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Lot 1315 - A184 Decorative Arts - Donnerstag, 22. März 2018, 10.00 Uhr

AMEUBLEMENT,

Empire, sign. JACOB D.R. MESLEE (die Zusammenarbeit zwischen François Honoré Jacob-Desmalter und Georges Jacob zwischen 1803 und 1813), Paris um 1810.
Bestehend aus 6 Fauteuils "en gondole", 2 Stühlen "en gondole", 1 grossen sowie 1 Paar kleinen Canapés, sog. "têtes à tête". Holz fein beschnitzt mit Blattwerk und Zierfries sowie beige gefasst und teils vergoldet. Hufförmiger Sitz auf gerader Zarge mit Säbelbeinen. Eingezogene, bogenförmig abschliessende Rückenlehne, die Fauteuils mit gepolsterten Armlehnen auf bronzenem von Kugel bekrönte Säulenstützen. Rosa Seidenbezug. Etwas zu überholen. Die Banquetten ganz überpolstert mit grünem bzw. blauem Veloursbezug auf bestossener Plinthe "en faux marbre". Die Stühle und Fauteuils teils mit alter Etikette "Monsieur Maréchal Soult, Salon & Boudoir". Die Canapés mit Restaurationen an der Plinthe.
Fauteuils 60x42x40x86 cm. Stühle 40x40x48x86 cm. Canapé 230x59x44x98 cm bzw. 98x58x44x98 cm.

Provenienz:
- Ehemals Sammlung Jean de Soult, Maréchal d'Empire, Duc de Dalmatie.
- Marquise de Mornay de Montchevreuil, née Soult de Dalmatie (1804-1862).
- Marquis de Mornay de Montchevreuil (1831-1893).
- Marquise de la Cour de Balleroy, née Mornay de Montchevreuil (1872-1936).
- Princesse Joseph de Broglie-Revel, née de la Cour de Balleroy (1901-1976).
- S.A.R. la princesse Michel de Bourbon de Parme, née Princesse de Broglie-Revel (1928-2014).
- durch Erbgang Westschweizer Privatbesitz.

Das hier angebotene, wiederentdeckte Ameublement blieb seit seiner Lieferung durch Erbfolge in Familienbesitz und wird nun erstmals an einer Auktion angeboten.

Die Lieferung des hier angebotenen Ameublements ist quellenmässig belegt und einsehbar in den Archives Nationales de France in Paris (Nr. 402 AP 27);
"Mémoire pour Son Excellence Monseigneur Le Maréchal Soult, Duc de Dalmatie pour les fournitures suivantes faites pour l'hôtel de S.E.
Par Jacob-Desmalter & Cie, fabr., rue meslée, nr. 57
1811 Janvier 12
Salon Boudoir
Un divan de 7pds de derrière, le dossier carré pour être recouvert par l'étoffe; les acotoires en bronze dont le bout de devant terminé par une boule qui est ajusté sur une console terminée en double balustre, le tout en bronze doré au mat et bruni, ces consoles ajustées sur un socle régnant au pourtour qui est aprété, reparé, rechampi en blanc et doré; siège et manchettes pour être garnies - 360/350
Deux Têtes à tête de 3 pds de derrière ajustés et ornés comme le divan - 560/500
Six fauteuils en gondole, dossier cintré en plan et en élévation, le cintre avec fond plat dans lequel sont sculptés en relief des culots sortant les uns des autres, ce cintre ajusté sur une console dont le haut est orné d'un petit chapiteau à feuille sculptée de relief en forme d'abondance et le bas s'ajustant sur la pièce de côté; sur cette console sont ajustés les accotoirs en bronze pareils à ceux du divan; les pieds de devant de forme étrusque; dossier, siège et manchettes pour être garnie. Le tout apprêté, doré et rechampi en blanc - 1320/1200
Deux chaises ajustées et ornées comme les fauteuils, le cintre et les consoles ornés de même, rechampies et dorées - 280/420"


Dieses meuble de salon (Salon Möbel), wie es in den Worten der damaligen Gesellschaft bezeichnet wurde, ist in seiner Art fast einzigartig, so sehr die Sätze von Sesseln, die seit mehr als zwei Jahrhunderten für bestimmte Räume in bestimmten Patrizierhäusern und die seitdem in privaten Händen geblieben sind, heutzutage immer seltener werden. Und in diesem Sinne verfügen wir hier über einen Satz von musealer Qualität, dessen Zusammensetzung eine ebenso große Rarität darstellt.

Vier Sätze, die aus der Zeit des „Meuble de Salon“ des Marschalls Soult stammen und die von ähnlichen Sesseln bestehen, sind registriert. Drei von denen waren an den Garde Meuble Impérial geliefert und sind komplett. Der erste Satz, aus vier Armlehnstühlen und zwei Stühlen in vergoldetem Holz bestehend, wurde von Jacob-Desmalter in 1808 für das Badezimmer und Waschraum in den kleinen Appartements der Kaiserin im Château de Fontainebleau geliefert (J.P. Samoyault, Guide du musée national du château de Fontainebleau, 1991, S. 147) (Wegweiser des Nationalmuseums des Château de Fontainebleau). Der zweite Satz, aus acht Sesseln bestehend, wurde von dem selben Ebenisten in 1809 für den kreisrunden Waschraum der Kaiserin im Château de Compiègne angefertigt (J.M. Moulin, Guide du musée national du château de Compiègne, 1992, Nr. 23, Seiten 79 bis 82) (Wegweiser des Nationalmuseums des Château de Compiègne). Der dritte Satz, aus zwei Bergères Sesseln und vier Armlehnstühlen bestehend, in Amaranth mit vergoldeten flächigen Kupferbänden auf den inneren Rückenlehnen bekleidet, wurde im Herbst 1809 für den Salon des Maison du Baillage in dem Hameau des Petit Trianon (Dörfchen des Petit Trianon) in Versailles übergebracht (D. Ledoux-Lebard, Versailles, Le Petit Trianon, 1989, Seiten 139 bis 140, und P. Arizzoli-Clémentel & J.P. Samoyault, Le mobilier de Versailles, Chefs d’œuvre du XIXe siècle, 2009, Nr. 79, S. 241) (Das Mobiliar von Versailles, Meisterwerke des 19. Jahrhunderts). Letztere Möbelstücke wurden auch von der Kaiserin Joséphine gewählt, die damit beauftragt wurde, die im Jahre 1809 im Petit Trianon durchzuführenden Bauarbeiten zu überwachen, obwohl der Gebrauch des Petit Trianon für die Prinzessin Pauline bestimmt war.

Schließlich, nach dem Sturz Napoleons, ließ der Herzog von Sachsen-Coburg-Saafeld (alias Sachsen-Coburg-Gotha) einen Satz von Mahagoni Sesseln für seine Fürstensitze erwerben, von denen aber heutzutage allem Anschein nach nur noch Wracks verbleiben (L. de Groër, Les Arts décoratifs de 1790 à 1850, 1985, Nr. 236) (Die Kunstgewerbe von 1790 bis 1850).

All diese Sätze unterscheiden sich entweder durch verschiedene geschnitzte Verzierungen der Rücklehnen und der Gurte hinsichtlich der Sessel aus weiß gestrichenem Holz mit Goldverzierungen, oder weil sie in Amaranth für Trianon oder in Mahagoni für den Herzog von Sachsen-Coburg-Saafeld angefertigt wurden. Aus dieser Sicht allein sind die Armlehnstühle und die Stühle des Salon/Boudoir des Hôtel de Dalmatie einmalig. Dieser Salon ist umsomehr unvergleichlich, als man der Diwan und die Tête-à-Tête betrachtet.
Also das Meuble de Salon des Marschalls Soult ist mit einem Diwan und zwei Tête-à-Tête begleitet, deren Armlehnen aus vergoldeter Bronze ähnlich zu denen der Sessel sind. Das Mobiliar des Badezimmers-Waschraums der Kaiserin in Fontainebleau ist nicht mit einem Diwan komplett, sondern mit einem Sofa. Die zu allen Beinen des Sofas hinzugefügten Ornamente, mehr klassisch und aus vergoldetem Holz und Stuckverzierungen angefertigt, wurden auf diejenigen der begleitenden Rückenlehnen in Einklang gebracht.

Die Zusammensetzung des Mobiliars des salon/boudoir des Marschalls Soult lässt uns vermuten, dass es zu einem besonderen Zimmer bestimmt war, offensichtlich zu dem Privatgebrauch der Herzogin von Dalmatien. Es handelte vielleicht um einen der zwei Blauen Salons, die in den Auslieferungsurkunden des Tapezierers Sallandrouze erwähnt sind.

Der Diwan, der nach dem Saal benannt wurde, wo sich die Minister des Grand Sultan trafen, war ein langer Sessel ohne Gestell und mit Kissen und Matratzen versehen. Er war für die legendären türkischen Boudoirs bestimmt, die zwischen 1775 und 1830 so en vogue waren. Es ist erst seit der Zeit des Empire (Herrschaft des Kaisers Napoleon I.), dass der Diwan mit Armlehnen versehen wurde und dass dieses Möbelstück manchmal, wie es hier zu bemerken ist, ein sehr luxuriöses Aussehen annahm. Auf diese Weise bestand das türkische Boudoir der Marschallin-Herzogin von Abrantès aus deux divans dont un formant l'équerre (rechtwinklig), un à quatre places (viersitzig), l’autre à sept (siebensitzig), foncés de crin (mit Rosshaar gefüllt), en bois d'acajou à cols de cygne dorés (aus Mahogani mit vergoldetem Schwanenhals), les montants de quatre pieds garnis d’ornements dorés et surmontés de pommes d’ivoire (vier Beine verziert mit vergoldeten Ornamenten und mit Elfenbeinäpfel überwunden..

Im Salon/Boudoir des Hôtel de Dalmatie sollten die Diwane und Tête-à-Tête an die Wand gestellt werden und das Vorhandensein von nur sechs Sesseln und zwei Stühlen spricht dafür, dass es sich im Hinblick auf die Gewohnheiten der Zeit, von einem relativ kleinen Raum handelte. Dieses Boudoir könnte auch als „türkischer oder ägyptischer Salon“ bezeichnet werden, da das Vorkommen der Konsole aus Mahagoni und vergoldeter Bronze an den Orient erinnert.

Von hervorragender Raffinesse ist dieses komplette Mobiliar ein rares Zeugnis der Pracht und Einbildungskraft, die zur Einrichtung der Residenzen der hohen Würdenträger während der Herrschaft des Kaisers Napoleon I. herrschten.

Marschall Soult

Jean-de-Dieu Soult (1769 – 1851) war einer der brillantesten Offiziere der Revolutions- und Reichskriege und wurde von Napoleon als le premier manœuvrier de l'Europe (der beste Heerführer Europas) genannt. Schon Reichsmarschall in 1804 und Herzog von Dalmatien in 1808 wurde er in 1847 vom König Louis-Philippe zum Generalfeldmarschall von Frankreich ernannt; diese Würde zählte gelegentlich nur sieben Träger in drei Jahrhunderten. Zwischen 1808 und 1812 zeichnete er sich in Spanien aus und deckte von 1813 bis 1814 den angeordneten Rückzug der französischen Heeresmacht aus der Iberischen Halbinsel. Er stellte sich auf die Seite Louis XVIII und übte schon das Amt des Kriegsministers des Königs als Napoleon im 1815 nach Frankreich zurückkehrte. Er nahm vom Letzteren das Amt von Generalmajor der Grande Armée (Großen Armee) an. Nach Waterloo sah er sich gezwungen bis 1820 ins Exil zu gehen und wurde erst im 1827 zum Oberhaus wieder berufen. Er konnte eine politische Rolle unter dem König Louis-Philippe (1830-1848) wieder einnehmen; er war nun Kriegsminister (1830-1834, 1840-1845) und Außenminister (1839-1840), Ämter, die er manchmal gleichzeitig mit der Präsidentschaft des Ministerrates ausübte (1832-1834, 1839-1840, 1840-1847). José Cabanis äußerte sich über den Krieg Spaniens wie folgt: jamais on ne vit autant de militaires amateurs d’art, et parmi eux le maréchal Soult fut le plus heureux. („Nie hat man so viele militärische Kunstliebhaber gesehen, der glücklichste deren war der Marschall Soult.“). Soult häufte eine außergewöhnliche Sammlung von Gemälden an, die mit der des Königs Louis-Philippe und jener Wellingtons eine der drei bedeutendsten Sammlungen der Spanischen Schule außerhalb der Iberischen Halbinsel war. Die Versteigerung dieser Sammlung war ein eindrucksvolles Ereignis, wovon der Marquess of Hertford bermekte: As for M. Soult’s pictures I am told they are to be put at such prices that it will be impossible to make a bid & I rather think I shall do nothing in that quarter (Mir wurde gesagt hinsichtlich Herrn Soults Gemälde, dass ihre Preise derart hoch festgesetzt sind, dass es unmöglich ist, etwas auf eine Auktion zu ersteigern und ich denke, ich werde nichts in jenem Viertel unternehmen): Murillos Immaculée Conception (Unbefleckte Empfängnis) allein wurde der französischen Regierung für die in jener Zeiten sensationelle Versteigerung von 585 000 Franken erteilt.

Diese Sammlung wurde im nun abgerissenen Hôtel de Chalais, rue de l’Université, aufgehängt, welches Soult in 1803 erwarb. Von Le Boursier in 1786 für den Fürsten von Chalais errichtet, wurde das Gebäude von François-Nicolas Henry dit Trou für den Marschall umgebaut und wieder dekoriert. Die Umbau- und Verschönerungsarbeiten fanden während der gesamten Herrschaft Napoleons statt, unter der effizienten Leitung der Marschallin. Das Gebäude bot nämlich einen großen goldenen Empfangssaal, einen Flora Salon, einen Sommer Salon - welcher als Prunkraum verwendet wurde -, einen militärischen Saal, einen Kaiser Saal, einen Adjutanten Saal und eine Galerie. Jacob-Desmalter und Cercous für die Möbel, Delafontaine Père & Fils für die Wanduhren, die Bronze Verzierungen und die Schornsteine, Ravrio und Feuchère für die Kronleuchter, Sallandrouze für die Teppiche waren die Hauptzulieferer des Marschalls.

Bedacht auf seinen Rang liess Soult entweder sein Wappen oder die aus dessen gezogenen Emblemata, nämlich sein Würdezeichen, an den Schornsteinen des großen goldenen Empfangszimmers und des militärischen Saals, sowie an dem von Jacob-Desmalter gelieferten mechanischen Schreibpult anbringen, oder manchmal einen Herzogshut, wie es man auf den Feuerböcken des erst-erwähnten Raums sehen kann. Je nach dem Zuwachs seines Reichtums liess er einige seiner ersten Möbel weiter verzieren: er liess nämlich die Rückstützen der Bergères Sessel seines Schlafzimmers mit Helmen aus vergoldeter Bronze schmücken und die Beile seines Bettes vergolden; er liess auch große Blitzkugel aus vergoldeter Bronze zu der Kommode en suite hinzufügen, die in seinem Privat Salon stand, das ganze von Delafontaine Père & Fils angefertigt (Sotheby’s & Poulain-Le Fur, château de Groussay, 3. Juni 1999, Lose 796, 797 und 798.)

Unser Dank gilt Herrn J.D. Augarde für die historischen Recherchen für das hier angebotene Ameublement.

Für Angaben zu Jacob-Frères siehe Fussnote der Katalognr. 1335.

CHF 30 000 / 60 000 | (€ 30 930 / 61 860)

Verkauft für CHF 36 500 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr