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Lot 3450* - A199 PostWar & Contemporary - Donnerstag, 02. Dezember 2021, 16.00 Uhr

GEORG BASELITZ

(Deutschbaselitz 1938–lebt und arbeitet in Salzburg)
Ohne Titel. 1981.
Schwarze Tusche auf Papier.
Unten rechts signiert und datiert: G. Baselitz 17. VII.81. Verso mit Bleistift bezeichnet: C 85-4-19.
61 × 43 cm.


Provenienz:
- Villa Grisebach Berlin, Auktion 30. November 1991, Los 404.
- Vom heutigen Besitzer bei obiger Auktion erworben, seitdem Privatsammlung Deutschland.

"Die Umkehrung des Motivs im Bild gab mir die Freiheit, mich mit malerischen Problemen auseinanderzusetzen." Georg Baselitz

In den frühen 1980er Jahren entstehen im Œuvre von Georg Baselitz mit „Orangenesser“ (siehe Los 3684) und "Trinker" zwei Serien, deren Motive er mit Hilfe der unterschiedlichsten malerischen Techniken analysiert und umsetzt. Die prosaischen Sujets - das Essen einer Orange oder das Trinken aus einer Flasche – nutzt er gekonnt für lebendige Farbbeziehungen und eine schraffierte gestische Pinselführung, die ihren eigenen Mangel an Eleganz oder scheinbarer Raffinesse bewusst zur Schau stellt.

Die vorliegende Tuschzeichnung von 1981 ist ein herausragendes Beispiel seiner sogenannten „Trinker“ Serie. An den linken Bildrand gedrängt sehen wir den Trinker ins Bild ragen, sind aber weder mit ihm auf Augenhöhe, da er ja auf dem Kopf steht, noch in Augenkontakt, da er, ebenfalls charakteristisch für Baselitz Porträts, in seiner Profildarstellung gar nicht in Kommunikation zum Betrachter tritt, sondern an ihm vorbei in einen imaginären Raum schaut. In wenigen gekonnten Pinselstrichen lässt der Künstler vor uns eine Gestalt entstehen, deren stromlinienförmigen Haare und das dominate Kinn sofort ins Auge stechen. Auch die grosse, durch hellere Akzente betonte Nase fällt auf, und die umgangssprachliche „Säufernase“ drängt sich auf. Entgegen der detaillierten Darstellung der Figur, sind Flasche und Glas auf die nötigsten Konturen reduziert.

Georg Baselitz will zum einen durch das Stilmittel der umgekehrten Darstellung Form und Inhalt voneinander trennen, wodurch er sich offenkundig gegen die bis dahin unwiderruflichen Konventionen der Malerei wendet. Zum anderen sollen seine Motive Bildtypen repräsentieren und nicht der Illustration dienen. Im Selbstverständnis des Künstlers hat er ein Porträt mit einem Stillleben geschaffen. Aber selbst unter dieser künstlerischen Prämisse, gestaltet sich die Abstraktion und das Verneinen der Narration für den Betrachter als fast unmöglich. Vor dem geistigen Auge entspinnt sich sofort eine Geschichte um die Figur – Wer ist das? Wieso trinkt er? Trinkt er viel? Wo schaut er hin?

CHF 20 000 / 30 000 | (€ 20 620 / 30 930)

Verkauft für CHF 40 560 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr