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Lot 1277 - A158 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 22. September 2011, 10.00 Uhr

STUTZFLÜGEL,

Louis XV-Stil, sign. ERARD FACTEUR DE FORTE-PIANOS ET HARPES DU ROI (Pierre Erard, 1796-1855), num. 16450, das Gehäuse aus einer Pariser Meisterwerkstatt, um 1845.
Rosenholz und Palisander ausserordentlich reich eingelegt in "bois de bout"; Blumen, Blätter, Kartuschen und Zierfries. Markant geschweifter, trapezförmiger Korpus mit aufklappbarem, vorstehenden und in profiliertem Bronzestab gefasstem Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit markant geschweiften Volutenbeinen. Elfenbein- und Ebenholztastatur mit Umfang '''C-g''. Ausserordentlich reiche, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Mit altem Wachssiegel. Zu revidieren. 180x80x88 cm.


Provenienz: Schweizer Privatbesitz. Sébastien Erard, ein französischer Hersteller von Musikinstrumenten aus Strassburg, war bekannt für seine genialen Verbesserungen an Harfe und Pianoforte. Bereits in jungen Jahren entdeckte er sein Interesse an Geometrie, Architektur und Technik und konnte sie in der Polsterwerkstatt seines Vaters umsetzen. Im Alter von 16 Jahren verlor er seinen Vater und reiste nach Paris, wo er Arbeit bei einem Hersteller von Cembalos fand. Seine handwerklichen Fähigkeiten erweckten sehr schnell den Neid des Meisters, was zu Erards Entlassung führte; allerdings erregten seine Talente bald darauf die Aufmerksamkeit von Musikern und Herstellern von Musikinstrumenten. Bereits im Alter von 25 Jahren machte sich Erard selbständig und richtete seine erste Werkstatt im Haus der Duchesse de Villeroi ein, die ihn in seiner Arbeit ermutigte. Er spezialisierte sich zunächst auf die Produktion von Harfen. 1780 vollendete Erard sein erstes Pianoforte, in Frankreich eines der ersten überhaupt. Die Aufträge wurden daraufhin so zahlreich, dass Erard seinen Bruder Jean-Baptiste zu Hilfe rufen musste. Das Atelier wurde in die Rue de Bourbon verlegt und entwickelte sich in den darauffolgenden Jahren zu einer der bedeutendsten Werkstätte Europas. Während der Revolutionswirren begab sich Erard nach London, wo er eine weitere Fabrik baute. 1796 kehrte er nach Paris zurück und vertrieb grosse, mit eigenen technischen Verbesserungen versehene Pianoforti im englischen Stil. 1808 besuchte Erard erneut London, wo er 2 Jahre später seine erste Harfe mit "double mouvement" verkaufte. Dieses neue, innovative Instrument wurde durch die zahlreichen Vorteile und Verbesserungen derart berühmt und gefragt, dass sich Erard nun ausschliesslich der Herstellung solcher Harfen widmete. Vier Jahre später kehrte er nach Paris zurück, führte jedoch seine Londoner Niederlassung weiter; 1823 schuf er das Pianoforte "grand modèle avec double déversoir", die Krönung seiner Arbeit und trug damit wesentlich zu der Entwicklung des modernen Klaviers bei. Zudem verhalf er der Firma zu ihrem grossen Namen. Aus seiner Werkstatt stammte ein Klavier welches Königin Victoria 1856 erwarb und sich heute im "White Drawing Room" im Buckingham Palast befindet. Nach seinem Tode 1831 wurde das Unternehmen von seinem Neffen, Pierre Erard, in London weitergeführt. Auf der 1. Londoner Industrie-Ausstellung 1851 wurde er mit der "Council Medaille" ausgezeichnet. 1878 erhielt die Firma eine weitere Goldmedaille auf der Pariser Industrie-Ausstellung. Berühmte Komponisten, wie Joseph Hayden, Ludwig van Beethoven, Frederic Chopin, Felix Mendelssohn Bartholdy, Giacomo Meyerbeer, Franz Liszt, Giuseppe Verdi und Richard Wagner spielten Instrumente von Erard.

CHF 25 000 / 45 000 | (€ 25 770 / 46 390)

Verkauft für CHF 31 200 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr