionismus oder dem Action Painting. Warhol verwendet alles aus der Populärkultur, was er persönlich als glamourös empfindet oder es als solches uminterpretiert. Seine erste grosse Gemäldeserie, die er 1962 in Los Angeles in Walter Hopps' Ferus Gallery ausstellt, sind die 32 fast identischen Bilder der "Campell's Soup". Eine im Grunde einfache Suppendose wird zum glamourösen Inhalt von 32 Gemälden, es gibt die Suppe in 32 verschiedenen Geschmacksrichtungen, daher malt Andy Warhol 32 Bilder. Zu Beginn stehen Kunstliebhaber und Kritiker diesen Werken mit totalem Unverständnis gegenüber. Schnell erkennen sie jedoch, dass diesen Bildern ein ungeheurer ästhetischer Reiz innewohnt, dies beruht nicht zuletzt auf Andy Warhols untrüglichem Gespür für Effekte, die durch Gestaltung und Farbgebung hervorgerufen werden und die ästhetische Grundlage seines Erfolges bilden. Andy Warhol produziert in Serien, eines seiner bekanntesten Werke aus dieser Zeit ist wohl das Kinostandbild mit Marilyn Monroe aus dem Film Niagara, das er in vielen Farbvariationen wiedergibt. "Ich liebe es, das Gleiche immer und immer wieder zu tun" sagt Andy Warhol, denn für ihn zählt die qualitative Vervielfältigung mehr als das einzelne Original. (zit. Andy Warhol In: Goldsmith, Kenneth (Hrsg.), Interviews mit Andy Warhol, Schmieheim, 2006, S. 10 ff.) Durch ihre Serialität lenken diese Werke von Andy Warhol die Aufmerksamkeit weg vom Motiv hin zur Machart der Vorlagen und lassen dadurch den manipulativen Charakter der Populärkultur unserer Zeit erkennbar werden, wir alle sind durch die Massenmedien in unserer Wahrnehmung gelenkt. Zudem haben die Bilder ihren optischen Reiz, indem sie durch grelle Farbgebung und einen bewusst verwischten Farbauftrag die Originalvorlagen so veränderten, dass eine quasi "filmische" Betrachtung möglich wird. Warhols Bilder werden ab 1965 begeistert auf dem Kunstmarkt gefeiert. Im Sommer 1964 wechselt Andy Warhol von der Stable Gallery zur Leo Castelli Gallery. Leo Castelli gibt ihm für das Thema seiner ersten Ausstellung im November freie Hand und Andy Warhol überlegt relativ lange, was er bei dieser Show zeigen möchte. Normalerweise konzentriert er sich bei Einzelausstellungen immer auf ein Motiv, so war es die "Campell's Soup Cans" bei Ferus Gallery 1962, "Elvis" sowie "Silvers Liz" 1963 auch bei Ferus Gallery und "The Box Sculptures" bei Stable Gallery 1964. Das Farbfoto von sieben Hibiskusblüten, welches als Faltblatt der Juni-Ausgabe der Zeitschrift Modern Photography beiliegt, ist die Vorlage zu seiner Motivwahl für die Castelli Show. Die ersten Serigrafien zu seinen berühmten Flowers entstehen dann im September 1964, er verändert das Originalfoto bezüglich des Bildausschnittes und der Anzahl der Blüten. Die Flowers scheinen im diffusen Raum zu schweben, losgelöst vom Untergrund, ohne Verbindung zu Stängeln und Blättern. Er produziert eine Vielzahl von unterschiedlichen Farbvarianten der Flowers. Bei Leo Castelli präsentiert er diese Blumenbilder als tapetenartige Wanddekorationen, die die gesamten Galeriewände umspannen. So führt er einerseits das natürliche Wucherungspotenzial der Pflanzen als auch die technische Reproduzierbarkeit eines dekorativen Massenmotives vor. Im Grunde spielt die Blume als künstlerisches Motiv in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts keine Rolle mehr. Die Darstellung von Blumen gilt als kitschig und belanglos, doch genau diese Trivialität des Motives reizt Andy Warhol und somit setzt er sich mit dem Sujet auseinander. Knapp zwanzig Jahre nach dem grossen Erfolg der Ausstellung der Flowers im Jahr 1983 wird Andy Warhol von einem Orchideenliebhaber gebeten, einen "Frauenschuh" (Pahiopedilum) zu malen. Die Blume hat für den Besitzer einen hohen ideellen Wert und somit nimmt Andy Warhol den Auftrag an. Als Vorlage für das Gemälde macht Andy Warhol mehrere Polaroids der Pflanze des Orchideenfreundes, so dass er in dem vorliegenden Werk zwei seiner Hauptsujets vereint: das Portrait und die Blume. In der für den Künstler typischen plakativen Art setzt er die Körperlichkeit der Orchidee bei dem Vorliegenden Werk um. Die weissen Blüten des Paphiopedilums werden von dem strahlenden Rot des Hintergrundes umfasst. Die Struktur der Blütenblätter sind nur noch schemenhaft zu erkennen, die für Warhols Arbeiten charakteristische Verschwommenheit bestimmt die Wiedergabe der Pflanze. Die grelle Farbgebung und die Kontrastierung von Signalrot mit Kobaltblau und Weiss machen den als "göttlich" bezeichneten "Frauenschuh" zu einer Pop-Ikone. Dieses Gemälde schuf Andy Warhol als Auftragswerk, er hat daraus keine Orchid - Series gemacht.

CHF 300 000 / 500 000 | (€ 309 280 / 515 460)

Verkauft für CHF 360 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr