Provenienz: Privatsammlung, Monte Carlo. Eine in der Formgebung analoge Deckelvase mit Sèvres-Porzellan in "beau bleu" und nahezu identischem Bronzezierrat wurde in den 1770er Jahren für den polnischen Königshof geliefert und ist heute Teil der Sammlungen des Palais Lazienki in Warschau. Ein weiteres Paar mit in die Gefässe eingebauten Girandolen befindet sich heute in den Sammlungen von Fontainebleau. Der Maler F. Boucher soll ein Modell aus grünem Sèvres-Porzellan besessen haben, wie auch der Duc de Coigny (1737-1821), Maréchal de France und Berater von Louis XVI. Vergleichbare Vasenpaare wurden bei Christies' London am 4.12.1975 (Katalognr. 51) und bei Sotheby's Monte Carlo am 29.5.1980 (Katalognr. 833) verkauft. Die Manufaktur Sèvres begann in den frühen 1760er Jahren mit der Herstellung von Vasen mit Bronzemontur; letztere wurden von den "marchand-merciers" angebracht und mit der eigenen Signatur versehen, nachdem sie die Porzellangefässe zwecks Weiterverkauf erworben hatten. Die bedeutendsten Objekte dieser Art wurden im sog. "beau bleu" hergestellt und nahezu ausschliesslich für den französischen oder europäischen Hochadel gefertigt; eine königliche Lyrapendule wurde in unserer November-Auktion 1995 (Katalognr. 4012) verkauft. Die wichtigsten "marchand-merciers" und "bronziers" der Epoche, wie z.B. D. Daguerre und P.P. Thomire, werden in den Archiven der Manufaktur Sèvres als Abnehmer erwähnt und lieferten Entwürfe für die Porzellangefässe. In den frühen 1780er Jahren übernahm P.P. Thomire die Nachfolge von J. Duplessis als Entwerfer und "bronzier" der Manufaktur Sèvres und festigte die Zusammenarbeit mit D. Daguerre, der unter anderem Madame Adélaide, Madame du Barry, Maria Feodorovna und das englische Königshaus belieferte. Lit.: P. Verlet, Les bronzes dorés du XVIIIe siècle, Paris 1987; S. 72f. (mit Abb. der erwähnten Vase aus dem Warschauer Palais) und S. 205 (mit Abb. der Vasengirandolen von Fontainebleau).