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Lot 1132* - A137 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 22. Juni 2006, 10.00 Uhr

PENDULE "A L'ELEPHANT BLANC",

Louis XV, das Zifferblatt und Werk sign. BLONDEL A PARIS (Nicolas Blondel, Meister 1746), die Bronzen wohl von J.J. DE SAINT-GERMAIN (Jean-Joseph de Saint-Germain, 1719 Paris 1791), der Elefant Qianlong (1736-1797), Paris um 1750/60.
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie Porzellan. Stehender weisser Elefant, auf seinem Rücken das runde, blätter- und rocaillenbeschmückte Uhrgehäuse tragend, auf fein ziseliertem Bronzesockel. Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen. Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. 39x26x53 cm.


Prachtvolle, sehr seltene Pendule von bestechender Qualität und Eleganz. Eine Pendule mit identischem Qianlong-Elefanten aus der Sammlung Sacha Guitry ist abgebildet in: Connaissance des Arts vom 15. Juni 1953; S. 18. Die Figur des sagenumwobenen weissen Elefanten weist darauf hin, dass diese Pendule ein wohl höfischer Spezialauftrag war; die Qualität und Ausarbeitung des fein gestalteten Sockels und der Beschläge lassen darauf schliessen, dass die Bronzen aus der Werkstatt des J.J. de Saint-Germain stammen. Das "modello" dieser Pendule mit Elefant findet sich bereits im Frankreich des ausgehenden 17. Jahrhunderts und wurde sowohl in Porzellan als auch in Bronze gefertigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach liessen sich die Künstler bei der Herstellung dieser Modelle von einem japanischen "Kakiemon"-Elefanten inspirieren, der heute Bestand der Sammlungen Burghley House in Stamford, Lincolnshire ist und in der Britisch Museum Exhibition "Porcelain for Palaces" vom 6.7. bis 4.11.1990 ausgestellt war. Wenige analoge Modelle mit unterschiedlicher Abschlussfigur sind bekannt: Die Residenz München besitzt eine von J.J. de Saint-Germain signierte Pendule, eine weitere ist Bestand der Sammlungen des Palazzo Pitti in Florenz, eine dritte ist ausgestellt im Drottningholm-Palast in Schweden; drei weitere Modelle wurden verkauft bei Christie's New York am 21.5.1997 (Katalognr. 555), Sotheby's London am 26.6.1987 (Katalognr. 48) und Christie's London am 17.6.1987 (Katalognr. 38, die Bronzen sign. J.J. de Saint-Germain). Eine modellogleiche Pendule mit Musikschatulle war Bestand der Sammlung J. Perrin in Paris. Eine weitere, ebenfalls mit Musikschatulle und vergoldetem Elefanten, wurde bei Ader / Picard / Tajan in Paris angeboten. J.J. de Saint-Germain wurde 1719 in Paris geboren. Sein Vater Joseph war Ebenist, auf die Herstellung von Uhrgehäusen spezialisiert und im Faubourg-Saint-Antoine tätig; Angehörige der Verwandtschaft mütterlicherseits arbeiteten in Giesser-Berufen. Jean-Joseph war beides, Giesser und Uhrenbauer. Erst 1750 erhielt er die Meisterwürde, nachdem er lange keiner Zunft angehört hatte. Seine Mutter Marie-Thérèse stammte aus einer berühmten Giesserfamilie, der Gaspard Prieur angehörte und deren berühmtestes Mitglied Jean-Louis Prieur war. Die hohe Anzahl von Künstlerateliers im Faubourg-Saint-Antoine, die im Dienst aller Arten und Prozeduren der Luxusindustrie standen, macht J.J. de Saint-Germains Wahl seiner Wohnungen verständlich. 1745 wohnte er in der Rue de Charenton - wahrscheinlich in den Räumen, die er 1747 vom Eigentümer Pierre II Migeon mietete. Inventare, die 1779 nach dem Tod des Künstlers von der Witwe aufgenommen wurden, beschrieben das Innere seiner Wohnung als reicher, grossbürgerlich möbilierter Haushalt; die Dokumente sagen auch etwas über seine Persönlichkeit aus. 1779 grenzte sein Kabinett an ein Laboratorium und enthielt Zeichnungen und Musikpartituren. Unter den Büchern seiner Bibliothek fanden sich die Schriften von Voltaire und Boileau, Geschichts- und Geographiewerke und solche über Mineralogie und Botanik. J.J. de Saint-Germain besass Sammlungen einheimischer und exotischer Pflanzensamen in mehr als dreitausend Glasgefässen, in der Orangerie und im Treibhaus befanden sich unzählige Topfpflanzen. Er sammelte auch Mineralien, Muscheln, Versteinerungen und präparierte Insekten. Die Bedeutung von de Saint-Germains Uhrgehäuse-Produktion erklärt die grosse Anzahl von Uhrmachern in seiner Kundschaft - von mehr als 70, aus Paris und aus der Provinz, hat man die Namen ausfindig machen können; darunter sind die wichtigsten Uhrmacher des 18. Jahrhunderts: J. Gudin, J.B. Dutertre, F. Viger, J.B. Baillon, M. Stollenwerck, J. und P. Leroy, J. Martin, J. Moisy, F. Berthoud, J.P. Manière, J. Roques, F. Ageron und viele andere. Zu J.J. de Saint-Germains Kunden gehörten die Duchesse d'Orléans, der Duc de Praislin, Marquis de Pange und Marquis d'Eaubonne, Monseigneurs de Billy und de Boulogne und Amelot de Gagny - ein reicher Financier, dessen Sammlungen zu den berühmtesten des 18. Jahrhunderts gehören. Der französische Königshof kaufte diverse Pendulen, von denen drei dank der Inventare des "Garde-Meuble" und des "Mobilier des Princes" mit Sicherheit zu identifizieren sind. Die erste ist eine "pendule de cheminée en bronze doré d'or moulu, sur une terrasse représentant l'enlèvement d'Europe, le taureau coleur de bronze antique, une nymphe et un amour". Die zweite ist eine "pendule à carillon représentant Rinocéros portant la pendule et posé sur un coffre d'ébénisterie plaqué garni de bronze doré d'or moulu" - wahrscheinlich handelt es sich hierbei um jene Pendule, die der Duchesse d'Orléans gehörte und von ihrem Sohn mit dem Schloss Saint-Cloud 1785 dem König verkauft wurde. Die dritte Pendule war persönlicher Besitz der Königin Marie-Antoinette und ist durch das von Robin im Jahr II angelegten Inventar bekannt. Es handelt sich um eine "pendule portée par un Rinocéros, posé sur terrasse doré en ormoulu, l'animal noir de fumé portant sur son dos un tambour dans lequel est le mouvement à sonnerie du nom de J.B. Baillon". Lit.: H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen - Die Bronzearbeiten des Spätbarock und Klassizismus, München 1986; II, S. 521-535 (biogr. Angaben zu J.J. de Saint-Germain).

CHF 80 000 / 140 000 | (€ 82 470 / 144 330)

Verkauft für CHF 148 750 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr