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Lot 3429 - A199 PostWar & Contemporary - Donnerstag, 02. Dezember 2021, 16.00 Uhr

FRANÇOIS MORELLET

(1926 Cholet 2016)
6 trames. 43°45°47°88°90°92°. 1959/1969.
Serigrafiefarbe auf Holz.
Verso datiert, betitelt, nummeriert und signiert: 1959-69 6 trames 43°45°47°88°90°92° 3/8 Morellet.
80 × 80 cm.


Provenienz: Privatsammlung Schweiz.

Man hat lange behauptet, alle entscheidenden Vorschläge für die Kunst im 20. Jahrhundert seien bereits in der Frühzeit der Moderne nicht nur gemacht, sondern auch realisiert worden, und dass alles, was danach kam, Repetitionen oder bestenfalls Variationen seien. Die Feststellung jedoch, dass Dekonstruktion auch eine Konstruktion ist oder sein kann, hat die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert zutiefst beschäftigt und charakterisiert. Der Künstler François Morellet hat sein ganzes Leben lang daran gearbeitet, die Definition von abstrakter Kunst zu erweitern.

François Morellet spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der abstrakten, geometrischen Kunst. Seine Werke arbeiten mit Licht, Motoren, bildhauerischen und bildenden Materialien und beziehen oft die Betrachter mit ein. Er ist zum grössten Teil Autodidakt. Während seiner Reise nach Brasilien im Jahr 1950 begegnet er zum ersten Mal der Konkreten Kunst. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich ändert Morellet seinen stilistischen Ansatz zur Malerei und wird geometrischer und analytischer. Von nun an beschäftigt er sich ausschliesslich mit Systemen und geometrischen Abstraktionen. 1961 gründet er mit Joel Stein und seinen Künstlerkollegen Julio Le Parc, Jean-Pierre Yvaral, Francisco Sobrino und Horacio Garcia Rossi die "Groupe de Recherche d’Art Visuel" (GRAV).

Sein Interesse ist in erster Linie darauf gerichtet, das Bildfeld regelmässig und vor allem logisch zu ordnen. Seine Darstellungsfelder sind zumeist Leinwände, Wände oder ganze Räume. Diese sollen ein zufälliger Ausschnitt aus dem jeweils entwickelten Ordnungssystem darstellen. Seine Gemälde beispielsweise sind häufig Quadrate, die dem Betrachter erlauben, die Struktur allseitig fortgesetzt zu denken. Wichtig ist es dem Künstler, die stetige Kontinuität der Strukturen darzustellen und bloss kein Ende zu gestalten.

Die hier angebotenen Arbeiten stellen dies paradigmatisch dar. Der Titel „trames“ kann im Französischen mehrere Bedeutungen haben: Gerüst, Grundlage, Hintergrund, Raster, Einschlagfaden oder Flor aus dem Textilwortschatz. Der Begriff gibt dem Bild damit die Konnotation, als ob grossformatige Stoffe gespannt und aufgezogen worden sind, die sehr präzis, ja fast digital dargestellt sind.

Die optischen Bewegungen, die der Betrachter vor diesen Gemälden erlebt, kommen durch Morellets Betonung der Notwendigkeit, Unordnung in die Ordnung einzubringen. In seinem reifen Werk ist es ihm wichtig geworden, das "Absurde" mit der "Logik" zu konfrontieren oder eine absichtliche Störung herzustellen. Er beschreibt die Einbeziehung des Zufalls als Störung des geregelten und voraussagbaren Systems. Mit der Einbringung des Zufalls überlappt der Künstler mehrere "trames" in unterschiedlichen Winkeln. Die Titel deuten darauf hin, wie viele Raster in welchem Winkelgrad überlappt worden sind.

CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)

Verkauft für CHF 40 560 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr