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Lot 3005 - A200 Gemälde Alter Meister - Freitag, 01. April 2022, 14.00 Uhr

BARTOLOMEO DI TOMMASO

(um 1408 Foligno 1454)
Heiliger Hieronymus in der Wüste. Um 1437.
Tempera auf Holz.
56 × 32,4 cm.


Provenienz:
- Sammlung Johann Anton Ramboux (1790–1866), Köln (verso mit rotem Wachssiegel).
- Sammlung A. De Clemente, Florenz.
- Schweizer Privatsammlung.

Literatur:
- Federico Zeri: Bartolomeo di Tommaso da Foligno, in: Bollettino d'arte, 1961, S. 45, Abb. 4.
- Federico Zeri: Bartolomeo di Tommaso, in: Dizionario Biografico degli Italiani, 1964, S. 776.

Das faszinierende Tafelbild mit dem büssenden Hieronymus, zeigt den Heiligen in einer kargen, bloss von spärlichen Kräutern bewachsenen felsigen Wüstenlandschaft, wo auf der Anhöhe des Felsen eine Baumgruppe mit roten Granatäpfeln zu erkennen ist. Aus den Felsritzen schleichen züngelnde Vipern, gleich wie im Bildvordergrund ein Skorpion sich mit dem friedlich daliegenden Löwen anlegt. Der Heilige Hieronymus selbst ist vor seiner Felshöhle niedergekniet und – seinem Blick andächtig nach oben zur Vision des gekreuzigten Christus gerichtet – schlägt er sich mit einem Stein auf die nackte, bis zur Hüfte freigelegte und bereits blutende Brust. Mit seiner herabhängenden Linken hält er einen Rosenkranz, während er den roten Hut seiner Kardinalswürde demütig auf den Boden abgelegt hat.

Wie bereits Federico Zeri (1961) treffend erkannt hat, der das Bild erstmals überzeugend dem aus Foligno stammenden Maler Bartolommeo di Tommaso zugewiesen hatte, ist die Ikonographie unseres Tafelbildes in der Bildtradition der sienesischen Quattrocento Malerei verwurzelt, und findet in Sano di Pietros Kunst (Hieronymus, Pinacoteca nazionale, Inv.-Nr. 218 und 265) augenfällige Parallelen. Diese Verbindung zur sienesischen Kunst liessen Zeri vermuten, dass Bartolomeo di Tommaso mit der sienesischen Malerei der 1430er-Jahre gut vertraut gewesen sein muss und postulierte für den Künstler plausibel eine Anwesenheit des Künstlers in dieser Stadt. Dies in erster Linie wegen der unverkennbaren Kenntnis von Sassettas (um 1400–1450) 1432 vollendetem Altarwerk der Madonna della Neve (Florenz Uffizien) ehemals in der gleichnamigen Kapelle im Dom zu Siena, die in sein vermutlich 1437 gemaltes Altarwerk für San Salvatore in Foligno insbesondere in die im Hauptblatt erscheinende thronende Madonna eingeflossen ist.

Doch auch die Kunst anderer sienesischen Künstler scheint auf Bartolomeos Interesse gestossen zu sein, denn unverkennbar übernimmt er für die Figur des Beato Pietro Crisci seines San Salvatore Altarwerks mit der etwas spröde ausgeführten Zeichnung der Gesichter und Modellierung der Inkarnate sowie des fein gefältelten Gewandes des Heiligen charakteristische Stilmerkmale des sienesischen Sassetta-Exegeten Giovanni di Pietro d’ Ambrogio (1409–1449).

Es ist denn genau diese Figur des Beato Pietro Crisci von 1437, zu dem unser Hieronymus die engsten stilistischen Bezüge erkennen lässt, die auch Ursprung waren für Federico Zeris überzeugendes Postulat der Zuweisung unseres Tafelbildes an den in Rede stehenden Maler aus Foligno. Er sah in diesem Bild, dessen Ausführung er kurz nach 1437 ansetzte, zu Recht ein Paradebeispiel für Bartolomeo di Tommasos führende kunsthistorische Stellung in der umbrischen Kunst als Bindeglied zwischen der umbrischen und sienesischen Malerei.

Aus dieser Zeit der späteren 1430er-Jahre stammen auch Bartolomeo di Tommasos Nachtstücke wie etwa die Gefangennahme Christi im Metropolitan Museum of Art in New York und andere ähnliche Tafeln, die unmittelbar von ähnlich vorgebildeten Tafeln der damals führenden sienesischen Maler wie Sassetta und Giovanni di Pietro d’Ambrogio berührt sind. Zweifellos darf vorliegendes, aus der bedeutenden, 1867 veräusserten Sammlung von Johann Anton Ramboux (Sammlersiegel auf der Rückseite) zu den faszinierendsten und anmutigsten Werken im Œuvre des Folignaten Bartolomeo di Giovanni gezählt werden.

Dieses Gemälde ist in der Fototeca Zeri unter der Nummer 18813 als ein eigenhändiges Werk von Bartolomeo di Tommaso archiviert.

Wir danken Prof. Dr. Gaudenz Freuler für seine wissenschaftliche Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.

CHF 50 000 / 80 000 | (€ 51 550 / 82 470)

Verkauft für CHF 49 100 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr