Das vorliegende Werk ist in den Archives Serge Poliakoff unter der Nummer: 864016, registriert. Wir danken Thaddée Poliakoff für seine freundliche Unterstützung.

Provenienz:
- Erker Galerie, St. Gallen (verso mit dem Etikett).
- Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer 1984 erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz.

Literatur: Poliakoff, Alexis: Catalogue Raisonné de l'œuvre de Serge Poliakoff, Bd. IV 1963-1965, München, Kat. Nr. 64-125 (mit Farb-Abb.)

Ausstellungen:
- 1968 Caen, Serge Poliakoff. Théatre et Maison de la Culture, 6. Januar - 4. Februar.
- 1984 St. Gallen, Serge Poliakoff. Bilder, Gouaches. Galerie Im Erker, 16. Juli - 22. September.

In dieser Winterauktion bieten wir zwei charakteristische Arbeiten von Serge Poliakoff an. Zunächst eine Gouache aus seinem Frühwerk der 1940er Jahren (Los 3415) sowie eine Gouache, vorbildlich für sein reifes Œuvre in den 1960er Jahren (Los 3413). Anhand dieser zwei Arbeiten bekommen wir die malerische und strukturelle Entwicklung des Künstlers wunderbar zu sehen.

In den frühen 1940er Jahre kreiert Serge Poliakoff eine limitierte und rare Serie von Werken, die auf dem Weg ist, das Abstrakte zu suchen. Er stellt Formen dar, die noch nicht der Geometrie und Symmetrie angehören. Schwebende, organische Formen, die den Betrachter an die Flora oder Fauna erinnern lassen, jedoch vollständig in die Abstraktion gezogen sind, wie der Titel dieser frühen Gouache verrät: "Composition Abstraite". Sein Frühwerk zeichnet sich in den 1940er Jahren eher durch braun-erdige Farbtöne aus. Vereinzelte, verspielte Farbflächen lockern die Kompositionen auf.

Zehn Jahre später erweitert er seine Farbpalette, bis er seinen unverwechselbaren Stil gefunden hat, dem er treu bleibt: er setzt starke, farbenfrohe Töne einander gegenüber, wie bei der hier vorliegenden Papierarbeit "Rouge bleues gris (diptyque)" von 1964 ist auf der Suche nach einer Einheit in der starken Farbauswahl mit weichen Farbübergängen. Ineinandergreifende Bausteine, die sich zu einem oft stark farbigen Formengebilde zusammenfügen. Blau, Rot, Schwarz, Grün – asymmetrische Flächen aus leuchtenden Primärfarben sammeln sich eng aufeinander und scheinen locker und zufällig, ja fast organisch, voneinander angezogen zu sein. Seine Kompositionen scheinen ohne strengen Vorentwurf entstanden zu sein, jedoch arbeitet Serge Poliakoff mit einem sehr klaren, wiedererkennbaren Gerüst an Grundlinien und Achsen, die seine Leinwände strukturieren. Von den Ecken oder der Mitte der Seitenränder aus treffen sich die Formen im Zentrum des Bildträgers. Auf diesen Achsen setzt er locker und intuitiv die zellenartigen Farbflächen nebeneinander. Nochmals bei Los 3413 speziell betont durch das Diptychon: zwei Papierträger, welche die Komposition mittig waagerecht halbiert. Eine Beweglichkeit, die dynamischen organischen Farbflächen in den Mittelpunkt der Komposition sorgsam ineinander verschränkt.

Auch wenn diese beiden Arbeiten eine sehr individuelle Natur, Komposition und Ausstrahlung haben, erkennen wir, dass Poliakoff im Laufe seines Gesamtwerks seiner Bildsprache immer treu bleibt.