Provenienz: Privatsammlung, Baden-Baden. Hochbedeutendes, imposantes Bureau-Ministre, das durch die formelle und qualitative Ausführung besticht. Die "römische Architektur" des Möbels mit den charakteristischen Löweneckstützen findet sich bereits in den 1730er Jahren an englischen Prunkmöbeln, namentlich an einem Bibliothekstisch, der nach Vorlagen von W. Kent und für George II in St. James Palace gefertigt wurde. Die Wiederaufnahme der Löwen-Motive während der Epoche des Empire ist insofern verständlich, als dass der Neoklassizismus sich in verschiedenster Hinsicht den Vorbildern aus der Antike zuwandte. Vom englischen Entwerfer C. Heathcote Tatham ist eine um 1800 entstandende Federzeichnung eines sog. "Tripod" bekannt, welche die nahezu identischen Löwenstützen aufweist. Von T. Hope stammt ein weiterer, sehr ähnlicher Entwurf und wurde in seinem Werk "Household Furniture and Interior Decoration" 1807; Tafel 15, Nr. 1, veröffentlicht. Das hier angebotene Buerau Ministre ist ganz im Geiste des Empire gestaltet - man beachte die Dimension, die Qualität der Verarbeitung und vor allem die Potenz der Ausstrahlung - und lässt auf einen bedeutenden Auftraggeber schliessen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist P.A. Bellangé der Hersteller dieses Möbels. Die kräftige Schnitzerei der Löwenfiguren finden sich in seinem Werk mehrfach, zudem stammt von ihm ein - wenn auch weniger prunkvolles - Bureau mit sehr ähnlichen Löwen (heute Bestand des Musée Marmottan in Paris, Inventarnr. 302). Lit.: Y. Brayer et al., Musée Marmottan - L'Empire, Paris 1977; S. 42 (mit Abb. des erwähnten Bureau aus dem Musée Marmottan).