Sie haben noch kein Login?

Klicken Sie hier um sich zu registrieren »


Wenn Sie bereits registriert sind - Login:




Lot 1134* - A153 Möbel, Porzellan & Dekoration - Mittwoch, 23. Juni 2010, 10.00 Uhr

PRUNK-HALLENSCHRANK MIT 5 PILASTERN,

Barock, von J.H. BUDDE (Johann Hermann Budde, Meister 1774), Warendorf im Münsterland um 1780.
Nussbaum, -wurzelmaser und diverse Fruchthölzer gefriest sowie ausserordentlich fein eingelegt mit Bandelwerk und Zierfries. Prismierter Korpus mit mehrfach gestuftem, geradem Kranz auf hohem, zweischübigem Sockel mit gequetschten Kugelfüssen. Architektonisch gegliederte Front mit kassetierter Doppeltüre zwischen 5 markanten Pilastern mit feinen korinthischen Kapitellen. Grosses Eisenschloss. Bronzebeschläge und -hänger. 220x86x225 cm.


Provenienz: Privatsammlung, Deutschland. Ein nahezu identischer Schrank ist abgebildet in: E. Seibert, Wohn- und Möbelkultur im Münsterland zur Zeit des Klassizismus, Die Künstlerfamilie Budde aus Warendorf, Warendorf 1997 (Farbtafel 8). Die Entwurfzeichnung ist auf S. 104 abgebildet. Nach seiner dreijährigen Lehre und der anschliessenden zweijährigen Dienstzeit in Warendorf ging Budde, wie die Quellen belegen, in der Zeit von 1762-1774 als Schreinergeselle auf Wanderschaft nach Wien, Aachen und Münster. Im Jahre 1774 erhielt er die Meisterwürde der Stadt Warendorf und trat im selben Jahr als Gildenmeister dem Warendorfer Schreineramt bei. Während seiner Zeit in Wien war er bis 1765 als Schreinergeselle bei verschiedenen Meistern tätig. Aus dieser Zeit stammt auch der Entwurf für den für ihn so typischen Fünf-Säulen-Schrank. Nach seiner Rückkehr lernte er weitere Jahre in Münster bei Meister Schester. Nachweisbar sind 10 Möbelstücke aus seinem Werk. In den meisten Fällen ist das Trägerholz aus Eiche, furniert mit Nussbaum, Wurzelesche und Pflaumenbandintarsien. Die Besonderheit seiner Kleiderschränke ist die Anzahl von fünf Pilaster auf den Lisenen, die den Schrank vertikal gliedern und die gewöhnliche Anzahl von 3 Säulen übertreffen. Die schräg angesetzten Pilaster leiten die Seitenwände zur Wand über und fungieren rein dekorativ. Der Entwurf zu diesem Möbeltypus aus der Hand des Meisters zeigt den Aufriss des Schrankes, der ihm als Vorlage für eine Reihe seiner Schränke diente. Bei dem Motiv der Voluten der korinthischen Kapitelle der mit Beschlagwerk verzierten Pilaster orientierte er sich an einer Vorlage welche aus der Akademie der Bildenden Künste in Wien aus dem Jahre 1762 stammt. Charakteristisch für die Werkstatt von Johann Hermann Budde sind die Formen des Bandelwerks, die rechteckige Flächen einrahmen, sich kreuzen und ein Quadrat bilden. Die dunkeln Bänder werden durch einen hellen Eschenfaden betont. Die streng geometrische Bandelwerkform wird zugunsten sich überschneidender Halbkreise oder verschlungener Schlaufen, Spitzen und Quasten aufgegeben. Seine Möbel zeugen von einer wirtschaftlich erfolgreichen Werkstatt, die den Ansprüchen der Warendorfer Oberschicht gerecht werden konnte. Er verfügte über eine vielschichtigen Kundenkreis, wobei seine Konkurrenz die fürstlichen Häuser belieferte. Die Werkstatt Budde bestand noch 200 weitere Jahre lang und wurde von seinem Nachkommen fortgeführt. Lit.: E. Seibert, Wohn- und Möbelkultur im Münsterland zur Zeit des Klassizismus, Die Künstlerfamilie Budde aus Warendorf, Warendorf 1997; S. 103-117 (biogr. Angaben).

CHF 35 000 / 55 000 | (€ 36 080 / 56 700)

Verkauft für CHF 38 400 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr