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Lot 1080* - A140 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 22. März 2007, 10.00 Uhr

BUREAU MAZARIN,

Louis XIV, von T. HACHE (Thomas Hache, 1721 "Ebéniste et Garde des Meubles de Monseigneur le Duc d'Orléans"), Paris um 1710.
Nussbaum, -wurzelmaser und diverse Obsthölzer gefriest sowie ausserordentlich fein eingelegt mit Blumen, Blättern, Kartuschen, Rocaillen, Bandelwerk und Zierfries. Rechteckiges, in profilierten Messingstab gefasstes Blatt auf gerader Zarge mit 8 durch 2 geschweifte Kreuzstege verbundenen Vierkantbeinen auf Zwiebelfüssen. Architektonisch gegliederte Front mit schmaler Zentralschublade über eingezogenem Fach, flankiert von je 3 übereinander liegenden Schubladen. Bronzebeschläge. 116x69x80 cm.


Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung. Das "bureau Mazarin" kann als Schreibtisch als Vorläufer der vierbeinigen eleganten, leichter wirkenden Bureau-Plats der Régence bezeichnet werden. Kardinal Mazarin (1602-1662), Nachfolger von Richelieu am französischen Hof und politischer "Architekt" der Vormachtstellung Frankreichs im Europa der 1650er Jahre, gab diesem Möbel seinen Namen. Vermutlich war er einer der ersten, die einen Tisch von solcher Form besassen. Neben den namhaften Pariser Ateliers gehört jenes der Hache in Grenoble, gegründet durch Thomas Hache zu Beginn des 18. Jahrhunderts, zu den produktivsten und hervorragendsten französischen Werkstätten für Kunstschreinerei. Sowohl Thomas (1721) wie auch sein Sohn Pierre (1757) und sein Enkel Jean-François (ca. 1770) erhielten die hohe Auszeichnung eines "Ebéniste et Garde (des Meubles) de Monseigneur le Duc d'Orléans". Es finden sich zahlreiche, leicht unterschiedliche Signaturen, auf Grund derer der eigentliche Ebenist eruiert werden kann; vor allem die an den Schubladen fixierten Etiketten sind zu erwähnen, welche die grosse Produktion dieser Dynastie offenbart: "A Grenoble, Hache fils, Ebéniste de Monseigneur le Duc d'Orléans, fait et vend toutes sortes d'ouvrages de Marqueterie en bois des Indes et autres de pays, loupes et racines de toutes couleurs; comme Bureaux, Secrétaires, Encoignures, Bibliothèques, Commodes à dessus de marbre, Tables de jeux de toutes espèce, pliantes et autres à Trictrac, Tablettes à livres, Coffrets, Ecritoires, Cabarets, Trictracs et Damiers, Chiffonières et Toilettes pour Dames, de tout prix, et autres ouvrages d'Ebénisterie, propres à faire des présents". Trotz der geographischen Nähe zu Italien orientierten sich die Hache an den königlichen Werken der französischen Metropole, um ihre eigene, lokale Formensprache zu finden; die ausserordentlich elegante, leichte Formgebung, die sorgfältige Furnierwahl und die Verwendung von hauptsächlich heimischen Hölzern der Dauphiné zeugen vom Pariser Einfluss. Die zahlreichen Hölzer - Amboina, Thuya, Nussbaum, Esche, Ahorn, Maulbeerbaum, Sykomore und Zitronenbaum - zierten die meist mit Wurzelmaser gestaltete Grundstruktur der Möbel. Die Wurzelmaser mit seinem sehr lebendigen Erscheinungsbild stellte nicht nur eine für die Hache typische Holzwahl dar, sondern auch eine markante visuelle Bereicherung des Möbels, das somit nicht auf aufwendige Bronzebeschläge angewiesen war. Die genauere Aufgabenverteilung innerhalb des Ateliers der Hache konnte durch die neueste Forschung in wichtigen Ansätzen eruiert werden. Pierre und Jean-François wirkten in der gleichen Familienunternehmung. Es gilt heute jedoch als gesichert, dass Jean-François ab ca. 1745 einen selbständigen Weg einzuschlagen begann. Beide bedeutenden Meister hatten ihre eigenen persönlichen Mitarbeiter. Jean-François reiste in den Jahren 1755/56 mehrfach nach Paris und verbrachte dort einen mehrmonatigen Aufenthalt im Atelier des berühmten "Ebéniste du Roi" Jean-François Oeben. Dessen Einfluss ist in den Werken von Jean-François markant ersichtlich, vor allem in der Entwicklung der Blumen- und Girlandenmarketerie der Möbel um 1760. In diese Zeit ist auch der eigentliche "Durchbruch" von Jean-François innerhalb des familiären Unternehmens zu datieren. Vater und Sohn hatten wohl eine intern getrennte Buchführung, die übereinstimmend mit dem gleichzeitigen Gebrauch des Stempels HACHE A GRENOBLE und HACHE FILS A GRENOBLE lief. Im Jahre 1770 lieferten sie dem Präsidenten V. de la Tour ein bedeutendes Zylinderbureau (ehemals Sammlung der Gräfin D. de Bonvouloir), dessen heute noch erhaltene Rechnung von beiden Meistern signiert ist - vom Vater in der Eigenschaft des Schreiners, vom Sohn in jener des Kunsttischlers. Lit.: M. Clerc, Hache Ebénistes à Grenoble, Grenoble 1997; S. 12-68 (biogr. Angaben). R. Fonvieille, La dynastie des Hache, Grenoble 1974 (biogr. Angaben).

CHF 90 000 / 140 000 | (€ 92 780 / 144 330)

Verkauft für CHF 120 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr