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Lot 3210* - Z40 Impressionismus & Moderne - Freitag, 24. Juni 2016, 14.00 Uhr

CAMILLE PISSARRO

(Charlotte Amalie 1830 - 1903 Paris)
Paysage avec meules, Osny. 1883.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts signiert und datiert: C. Pissarro / 1883.
46 x 55 cm.

Provenienz:
- Bernheim-Jeune.
- Mme. Bérend.
- Durand-Ruel (erworben bei Bérend 2. April 1912).
- Mme. Belval (erworben bei Durand Ruel 8. Februar 1941).
- Mr. and Mrs. S. Samuels (um 1954).
- Sotheby’s London, 2 Apr. 1979, Nr. 26 (mit Farbabb.).
- Privatsammlung, New York (an obiger Auktion erworben).

Ausstellungen:
- Basel 1953, Tableaux français: Bonnard, Degas, Gaugin, Matisse, Monet, Picasso, Redon, Soutine, Utrillo, Vlaminck und andere, Galerie Château d’Art, Beyeler, 10.3.-11.4.1954, Nr. 14.
- London 1954, Three Generations of Pissarros, O’Hana Gallery, 22.4.-15.5.1954, Nr. 7 (verso mit Etikett).

Literatur:
- Pissarro, Joachim/Durand-Ruel Snollaerts, Claire: Pissarro. Catalogue critique des peintures, Paris
2005, Band II, S. 478, Kat. Nr. 718 (mit Abb.).
- Pissarro, Ludovic Rodo/Venturi, Lionello: Camille Pissarro. Son art – Son oeuvre. Paris 1939, Nr. 589.

Die schöne "Paysage avec meules" ist ein beeindruckendes Beispiel der Entwicklung Pissarros in den frühen 80er Jahre. Die Impressionisten orientieren sich dann alle neu. Während Renoir und Monet in den Süden ziehen, bleibt Camille Pissarro in der Region Paris, mietet sich ein Haus in Osny, in der Nähe von Pontoise, um sich von der ländlichen Gegend inspirieren zu lassen. 1883 besucht ihn Gaugin und die beiden malen hier zusammen. So kreuzen sich die Wege zweier Maler, die sehr unterschiedliche Lebenswege gehen: Gaugin, im Zentrum von Paris geboren, denkt hauptsächlich darüber nach weit weg zu gehen, auf möglichst entlegene Inseln. Pissarro, der auf einer solchen geboren wurde, einer dänischen Karibikinsel, fühlt sich lediglich auf dem der Stadt nahegelegenem Land wohl. Er konzentriert sich auf Motive in der Region Ille-de-France um Paris und sucht nicht, wie viele seiner Malerfreunde, weit entfernte Gegenden auf.

Das vorliegende Werk entsteht im Spätsommer, kurz bevor Pissarro ein erstes Mal nach Rouen geht. Pissarro schreibt seinem Sohn Lucien nach London, wie seine Ausstellung im Mai bei Durand-Ruel in Paris angekommen ist. Die Kritik ist geteilter Meinung. Pissarro selbst zeigt sich wie immer eher enttäuscht. Noch stösst der Impressionismus und die jetzt aufkommenden ersten pointilistischen Ansätze auf sehr viel Unverständnis. Erst einige Zeit später erkennt man die grosse Bedeutung und die Ästhetik dieser stilistischen Neuerungen an.
Heuhaufen gelten heute als eines der wichtigsten Motive des Impressionismus. Die Geschichte ihrer Darstellung in der Malerei reicht aber weiter zurück. Eines der grossen Malervorbilder von Pissarro, der Realist Jean-François Millet, zeigt sie bereits in seinen Werken, wenn auch noch im Hintergrund, wie z. B. in seinem berühmten Werk Les Glaneuses von 1857, Öl auf Leinwand, Musée d’Orsay, Paris. Sie sind aber wie später auch bei Pissarro, bewusst in Szene gesetzt. In ihnen ist das Thema der Arbeit der Landbevölkerung enthalten, ein Aspekt, der gerade bei Pissarro eine sehr grosse Rolle spielt. 1872 malt Pissarro vier grosse Querformate, die vier Jahreszeiten, für den Bankier Achille Arosa. Für die Darstellung des Sommers wählt er eine idyllische Landschaft mit vielen Heuhaufen. Seither geht er in dieser Jahreszeit immer gerne auf die Suche nach solchen Motiven. Oft zeigt er sie mit den Bäuerinnen und Bauern bei der Arbeit. Hier entscheidet er sich jedoch, wie in den vier Jahreszeiten, eine Landschaft ohne Menschen zu zeigen. Die so alleine stehenden Heuhaufen wirken aber umso mehr als Symbole für die dahinter steckende Arbeit, strahlen jedoch in dem sommerlichen Licht eine grosse Ruhe aus. So wird eine einfache, meisterhaft komponierte Landschaft zum Symbol der Arbeit und der Hoffnungen des Menschen, eine Hommage an die Ernte.
Es geht bei solchen Ansichten auch darum, mit den impressionistischen und pointilistischen Stilmitteln den Eindruck, die Atmosphäre einzufangen. So vernimmt man als Betrachter dieser Landschaft geradezu das sommerliche Flimmern der Hitze.
So entstehen im Oeuvre des impressionistischen Meisters lange vor der berühmten Serie Claude Monets, die er ab 1890 malt, bereits Ansichten von Heuhaufen. Solche Kompositionen erzeugen eine unvergleichlich starke Wirkung. Keine andere Serie vermag es Sujet, Technik und Ästhetik in einer solchen Weise zusammenzubringen und aufeinander Bezug nehmen zu lassen.

CHF 800 000 / 1 400 000 | (€ 824 740 / 1 443 300)