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Lot 1128 - A206 Decorative Arts - Donnerstag, 21. September 2023, 10.00 Uhr

FEINER UND SELTENER SPIELKASTEN FÜR SCHACH UND TRICTRAC MIT RELIEFINTARSIEN

Freie Reichsstadt Eger (heutiges Tschechien), Mitte 17. Jh. Wohl Werkstatt von Samuel Eck (1604–1664).
Nadelholz, Nussbaum, Wurzelmaser und andere teils getönte einheimische Laubhölzer geschnitzt, punziert sowie teils im Relief eingelegt. Quadratische, aufklappbare Schatulle, die Seitenwandungen mit Flammleisten geschnitzt. Der Deckel mit von Flammleisten gefasster Reserve, intarsiert mit einer vielfigurigen Darstellung vor gebirgiger Landschaft mit befestigter Stadt, Abigail bittet König David um Verzeihung (1. Buch Samuel 25:1-43). Der Deckelrand mit reliefierten Blüten belegt. Die Rückseite in entsprechender Umrahmung mittig mit Schachfeld, eingelegt mit Blumen und Früchtemotiven. Innen die Deckel mit Trictrac-Spielfeld intarsiert in Form von Obelisken mit Standarten sowie Delphinen auf Kugeln. Vergoldete Metallschliesse und Scharniere, fein graviert mit Lorbeerkränzen und Mäanderfriesen.
52,5 × 52,5 cm.


Leichte Kratzer und Gebrauchsspuren, teils etwas ausgebleicht. Eine Flammleiste ersetzt.

Provenienz: Schweizer Privatsammlung, gekauft im englischen Handel 1989.

Reliefintarsien bzw. Einlegearbeiten, die neben dem flächigen auch eine plastische Dimension aufzeigen, sind eine Besonderheit der Werkstätten aus der freien Reichsstadt Eger (heutige Tschechische Republik). Dabei wurden unterschiedlich starke Hölzer verwendet, im Relief beschnitzt, teils eingefärbt und zu Intarsienbildern zusammengesetzt. Es entstanden wundervolle Schatullen, Spielkästen und kleine Kabinette, die sich beim europäischen Adel und an den Höfen hoher Beliebtheit erfreuten. Solche Reliefintarsien gelten als Alleinerkennungsmerkmal für die Arbeiten der Egerer Werkstätten, so dass sich der Name "Egerer Kabinette" oder "Egerer Kästchen" dafür durchsetzte.
Ein vergleichbarer Spielkasten ist abgebildet bei: Kunsthistorisches Museum Wien. Spielwelten der Kunst. Kunstkammerspiele. Mailand 1998. S. 164/165. Nr. 82. Das Hauptbild auf jenem Kasten zeigt die Errettung der Andromeda durch Preseus aus Ovids Metamorphosen. Man nimmt an, dass solche mythologischen oder biblischen Szenen wie auf dem Deckel dieses Spielkastens auch Gegenstand von Wissensspielen waren, die sich im 17. und 18. Jahrhundert grosser Beliebtheit erfreuten. Das Vorbild für die Darstellung der Abigail mit König David geht auf einen Kupferstich von Royaumont Sébastien Leclerc (1637 – 1714) zurück.

CHF 10 000 / 15 000 | (€ 10 310 / 15 460)

Verkauft für CHF 37 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr