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Lot 1131 - A192 Decorative Arts - Donnerstag, 18. Juni 2020, 14.00 Uhr

KOMMODE "COMMODE À ENCOIGNURES"

Transition, Paris um 1765/70. Signiert von Jean-François Oeben (1721-1763).
Satinholz, Amarant und Mahagoni eingelegt in Form von geometrischen Reserven, Filets und Mäanderfries. Markant trapezförmiger Korpus mit geschwungenen Seiten auf ausgeschnittener Zarge und geschweiften Beinen mit ausstehenden Stollen und Bronzesabots. Front mit 3 Schubladenrängen, die unteren ohne Traverse, die obere durch ein Bronzefries abgesetzt. Die Seiten mit geschweiften Türen. Vergoldete Bronzebeschläge; Schlüsselschilder mit Blattdekor, Ringhenkel als Griffe, karniesförmige Eckzierden sowie Schürzenzierde mit Eichenlaub und Löwenkopf. Profiliertes grau/blau gelbes Marmorblatt. 2 Schlüssel.
127 x 61,5 x 89 cm.


Guter restaurierter Zustand. Kleinere Furnierergänzungen.

Provenienz:
- Charles Balaÿ, Antiquaire, 8, rue Auguste Comte Lyon, 1989.
- Schweizer Privatbesitz.

J.F. Oeben wurde in Franken geboren. Er kam zwischen 1742 und 1745 in Paris an. Ab 1751 mietete er sich in den "Galeries du Louvres" ein. 1754 wurde er dank der Förderung der Madame de Pompadour, für die er einige Arbeiten fertigen durfte sowie auf Empfehlung von Marigny zum "ébéniste du Roi" der Manufacture des Gobelins ernannt. Gleichzeitig wurde er zum "ebeniste-mécanicien du roi". Ein Grossteil seine Kundschaft bestand aus dem Hochadel und der königlichen Familie.
Das Werk Oebens besticht vor allem durch den Formenreichtum und die aufwändigen und überaus feinen Einlegearbeiten. Bekannt ist Oeben auch für Möbel mit raffinierten machanischen Lösungen sowie Geheimfächern. Einige in der Gestaltung und Marketerie einfachere Möbel, insbesondere einige Kommoden à la grecque, an die sich unsere Kommode in der Form, insbesondere den auskragenden Eckstollen der Beine anlehnt.
Als "ouvrier de la Couronne" musste Oeben seine Arbeiten nicht signieren; er trat erst 1761 der Pariser Zunft bei. In den letzten Lebensjahren erhielt Oeben wohl seinen bedeutendsten Auftrag, nämlich für die Herstellung des berühmten "bureau du Roi", der sich heute wieder in Versailles befindet. Er selbst hat die Vollendung dieses Meisterwerkes nicht mehr miterlebt, er starb, ehe er das Stück fertig stellen konnte. Sein Schüler Jean-Henri Riesener beendete die angefangenen, umfangreichen Arbeiten seines Meisters 1769.

Die hier angebotene Kommode könnte ebenfalls in die späte Zeit Oebens bzw. in die frühe Zeit des Jean-François Riesener fallen, welcher dessen Werkstatt weiterführte und 1767 die Witwe seines ehemaligen Lehrers heiratete, welche eine Tocher des berühmten Ebenisten Roger Vandercruse La Croix war.
In ihrer Formensprache und der Marketerie ist diese Kommode eher als Arbeit Rieseners einzuordnen. Es ist bekannt, dass Riesener, der bis 1767 selber nicht die Meisterwürde erlangt hatte, seine Möbel anfangs mit der Signatur seines Vorgängers, J.F. Oeben stempelte. Auch das Werk Rieseners besticht durch die Kreativität in Sachen Form und Schmuck. Er schuf einen eigenen Stil, der leicht erkennbar ist. Charakteristisch ist etwa eine Gliederung der Korpusfront in drei Teile mit einer starken Betonung des Mittelteils, wie bei unserem Möbel ebenfalls erkennbar ist.

Vergleichende Literatur:
- P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 609-620.
- J. Nicolay, L'art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 336f.
- A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 253-263.
- Rosemarie Stratmann-Döhler. Jean-François Oeben 1721-1763. Paris 2002.

CHF 50 000 / 70 000 | (€ 51 550 / 72 160)

Verkauft für CHF 46 660 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr