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Lot 3632* - A181 Grafik & Multiples - Samstag, 01. Juli 2017, 16.00 Uhr

ERNST LUDWIG KIRCHNER

(Aschaffenburg 1880 - 1938 Frauenkirch b. Davos)
Drei Akte im Wald. 1933.
Farbholzschnitt, 5. Zustand (endgültiger Zustand). Eines der bekannten 17 Exemplare dieses Zustands. Unten rechts mit Bleistift signiert: ELKirchner, sowie unten links: Handdruck. Darstellung 35,3 x 49,7 cm auf Japanbütten 38 x 57 cm.


Wir danken Herrn Prof. Dr. Günther Gercken für seine wissenschaftliche Unterstützung. Das Werk wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Druckgrafik Ernst Ludwig Kirchners von Herrn Prof. Dr. Gercken unter der Werkverzeichnisnummer: 1728 aufgenommen.

Provenienz: Sammlung Dr. Hans Werner Riedel und Dr. Ralf Dieter Loher-Riedel, München.

Werkverzeichnis: Dube, Nr. W637 e2V.

Literatur:
- Gercken, Günther: Ernst Ludwig Kirchner. Farbige Druckgraphik, München 2008 (vgl. Nr. 94 - 96).
- Spieler, Reinhard (Hrsg.): Ernst Ludwig Kirchner - Drei Akte im Wald. Hackstücke #1 (erschienen anlässlich der Ausstellung vom 6. März - 24. Mai 2010 im Wilhelm-Hack Museum, Ludwigshafen), Ludwigshafen 2010.

„Dies wird ein grosses Bild mit Sonnenflecken, auch seit 1933 in Arbeit“ schreibt Ernst Ludwig Kirchner am 15. Juni 1934 an seinen Sammler und Mäzen Carl Hagemann (Spieler, Reinhard/ Eiling, Alexander B. (Hrsg.): Ernst Ludwig Kirchner. Drei Akte im Wald. Hackstücke #1, Bielefeld 2010, S. 9).

Die intensive Auseinandersetzung mit dem Bildmotiv der drei Akte im Wald beginnt jedoch schon 1928/29 mit einer schwarz-weiss Fotografie. Die drei Akte sind Erna Schilling und Lotte Kraft-Rohner, die auf der linken Seite stehen bzw. sitzen und vermutlich Esther Haufler, die ihnen gegenüber sitzt. In den folgenden Jahren finden sich zahlreiche Zeichnungen und Skizzen, in den Kirchner mit eben dieser Komposition spielt. Zudem kommt in den Zeichnungen noch das Ausprobieren von Licht und Schatten hinzu. 1933/34 entstehen zwei ausgearbeitete Zeichnungen sowie zwei Aquarelle. Zeitgleich arbeitet er an den ersten Holzschnitten zu diesem Thema. 1934/35 malt er das Gemälde „Drei Akte im Wald“, das sich heute im Wilhlem-Hack Museum Ludwigshafen befindet.

Die Holzschnitte, von denen wir eines der Exemplare des 5. und engültigen Zustand anbieten können, zeigen eindrücklich Kirchners herausragendes Können und seine unglaubliche Experimentierfreude, wenn es um Drucktechniken geht. Er beginnt seine Serie von Holzschnitten mit der Erstellung und dem Druck einer schwarzen Zeichnungsplatte, was zu einem schwarz-weissen Holzschnitt führt und entwickelt ihn weiter zu einem Farbholzschnitt. Der nächste Schritt ist der Druck von 2 Farbstöcken, wobei er auch immer an der Darstellung arbeitet. Seine Meisterschaft im Umgang mit Holzschnitten wird deutlich, wenn er die Trennung zwischen Zeichnungs- und Farbstock aufhebt und Teile des Farbstocks mit dem Zeichnungsstock kombiniert. Im endgültigen Zustand führt das Zerschneiden von Druckstöcken und damit die Möglichkeit, in unterschiedlichen Reihenfolgen zu drucken dazu, dass kein Abzug dem anderen gleicht, und jeder seine ganz eigene Wirkung hat.

„Drei Akte im Wald“ steht exemplarisch für Kirchners späten Stil der 1930er Jahre. Er lässt die eckigen Figuren und spontanen Zeichnungen hinter sich und wendet sich einer flächigen und ruhigeren Formsprache zu. Beeinflusst wird er in dieser Zeit durch Picassos „Linearstil der späten 1920er und frühen 1930er Jahre mit seinen grossen zusammenhängenden Farbflächen und der Verschmelzung von Figuren und Objekten durch eine gemeinsame Kontur“ (zit. Eiling, ebenda, S. 13).
Der Akt in der Landschaft ist ein Schlüsselthema im Oeuvre Kirchners, und er setzt sich ein Leben lang damit auseinander. „Er selbst hat sich zeitlebens als Maler des modernen Menschen sowie des Aktes in der freien Natur verstanden, damit ein thematisches Gegensatzpaar aufgreifend, das die gesellschaftlich zentralen Polaritäten des beginnenden 20. Jahrhunderts zwischen Modernisierung und Technisierung einerseits sowie dem Beschwören einer verloren gegangen Einheit von Mensch und Natur andererseits treffend verband.“ (zit. Eiling, ebenda, Nr. 14) Auch die Auseinandersetzung mit optischen Phänomenen, im Vorliegenden das Spiel von Licht und Schatten, beschäftigt ihn ein Leben lang.
Kompositorisch greift er offensichtlich auf Manets „Das Frühstück im Freien“ von 1863 zurück, reduziert seine Komposition allerdings auf die drei Akte.

CHF 70 000 / 90 000 | (€ 72 160 / 92 780)

Verkauft für CHF 60 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr