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Lot 1267* - A180 Decorative Arts - Donnerstag, 30. März 2017, 10.00 Uhr

1 PAAR GIRANDOLEN "A FEMME ADOSSEE",

Empire, von P.P. THOMIRE (Pierre Philippe Thomire, 1751 Paris 1843), Paris um 1805/10.
Matt- und glanzvergoldete sowie patinierte Bronze und "Griotte Rouge"-Marmor. Stehende, an Stele sich lehnende, weibliche Figur, auf dem Kopf eine Deckelvase und umschlungen von 4 markant geschweiften Lichtarmen mit lotusblütenförmigen Tüllen, auf Rechteckpostament mit Lyraapplikation und palmettenbeschmückter Sockelplatte.
H 69 cm.


Provenienz: Aus einer europäischen Sammlung.

Mit Gutachten von J.D. Augarde, Paris 2017.

Das hier angebotene Modell wurde von P.P. Thomire in den Jahren 1801/02 kreiert. In seinem Inventar von 1814 wurde das gleiche Modell erwähnt, beschrieben als "une paire de girandoles à figures de femmes adossées portant dans chaque main deux palmes pied en griotte avec appliques", und geschätzt mit "590 francs".

Es sind mehrere, teils identische Modelle bekannt; ein Paar, stammend aus der berühmten Sammlung R. Fribourg in New York, wurde bei Sotheby's New York am 12.10.1963 (Katalognr. 646) und später bei ebd., Zürich am 29.11.1995 (Katalognr. 272) verkauft, ein weiteres Paar bei Koller Zürich am 7.11.1964 (Katalognr. 2163), ein drittes bei Christie's London am 11.9.2008 (Katalognr. 192) und ein viertes bei Christie's Paris am 10.12.2008 (Katalognr. 271) verkauft. Ein Paar mit "Vert de Mer"-Sockel ist Teil der Sammlungen von Königin Elisabeth in Buckingham.

Von seinem Vater Luc-Philippe (gest. 1783) erhielt P.P. Thomire 1772 den Titel "Maître fondeur-ciseleur", vier Jahre später fügte er "doreur" hinzu. 1783 wurde er Nachfolger von C. Duplessis als "ciseleur et doreur" der Manufacture de Sèvres. Zudem soll er, nach einer Bildhauer-Ausbildung in der Akademie St. Luc, die Ateliers von A. Pajou und J.A. Houdon besucht haben. Mit Houdon arbeitete er mehrmals zusammen, so beispielsweise für die Büste "Grandeur Nature" für Prinz Henri von Preussen (1789). Nach R.G. Dardel schuf er die "Grand Condé à la bataille de Fribourg" (1785), zudem übernahm er Figuren von J.B. Pigalle und L.S. Boizot in Bronze. Während der gleichen Zeit schuf P.P Thomire eigene Modelle und Skulpturen, wie zum Beispiel die "Deux amours se disputant un coeur" für die Ausstellung im "Salon de la Correspondance" 1781, zwei Portraits von Voltaire und ein weiteres von J.J. Rousseau. Seltener sind seine Figuren in Marmor, wie das Selbstportrait für die Ausstellung im Salon 1810. Seine Zusammenarbeit mit L.S. Boizot, Leiter der Bildhauer in der Manufacture de Sèvres, war, wie die zahlreichen Modelle beweisen, sehr fruchtbar und hielt bis zu Boizots Tod an. Die Kontakte zu N. Delaistre, J.J. Foucou, P.P. Prud'hon und P.L. Roland und die entstandenen gemeinsamen Projekte brachten Thomire bereits in den 1780er Jahren den Ruf als bester "fondeur-ciseleur" von Paris ein. Diese Erfolge wurden während der letzten Jahre des ausgehenden 18. Jahrhunderts durch Auftragsarbeiten für das Ausland - vor allem für die Königs- und Adelshäuser in Spanien und Russland - so markant verstärkt, dass er die grosse Nachfrage nach Luxusobjekten 1807 nur mit über 200 Angestellten zu bewältigen vermochte. Seit 1804, als er Objekte aus dem Geschäft von M.E. Lignereux, dem er früher Bronzen geliefert hatte, aufkaufte, gelangen ihm die wohl phantasievollsten Werke. Bereits im Directoire erhielt er anlässlich der Ausstellung der "Produits industriels" die Goldmedaille, eine Ehrung, die Thomire und seiner Firma bis zu seinem Tod in jeder Ausstellung zuteil wurde. 1834 erhielt er von König Louis-Philippe die Mitgliedschaft der "Légion d'Honneur". Für das Unternehmen Thomire waren die Jahre nach 1820 von der Übernahme der Firma durch P.P. Thomires Schwiegersöhne und Enkel und von grossen finanziellen Schwierigkeiten geprägt. P.P. Thomire zog sich nach 1823 langsam zurück, blieb aber als "künstlerischer Mentor" die bedeutendste kreative Kraft.

Lit.: J. Niclausse, Thomire, Fondeur-Ciseleur-sa vie, son oeuvre, Paris 1947.

CHF 30 000 / 50 000 | (€ 30 930 / 51 550)

Verkauft für CHF 23 300 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr