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Lot 1102 - A180 Decorative Arts - Donnerstag, 30. März 2017, 10.00 Uhr

FOLGE VON 8 TAPISSERIE-FAUTEUILS "A LA REINE",

Louis XV, die späteren Gestelle nach Modellen von J.B. TILLIARD (Jean-Baptiste II Tilliard, Meister 1752), die Bezüge Manufacture de Beauvais, Paris 18./19. Jh.
Buche mouluriert sowie ausserordentlich fein beschnitzt mit Kartuschen, Blumen, Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifter, trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Geschweifte jochförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf geschweiften -stützen. Gut erhaltener Tapisseriebezug mit Figurenstaffage für die Rückenlehne sowie Szenen aus den Fabeln von La Fontaine für den Sitz. Vergoldung teils bestossen.
63x55x45x101 cm.


Provenienz: Privatsammlung, Schweiz.

Seit den 1720/40er Jahren entstanden in den bedeutendsten französischen Manufakturen - im Atelier des Gobelins, in den Manufakturen von Aubusson und Beauvais - qualitativ hochwertige Tapisseriebezüge für Sitzmöbel, welche in punkto Fantasie und Ingeniosität den Wandbehängen in nichts nachstanden und mit ihnen zusammen Teil eines "Gesamtkonzeptes" waren. Als eines der gelungensten Beispiele soll das in der Galerie Koller Zürich am 22.3.1995 (Katalognr. 561-563) verkaufte königliche Ameublement erwähnt werden, mit Blumenbouquets auf zyklamenrotem "Rose Pompadour"-Fond, mit den unter J. Neilson entstandenen Bezügen; es wurde gleichzeitig mit den berühmten, heute im Metropolitan Museum in New York ausgestellten Tapisserien nach Vorlagen von F. Boucher gefertigt.

Mit der bildlichen Umsetzung von Themen aus den Fabeln von De la Fontaine (1611-1695) gelang den in erbitterter Konkurrenz arbeitenden Manufakturen ein kommerzieller Grosserfolg; die Motive aus den stark ironisierenden, zugleich gesellschaftskritischen Fabeln entsprachen der komplexen Sozietät des französischen 18. Jahrhunderts. In diesen Fabeln, in Anlehnung und Weiterentwicklung der moralischen und gesellschaftskritischen Erzählungen der griechischen Antike, wurden menschliche Eigenschaften, sozialer Status und vor allem auch das Leben am Hof durch personifizierte Tiere oder durch "allusions" und "sous-entendu moqueurs" in Versform dargelegt. Zugleich entwickelte sich die literarische Form der Fabel von der didaktischen Schrift zu einer angesehenen Kunstform. Der Grosserfolg dieser Fabeln - belegt durch mehrfache Auflagen im frühen 18. Jahrhundert - zeigt sich auch in der Umsetzung der Themen durch das Kunsthandwerk, wofür das hier angebotene Ameublement ein perfektes Zeugnis ablegt. Bedeutende Ebenisten wie J.B. Tilliard und N.Q. Foliot fertigten für den Hochadel Tapisserie-Ameublements, die normalerweise aus 1 Canapé und 8 Fauteuils bestanden.

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 832ff (biogr. Angaben) S. 314-317 (mit Abb.) und S. 832-841 (mit Abb.). J. Nicolay, L'art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 454f. (biogr. Angaben) S. 133f. (Abb. B, C, G, H) und S. 545f. (Abb. I. K, P, R). B.G.B. Pallot, Le mobilier du Musée du Louvre, Dijon 1993; II, S. 201 (biogr. Angaben).

CHF 9 000 / 14 000 | (€ 9 280 / 14 430)

Verkauft für CHF 18 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr