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Lot 1057A* - A151 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 03. Dezember 2009, 10.00 Uhr

MESSERSCHMIDT, F.X.

(Franz Xaver Messerschmidt, 1736 Pressburg 1783), Anfang 19. Jh.
Alabaster und Gips. Charakterkopf "Starker Geruch" (Nr. 23). Abguss eines sog. "Charakter-Kopfes" aus der Sammlung des Fürsten Lichtenstein in Feldsberg, Südmähren. H 34 cm.


Provenienz: Aus einer Wiener Sammlung. Mit Gutachten von Dr. M. Krapf, Wien, Oktober 2009. Hochbedeutende Büste von bestechender Qualität. Franz Xaver Messerschmidt war einer der faszinierendsten Bildhauer der Aufklärung. Bevor er in der Wiener Akademie studierte, war er zwischen 1746-1752 bei seinem Onkel, dem Münchner Hofbildhauer Johann Baptist Straub, in der Lehre gewesen und anschliessend bei seinem Verwandten Philipp Jakob Straub in Graz. Darauf folgte ein Studienaufenthalt in Rom, wo Messerschmidt die antiken Werke studierte. Schon zu Beginn seiner Schaffenszeit wurde er von der Kaiserin Maria-Theresia sehr geschätzt; sie und andere zahlreiche Gelehrte beauftragten ihn mit Portraits, allerdings scheiterte seine anfangs vielversprechende Karriere aufgrund einer Intrige. Die für Messerschmidt in Aussicht gestellte Professur für Bildhauerei an der Wiener Akademie wurde ihm verwehrt, und für die erhoffte Hofbildhauerstelle in München wurde er ebenfalls abgelehnt. Messerschmidt zog sich zu seinem Bruder nach Pressburg zurück, wo er sich ausschliesslich der Schaffung von "Charakter-Köpfen" widmete. Aus dieser Zeit stammt die bedeutende Serie von 52 als Selbstporträts gestalteten Charakterköpfen. Messerschmidt versuchte, sein Interesse für kunsttheoretische Debatten mit naturwissenschaftlichen Zusammenhängen in seinen Bildnissen auszudrücken, dabei inspirierte ihn die Magnetismus-Lehre seines Freundes und Arztes Franz Anton Mesmer. Messerschmidts Faszination für physiognomische Zustände und Affekte spiegeln sich in seinem Studium des menschlichen "Mienenspiels" von lachenden, weinenden, wütenden und schreienden Grimassen wieder. Sie erscheinen dem Betrachter naturalistisch und irreal, als begeisternd und erschreckend gleichzeitig. Messerschmidts Büsten stehen für die Ideale der Kunst der Aufklärung des späten 18. Jahrhunderts, als man sich mit dem Wesen und den Empfindungen des Menschen befasste und aus den Bewegungen des Körpers und aus dem Gesichtsausdrucks die Regungen der Seele zu lesen versuchte. Mit seinem eindrucksvollen Werk war Messerschmidt seiner Zeit bei Weitem voraus. Nach seinem Tod verkaufte der Bruder die Büsten. Sehr selten erscheinen seine Skulpturen heute auf dem Markt. Lit.: Ausstellungskatalog, die Phantastischen Köpfe des Franz Xaver Messerschmidt, Katalog zur Austellung im Liebighaus. Skulpturensammlung, Frankfurt am Main, 15. November 2006 bis 11. März 2007, Maraike Bückling. U. Pfarr, Franz Xaver Messerschmidt: 1736-1783, Menschenbild und Selbstwahrnehmung, Berlin 2006.

CHF 240 000 / 360 000 | (€ 247 420 / 371 130)

Verkauft für CHF 276 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr