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Lot 3258 - A201 Impressionismus & Moderne - Freitag, 01. Juli 2022, 17.00 Uhr

KURT SCHWITTERS

(Hannover 1887–1948 Kendal)
Mz 255 Dromedar. 1921.
Collage auf Papier.
Unten rechts auf dem Passpartout signiert und datiert: K. Schwitters 21, und unten links betitelt: Mz 255 / Dromedar.
Verso bezeichnet: MZ 255 300.
17,4 × 14,7 cm (Collage).


Provenienz:
- Wilhelm Uhde, Paris, 1921 (zur Ansicht).
- Privatsammlung Deutschland, in den 1920er-Jahren wohl in Dresden erworben.
- Schweizer Privatsammlung, durch Erbschaft von Obigem über mehrere Generationen an den heutigen Besitzer und seit Erwerb im gleichen Familienbesitz.

Literatur:
Karin Orchard und Isabel Schulz: Kurt Schwitters, Catalogue Raisonné 1905–1922, Hatje Cantz 2000, Bd. 1, S. 403, Nr. 846.

"Ich nannte meine neue Gestaltung mit prinzipiell jedem Material MERZ. Das ist die 2te Silbe von Kommerz. Es entstand beim Merzbilde, einem Bilde, auf dem unter abstrakten Formen das Wort MERZ, aufgeklebt und ausgeschnitten aus einer Anzeige der KOMMERZ UND PRIVATBANK, zu lesen war. Dieses Wort MERZ war durch Abstimmen gegen die anderen Bildteile selbst Bildteil geworden, und so musste es dort stehen. (…) Ich nannte nun alle meine Bilder als Gattung nach dem charakteristischen Bilde MERZbilder. Später erweiterte ich die Bezeichnung MERZ erst auf meine Dichtung (…), und endlich auf all meine entsprechende Tätigkeit. Jetzt nenne ich mich selbst MERZ." (Elderfield 1986, S. 13)

1919 befindet sich Deutschland in einer Zeit des Umbruchs. Es ist kurz nach dem Ersten Weltkrieg, im Land herrscht Hyperinflation, Revolution und Kontrarevolution. Inspiriert durch den Sturm und die zeitgleiche Bewegung der Dadaisten, gründet Schwitters in Hannover seine eigene "Ein-Mann" Avantgarde, die er kurzerhand zur MERZ-Revolution erklärt. Schwitters beginnt in dieser Zeit mit der Collage zu arbeiten. Es ist der Beginn seiner MERZ-Bilder. Für Schwitters sind seine Collagen und Assemblagen eine künstlerische Revolution, in der Kunst und Leben durch das Zusammenfügen von Fragmenten und Trümmern des modernen Lebens zu neuen, verherrlichten Formen verschmelzen. Als "eine verrückte, originelle, geniale Figur, nachlässig gekleidet, in seine eigenen Gedanken vertieft, alle möglichen kuriosen Dinge auf der Straße aufhebend ... immer wieder von seinem Fahrrad absteigend, um irgendein buntes Stück Papier aufzuheben, das jemand weggeworfen hatte" wird er von seiner Nachbarin in Hannover beschrieben. (Steinitz 1968, S. 68). Aus diesen gefundenen Fragmenten konstruiert Schwitters poetische Konstellationen, die eine neue Formensprache zum Ausdruck bringen und auf eine verborgene Ordnung im scheinbaren Chaos der Zeit hindeuten.

"Mz 255 Dromedar" entsteht 1921 und ist ein wunderbares Beispiel für Schwitters MERZ-Collagen. Das Werk wurde kurz nach dessen Entstehung in den 1920er-Jahren von den Vorfahren des heutigen Besitzers in Deutschland erworben und befand sich bis heute in der privaten Familiensammlung. Das Blatt, welches im Werkverzeichnis als verschollen gekennzeichnet wird, ist eine besonders schöne Wiederentdeckung.

CHF 60 000 / 90 000 | (€ 61 860 / 92 780)

Verkauft für CHF 79 600 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr