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Lot 1080* - A206 Decorative Arts - Donnerstag, 21. September 2023, 10.00 Uhr

PAAR HALBSCHRÄNKE

Régence-Stil, Frankreich, teils unter Verwendung alter Teile.
Palisander gefriest. Trapezförmiger dreiseitig geschweifter Korpus auf ausgeschnittener Zarge und Bocksfüssen. Front mit markant geschweiften Doppeltüren, die Ecken leicht vorgestellt und abgeschrägt. Reicher vergoldeter Bronzedekor in Form von Blattfriesen, Muscheln und Zierstäben. Die Front mit Frauenmasken besetzt, die Seiten mit Rosetten und Lorbeerkränzen mit Maschendekor. Die Eckstollen mit breiten volutenartigen Profilstäben mit Rosetten, Akanthusblattvoluten, Bocksfüssen und Satyrfratzen. Randmulürierte rot/grau gesprenkelte Marmorplatte. 1 Kommode rückseitig mit alter französischer Transportetikette. 2 Schlüssel.
143,5 × 59,5 × 95,5 cm bzw. 145 × 58,5 × 95 cm.


Marmor mit wenigen Kratzern und minimen Absplitterungen. Restauriert, Furnier später. Die Bronzen teilweise spätere Nachgüsse.

Provenienz: Französischer Besitz.

Ein Paar Halbschränke des gleichen Typs sind Teil der Sammlungen im Musée du Château de Versailles (Inv.-Nr. VMB 1053; VMB 1069). Jene Möbel wurden um 1835 von König Louis-Philippe beim Pariser Händler Noel Picot für das Schoss Versailles gekauft. Sie wurden später in die Bibliothèque Mazarine gebracht, wo sie seit 1932 stehen. Eine der beiden Anrichten ist abgebildet in Seymour de Ricci, Louis XIV und Régence – Raumkunst und Mobiliar, Stuttgart, 1929, S. 184, beschrieben als "Versailles, zweitürige Wandkommode".

Das Inventar des Musée National des Châteaux de Versailles et de Trianon datiert die beiden Anrichten in der Bibliothèque Mazarine ins 19. Jh. Sie dürften wie die hier angebotenen Schränke wohl unter Verwendung alter Teile hergestellt worden sein. Der Bronzeschmuck lehnt sich dabei klar an Arbeiten von Charles Crésson und noch mehr André-Charles Boulle an. So finden sich die zwei charakteristischen und markanten Eckprofilbeschläge ebenso an einer dreischübigen Kommode aus Veilchenholzfurnier von André-Charles Boulle im Victoria & Albert Museum (Inv.-Nr. 1083:1to7-1882). Die Beschläge haben jeweils einen gespaltenen Doppelhuf an der Basis, eine einzelne Blume auf einer durchbrochenen Schnecke an der Spitze und ein florales und blattartiges Muster in Form einer umgedrehten Konsole entlang ihrer Länge.

Beinahe identische Halbschränke, jedoch mit leicht abweichenden Details in der Bronzezier bzw. im Furnierbild, tauchten in den letzten Jahren auf Auktionen in Frankreich auf: Eine ‘Commode à portes’ bei Sotheby's Monaco, 4. März 1989, Lot 195, dort beschrieben als "en partie d'époque Louis XIV"; ein "Meuble à deux portes" bei Baron-Ribeyre, Hôtel Drouot Paris, 29. März 2000, Lot 113, welches ins 19. Jh. datiert wurde; sowie ein "buffet à hauteur d’appui" bei Pailly-Pommery et Voutier, Hôtel Drouot Paris, 4. April 2006, Lot 349, beschrieben als Napoléon III. Der Katalogeintrag von Sotheby's Monaco verweist ebenfalls auf die Möbel in der Bibliothèque Mazarine und vermutet, dass der Pariser Händler Noel Picot, offenbar auch Fabrikant, aus einem alten Möbel eine grössere Serie von teils in Details abgeänderten Exemplaren hergestellt hat.

Vergleichsliteratur:
- Williamson, Les Meubles d'art du Mobilier national, Bd I, Abb. 30.
- Daniel Meyer, "Le Mobilier de Versailles, les choix de Louis-Philippe ", in: L'Estampille-L'Objet d'art, 1993, n° 272, S. 69.

CHF 25 000 / 35 000 | (€ 25 770 / 36 080)

Verkauft für CHF 30 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr