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Lot 1018* - A157 Möbel, Porzellan & Dekoration - Donnerstag, 23. Juni 2011, 10.00 Uhr

AUFSFATZSEKRETÄR,

sog. "bureau à gradin", Barock, Lüttich um 1720.
Nussbaum, Wurzelmaser, Sykomor und heimische Fruchthölzer gefriest sowie fein eingelegt mit Bandelwerk, Reserven und Zierfries sowie teils ebonisiert. Rechteckiger Korpus mit geradem, gekehltem Kranz auf gerader Zarge mit durch geschweiften Kreuzsteg verbundenen, oktogonalen Beinen auf gequetschten Kugelfüssen. Front "en arbalète" mit abklappbarer Kopfschublade - das Schreibfach offenbarend - über 2 Schubladen. Innneneinteilung mit 6 Schubladen auf 2 Reihen. Die mittlere Schublade abklappbar und als Schreibstütze verwendbar. Zurückgesetzter Aufsatz mit grosser, auch inwendig, analog der Schreibplatte markettierter Zentraltüre, flankiert von je 4 Schubladen. Schmale Kranzschublade. Zentralverschluss. Bronzebeschläge. 108x62x(offen 74)x190 cm.


Provenienz: Aus einer europäischen Privatsammlung. Feines Möbel in nahezu unberührtem Zustand mit alter Patina. Ein ähnliches Möbel ist abgebildet in: T. Wolvesperges, Le meuble en Belgique, Brüssel 2000; S. 169 (Abb. 67). Ein vergleichbares "bureau à gradin" befindet sich als Exponat im Musée D'Ansenbourg, Lüttich. Das hier angebotene Möbel offenbart sehr schön die eigenständige Formensprache Lütticher Schreinermeister, welche sich - als Bewohner eines Fürstbistums - sich orientierten an höfische Möbel von Frankreich und den Niederlanden. Das hier angebotenene "bureau à gradin" zeigt starke Einflüsse vom Antwerpener Ebenisten H. van Soest (Hendrik van Soest, 1659-1726), der u.a. Möbel für den Bayerischen Kurfürsten fertigte. Die Quellenlage über Lütticher Ebenisten ist sehr spärlich, was eine Zuschreibung eines Möbels sehr schwierig macht - eine Ausnahme bildet der Ebenist J.P. Heuvelmann (Jean Pierre Heuvelmann, 1722-1773), von dem einige Möbel noch erhalten sind. Die im 18. Jahrhundert hergestellten Lütticher Möbel waren im ganzen westlichen Rheinland von der Mosel bis zur Eifel verbreitet. Sie wurden in hoher handwerklicher Qualität für ein finanzkräftiges, einflussreiches Bürgertum gefertigt, das sich vor allem durch Handel und Gewerbe eine starke Stellung geschaffen hatte - vergleichbar mit dem Patriziat der Hansestädte. Die Möbel weisen durchaus höfische Eleganz auf, entwickelten sich aus dem Louis-XIV- und Régence-Stil und bestechen durch eine ausserordentlich feine Einlegearbeit. Bei den markettierten Möbeln fallen neben der Holzwahl vor allem auch die grossflächige Flächenornamentik mit ihren geometrischen Motiven und Bandelwerk auf. Lit.: H. Kreisel, Die Kunst des deutschen Möbels - Spätbarock und Rokoko, München 1970; II, S. 284-288 (Angaben zum Aachener-Lütticher Kunsthandwerk). T. Wolvesperges, Le meuble en Belgique, Brüssel 200; S. 80ff.

CHF 25 000 / 45 000 | (€ 25 770 / 46 390)

Verkauft für CHF 33 600 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr