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Lot 3040 - Z22 Schweizer Kunst - Sonntag, 22. Juli 2007, 15.00 Uhr

GIOVANNI SEGANTINI

(Arco 1858–1899 Pontresina)
St. Moritz in Winter. 1898.
Kohle und weisse Kreide auf rot grundierter Leinwand.
145 x 375 cm.


Gutachten: Annie-Paule Quinsac, Mailand, 02. 04. 1991. Provenienz: Schweizer Privatbesitz. Diese grosse Zeichnung auf Leinwand mit Blick auf St. Moritz und einer Dimension von 145 x 375 cm gehört zu einem grossen, unvollendeten Projekt "Das Alpentriptychon La Vita - La Natura - La Morta", welches Segantini im Anschluss an den Misserfolg des "Engadiner Panoramas" in Angriff nahm, um die Schweizer Hoteliers für die enorme finanzielle Investition zu entschädigen. Die Ursache für das Scheitern des Engadiner Panoramas, welches eines der Hauptattraktionen auf der Weltausstellung in Paris um 1900 werden sollte, lag an den enormen Mietkosten für die Ausstellungsfläche von 3850 m² auf der der kreisförmige Pavillon errichtet werden sollte. Hinzu kamen die Kosten für die Maschinerie der Licht - und Klangeffekte, was sich zusammen auf circa eine halbe Million Schweizer Franken belief; einen Betrag den die Hoteliers nicht bereit waren zu zahlen, nachdem sie bereits das Projekt reichlich finanziell unterstützt hatten. Segantini sah sich gezwungen, sich zweifach zu rechtfertigen, da er zum einen grosszügig im voraus seine Honorarzahlungen erhalten hatte, zum anderen sein Geschäftsverhältnis retten wollte, worüber die europäische Presse bereits zahlreich publiziert hatte. Aus diesem Grund widmete sich Segantini nun dem Alpentriptychon, welches rein bildnerisch und nicht "multi-medial" konzipiert war und aus drei grossen Leinwänden zusammengefügt wurde. In einem Brief vom 31. Januar 1898 an Batrant Bavier, den Repräsentanten der Vereinigung der Engadiner Hoteliers, betitelt Segantini sein Vorhaben wie folgt: "Dividerei l'opera in 3 parti: due delle quali rappresenterebbero St. Moritz d'Este, ed una, St. Moritz d'Inverno. Quattro figure simboliche dividerebbero e fiancheggerebbero le tre parti (...) Ognuna di queste figure, occuperà una tela di due metri di altezza per un metro di larghezza per 2 di altezza, e St. Moritz d'Estate occuperà 6 metri, pure per 2 come il resto. Cosi la lunghezza della tela dipinta verrebbe ad essere di 14m." (zitiert aus: Quinsac, Annie-Paule, ed. Segantini: Trent'anni di vita artistica europea nei carteggi inediti dell'artista e dei suoi mecenati. Lecco: Cattaneo, 1985, Kap. VI, S. 653-657). Im selben Brief schlägt Segantini einen Folgevertrag vor mit weiteren zukünftigen Zahlungsansprüchen sowie die Aufrechterhaltung seiner Urheberrechte, die nach jeder Ausstellung zu leisten wären. Diesem Vorschlag stimmten die Hoteliers jedoch nicht zu, so dass Segantini befreit von jeglichen kommerziellen Verpflichtungen, das Alpentriptychon erneut überarbeitete und es La Vita - La Natura - La Morta (Werden - Sein - Vergehen) betitelte. Segantini teilte damals in einem Brief an William Ritter mit, er beschäftige sich nun mit einem Triptychon für Paris, mit dem er "den Geist der Natur, des Lebens und des Todes" entwickeln wollte (Brief von Giovanni Segantini an William Ritter, 8. März 1899, Kopie im Kulturarchiv Oberengadin, Samedan, zitiert aus: Julia Klüser, De Maiore ad Minorem und zurück. Zur Werkgenese von Giovanni Segantinis Alpentriptychon, in: Ausst. Kat. Giovanni Segantini, Kunstmuseum St. Gallen, Segantini Museum, St. Moritz 1999, hrsg. von Beat Stutzer und Roland Wäspe, Ostfildern, 1999, S. 170). Dabei sollten neben den monumentalen Gemälden (Segantini Museum, St. Moritz) auch eine aufwendige, reich verzierte Rahmenarchitektur hinzukommen. Mit den drei grossen, ausführlichen Entwurfszeichnungen (Segantini Museum, St. Moritz) erklärte Segantini dem Panorama - Komitee seine Vorstellungen (Siehe Quinsac, Annie- Paule, Segantini. Catalogo generale, 2 Bände, Milano 1982, Nr. 603). Über jeder der drei grossen Landschaftsdarstellungen befinden sich Lünetten mit eingefügten Bildern. Die mittlere zeigt eine Ansicht auf St. Moritz bei Nacht, die linke zeigt eine schwebende Gestalt als Allegorie des Windes sowie den personifizierten Tod, der die Seelen in seine Obhut nimmt. Zur rechten folgen dann abschliessend zwei Engel, die eine Verstorbene ins Himmelreich hinaufheben. Die Darstellung von "St. Moritz bei Nacht" der mittleren Lünette für die Komposition von "La Natura" (Siehe Abb. 1) kann eindeutig als Vorzeichnung für die hier zum Verkauf stehende grosse Zeichnung auf Leinwand angesehen werden. Annie Paule Quinsac, der unsere grosse Zeichnung bis 1991 unbekannt war, bestätigt, dass es sich hierbei um nichts anderes als die erste Umsetzung einer Idee handelt, wobei ein typisches Verfahren des Künstlers jener Zeit verwendet und die Zeichnung mittels eines Rastersystems auf eine rot grundierte Leinwand übertragen wurde. Dabei scheint dies die einzige Umsetzung zu sein, da keine weiteren Vorzeichnungen auf Leinwand bekannt sind. Die Entwürfe fanden damals grosse Begeisterung bei Alberto Grubicy, der allerdings auch die geringe Zeit, die Segantini für die Ausführung des Triptychons blieb, zu Bedenken gab (Siehe Julia Klüser, in: Stutzer, Wäspe 1999, S. 171). Als der Maler am 28. September 1899 überraschend auf dem Schafberg starb, waren die drei Haupttafeln Das Leben - Die Natur - Der Tod nahezu vollendet. Doch weder die Rahmen noch die anderen beiden Lünetten waren damals in Angriff genommen worden.

CHF 180 000 / 250 000 | (€ 185 570 / 257 730)

Verkauft für CHF 212 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr