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Lot 3048* - A160 Gemälde Alter Meister - Freitag, 30. März 2012, 15.00 Uhr

CLARA PEETERS

(um 1590 Antwerpen um 1659)
Stilleben mit Façon de Venise - Glas, Römer und einer Kerze (Allegorie der Hochzeit). 1607.
Öl auf Holz.
Unten links signiert und datiert: CLARA.P.1607 (09).
23,7 x 36,7 cm.


Provenienz: - Privatbesitz Schweiz. - Galerie Hoogsteder, Den Haag. - Europäische Privatsammlung. Literatur: - Segal, S.: A Prosperous Past. The Sumptuous Still Life in the Netherlands 1600-1700, Ausst. Kat. The Hague 1988, S. 67-68, S. 229, Nr. 7, Farbabb. auf S. 82. - Hibbs Decoteau, P.: Clara Peeters 1594 - ca. 1640 and the Development of Still Life Painting in Northern Europe, Freren 1992, S. 8, 14-15, 104, 178, Abb. 2. - Milman, M.: `The Mysterious "Nejlikan" Revisited. Some Thoughts about the Symbolism of the Carnation', Konst-historisk Tidskrift 65 (1996), Nr. 2, S. 128-129, Abb. 13. - Meijer, Fred G.: The Collection of Dutch and Flemish Still Life Paintings Bequeathed by Daisy Linda Ward, Zwolle 2003, S. 262, Notiz 1. - Neumaster, Mirijam: Das Nachtstück mit Kunstlicht in der niederländischen Malerei und Graphik des 16. und 17. Jahrhunderts, Petersberg 2003, p. 412, Farbabb. 12. - Biesboer, P. (Hrsg.): Pieter Claesz; meester van hetstilleven in de Gouden Eeuw, cat. tent. Frans Hals Museum, Haarlem, Zwolle 2004, S. 11, Abb. 2. Ausstellungen: - De Rijkdom Verbeeld, Stedelijk Museum Het Prinsenhof, Delft 1988, Nr. 7. - Elck zijn waerom, vrouwelijke kunstenaars in België en Nederland 1500-1950, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen, 17.10.1999 - 16.1.2000, Museum voor Moderne Kunst Arnhem, Arnhem 26.2.2000 - 4.6. 2000. - High Spirits, Kunsthandel Hoogsteder & Hoogsteder Den Haag, 2.4. - 26.4.2002. - Sint-Nicolaas, Een feestelijke expositie over een bijzondere traditie, Museum Catharijne Convent,Utrecht 1.10.2009 - 3.1.2010. - A Feast for the Eyes - Food in Still life, Kunstforum Vienna, 10.2. - 30.5.2010. Dieses exquisite Stilleben mit einer Kerze, Zuckerwerk und zwei Weingläsern ist eines der frühesten bekannten Arbeiten von Clara Peeters. Ob es sich um das erste Stilleben im Oeuvre der Künstlerin handelt, ist sich die Wissenschaft noch nicht ganz einig, da die Datierung von Sam Segal anlässlich der Delfter Ausstellung von 1988 "A Prosperous Past" als 1607 gelesen wurde. Pamela Hibbs Decoteau glaubt allerdings in der letzen Ziffer eine 9 erkennen zu können, wonach es nach dem Stilleben mit der ebenfalls nicht ganz deutlich lesbaren Datierung von 1608/09, welches sich einst in der Sammlung J. J. Schoen befand und heute verschollen ist (datiert 1608/09, Decoteau, ebd., S. 13, Abb. 1, S. 178, Abb. S. 14), gemalt wurde. Wie bei anderen frühen Stilleben von Clara Peeters blickt der Betrachter von einem hohen Standpunkt auf die Komposition, die Objekte sind überschaubar platziert und die Tischkante ist nur gering am unteren Bildrand zu erkennen, auf der sich die Signatur und Datierung der Malerin befindet. Dabei handelt es sich bei den dargestellten Objekten um besonders kostbare, wie das goldstielige venezianische Glas, der mit einem Rubin besetzte Gold- und Silberring sowie die Goldanhänger am Rosmarinzweig. Hibbs Decoteau weißt darauf hin, dass einige der Objekte deutlich den Einfluss Osias Beerts zeigen, so die brennende Kerze, deren Flamme den Raum erleuchtet (ebd., S. 15). Wie bei Beert werden kostbare Luxusgegenstände, anderen, die auf die Kürze und Vergänglichkeit des Lebens hinweisen, wie die Kerze und die Fliege, gegenübergestellt. Gleichzeitig lässt sich aber in dieser Arbeit schon eine gewisse Eigenständigkeit feststellen, die sich im asymmetrischen Arrangement sowie der für diese Zeit eher untypischen Überlappung der Gegenstände zeigt. Charakteristisch für Peeters Malweise ist die Kombination aus Transparenz, wie hier bei den Flügeln der Fliege, der Kerze und dem Zuckerwerg und dickeren Pinselstrichen, die im Kerzenlicht sowie bei den Reflektionen im Rotwein zu erkennen sind. Die Reduktion der Komposition auf wesentliche Objekte unterscheidet Peeters von Osias Beert und anderen Malern von Frühstücks-Stilleben jener Zeit und verdeutlicht ihre zentrale Rolle in der Entwicklung des Stillebens in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts. Neben der Vanitassymbolik in unserem Stilleben wurde kürzlich darauf hingewiesen, dass es sich bei dieser Darstellung um ein freudiges Ereignis handelt und der Bezug zu einer Hochzeit hergestellt wird. Insbesondere die goldenen Ornamente am Rosmarinstrauch geben hierzu Aufschluss. Diese Anhänger in Form von Erdbeeren wurden am Kleid getragen. Im 17. Jahrhundert wurden sie als Dekoration des Hochzeitsessens verwendet und der Braut als Geschenk überbracht. Erdbeeren galten ferner aufgrund ihrer zahlreichen Körner als Symbol für Fruchtbarkeit und somit als Symbol für die Eheschliessung. Eine italienische Liste mit Hochzeitschmuck von 1295 führt fünfzehn Fragulae de auro (goldene Erdbeeren) auf. Weitere Hinweise auf eine Hochzeit sind der Rosmarinzweig als Symbol für Treue sowie der Ring, der als ein charakteristischer Hochzeitsring identifiziert wurde. Neben dieser Symbolik hat die Künstlerin aber auch noch eine persönliche Note hinzugefügt, in dem sie ihr Portrait als Reflektion am Fusse des Kerzenständers wiedergibt. Das Zuckerwerk in Form eines P mag ferner auf ihren Namen verweisen. Über das Leben von Clara Peeters ist wenig bekannt. Sie gilt als die erste dokumentierte Stillebenmalerin, die 1627 im Nachlass von Herman Saftleven in Rotterdam mit einem Fischstilleben nach(!) Clara Pieters aufgeführt ist (Willigen, Adriaan van der/Meijer, Fred G.: A Dictionary of Dutch and Flemish Still-life Painters Working in Oils, 1525-1725, Leiden 2003, S. 158-159). Es wird vermutet, dass sie wahrscheinlich in den 1580er Jahren in Antwerpen geboren wurde und in den frühen 1600er Jahren dort ihre Ausbildung zur Malerin erhielt. Die künstlerische Nähe zu den Antwerpener Malern, wie beispielsweise Osias Beert und Hieronimus Francken II., lässt von einem Austausch ohne Zweifel ausgehen. 1612 war sie in Amsterdam tätig und 1617 in Den Haag. Wahrscheinlich verweilte sie auch in Middelburg, da der Einfluss der dortigen Stillebenmaler deutlich in ihrem Oeuvre zu erkennen ist. Hibbs Decoteau erwähnt insgesamt 31 gesicherte Werke, die entweder mit CLARA PEETERS oder wie häufiger und in unserem Fall CLARA P signiert sind. Andere Autoren reduzieren oder ergänzen diese Anzahl (ebd., Fussnote 1, S. 7), dennoch bleibt es ein sehr kleines, aber äusserst qualitätsvolles und einflussreiches Oeuvre, von dem nur noch wenige Beispiele auf dem Kunstmarkt zu finden sind.

CHF 180 000 / 250 000 | (€ 185 570 / 257 730)

Verkauft für CHF 258 000 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr