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Lot 3239 - A187 Impressionismus & Moderne - Freitag, 07. Dezember 2018, 16.00 Uhr

OTTO FREUNDLICH

(Stolp-Stubsk 1878 - 1943 Lublin-Majdanek)
Ohne Titel. 1930-35.
Pastell und Bleistift auf Papier.
Unten rechts monogrammiert: OF.
35 x 27,5 cm.


Die Authentizität des Werkes wurde von Edda Maillet bestätigt, Paris, 15. Oktober 1990.

Provenienz:
- Galerie Schlegl, Zürich (verso mit Etikett).
- Privatsammlung Schweiz, 1992 bei obiger Galerie erworben.

„(…) Die innige Verbindung aller Flächen auf einem Bilde, von denen jede wie eine Zelle im Organismus die Kraft zu einer anderen Zelle überleitet, sodass es in dem ganzen Organismus nur einen ungehemmten Kreislauf dieser Kräfte gibt; dies konnte erst die Kollektion aller Farben auf einem Bilde verwirklichen. Und dies war mir das einzige Ziel, das ich zu erreichen strebte, denn es war in Übereinstimmung mit meiner sozialen Überzeugung: dem Sozialismus.
Ich musste darum Schritt für Schritt zu einer immer stärkeren Entindividualisierung kommen. Ich musste das egozentrische Moment, das mit der Darstellung von Menschen, Pflanzen und Dingen eng verbunden ist, ausschalten, ich musste zu einer Art dialektischer Sprache der Farben selbst kommen. Ich verband Komplexe verwandter Farben untereinander, die ihrerseits sich an Komplexe andrer Farbeinheiten anschlossen und so fort, bis das ganze Bild geschlossen war. Jeder Farbkomplex konnte seine eigene höchste Farbdynamik enthalten, die aber nach allen Seiten ohne Lücken an die benachbarten Farbenkomplexe angrenzte, die Kontraste der andern und damit seinen Unterschied von ihnen klar erkennbar machte; da aber jeder Farbkomplex dem selben Gesetz unterworfen war, so konnte ein Organismus gebildet werden, in dem es keinen Individualismus mehr gab, indem der ganze Reichtum der Farbenskala zur Entwicklung gelangen konnte, ohne dass eine Farbeinheit auf Kosten der anderen lebte oder sie unterdrückte. Jeder Farbenkomplex, sei er aus lauter starker Rots oder lauter Graus gebildet, behauptet sich neben dem andern, er bewahrt sein Selbst nur desto stärker dadurch, dass er selbst des andern voll zur Geltung bringt. Das Nebenenandersein aller dieser Farbkomplexe, von denen jeder eine Farbindividualität darstellt, ergibt die vollkommene Kollektive aller Farben auf einer Bildfläche“. (Otto Freundlich in: Bekenntnisse eines revolutionären Malers, Teil 1)

Das vorliegende Werk entspringt der Blütephase Otto Freundlichs und ist ein hervorragendes Beispiel für die abstrakte Kunst und die tektonische Farbmalerei des Künstlers. Ab Mitte der 1920er Jahre zieht er nach Paris, wo er 1929 die deutsche Schauspielerin und Künstlerin Jeanne (Hannah) Kosnick-Kloss kennenlernt. Ab dieser Zeit entwickelt Freundlich seinen eigenen Stil der tektonischen Farbfeldmalerei, welcher sich in der Folge durch sein gesamtes Werk zieht. Er schliesst sich der Künstlergruppe Abstraction-Création an und wird zusammen mit seiner Lebensgefährtin Mitglied der Association des Ecrivains et Artistes Revolutionnaires. Otto Freundlich veröffentlicht mehrere theoretische Texte über die abstrakte Kunst und den „revolutionären Maler“, in dem er seine kommunistischen Überzeugungen auf die Kunst und die Gesellschaft überträgt.
Durch den Aufstieg der Nationalsozialisten wird der aus jüdischer Familie stammende Otto Freundlich auf die Liste der entarteten Künstler gesetzt. Seine Werke werden aus allen deutschen Museen entfernt und seine Plastik „Grosser Kopf (der neue Mensch)“ auf dem Titelblatt des Ausstellungskatalogs „Entartete Kunst“ platziert. Während des Krieges wird Freundlich in verschiedenen Sammellagern in Frankreich interniert und wieder entlassen. Spätere Ausreiseversuche in die USA zusammen mit Kosnick-Kloss scheitern. Im Dezember 1942 versucht Freundlich den Judendeportationen zu entkommen, indem ein Bauernnachbar ihn versteckt. Rund 2 Monate später wird Freundlich gefasst und im März 1943 im Vernichtungslager Sobibor ermordet.

CHF 15 000 / 25 000 | (€ 15 460 / 25 770)

Verkauft für CHF 48 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr