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Lot 1107* - A180 Decorative Arts - Donnerstag, 30. März 2017, 10.00 Uhr

SCHREIBTISCH "AUX ROSACES",

sog. "table liseuse", Louis XV, J.F. OEBEN (Jean François Oeben, Meister 1761) zuzuschreiben, Paris um 1760.
Rosenholz, Palisander und teils getönte Edelhölzer gefriest sowie ausserordentlich fein eingelgt mit stilisierten Rosetten, Blumen, Blättern, Mäanderband, Filets und Zierfries. Geschweiftes, rechteckiges, wenig vorstehendes, in fein durchbrochener Bronzegalerie gefasstes und schiebbares Blatt auf wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen, geschweiften Beinen. Front mit 1 Schublade mit aufklappbarem, mit hellblauer Seide bezogenem Tablett sowie Kompartimenten für das Schreibzeug. Feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots.
58,5x37x74,5 cm.

Provenienz: Aus französischem Schlossbesitz.

Für analoge Schreibtische von J.F. Oeben - sei es in der Konstruktion mit dem schiebbarem Blatt, sei es in der Marketerie - siehe P. Kjellberg, le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 610-613.

J.F. Oeben wurde in Franken geboren. Das genaue Jahr seiner Ankunft in Paris ist leider nicht bekannt. Einige Jahre lang hatte er sein Domizil wohl in der Rue du Faubourg-Saint-Antoine, ehe er begann, mit Charles-Joseph Boulle zusammen zu arbeiten, einem Sohn des berühmten André-Charles Boulle. Zu dieser Zeit fertigte er die sieben Rahmen mit Einlegearbeiten für Madame de Pompadour, was der Anfang einer jahrelangen Beziehung zwischen der illustren Kunstliebhaberin und dem Ebenisten war. 1754, nach dem Tod von C.J. Boulle, wurde Oeben dank des Einflusses von Madame de Pompadour und auf Empfehlung von Marigny zum "ébéniste du Roi" der Manufacture des Gobelins ernannt. Die einzigartige Karriere von J.F. Oeben begann. Zu seinem Kundenkreis gehörten unter anderem auch der Duc de la Vallière, die Duchesse de Villars-Brancas, der Marquis de la Vaupalière und die Marquise d'Ussée. Er war ein Pionier seines Fachs und trug mit seinen Kreationen wesentlich zur Entwicklung des französischen Möbels bei. Dank seiner Geschicklichkeit im Umgang mit Eisen konnte er viele der komplizierten Schlösser für Schubladen, Geheimfächer und vieles andere in seinem eigenen Atelier fertigen. Tischchen mit abnehmbaren Oberteilen als Krankentische, Schreibmöbel mit eingebauten Kassetten für die Aufbewahrung geheimer Dokumente, komplizierte Kleinmöbel und Möbel für den täglichen Gebrauch zeugten von einer beeindruckenden Feinheit und Raffinesse. Für Madame de Pompadour stellte er einen Fauteuil her, der auch als Bibliothekstreppe verwendet werden konnte. Bald wurden die Räumlichkeiten in der Manufacture des Gobelins zu klein, 1756 zog er um. Als "ouvrier de la Couronne" musste Oeben seine Arbeiten nicht signieren; er trat erst 1761 der Pariser Zunft bei. In den letzten Lebensjahren erhielt Oeben wohl seinen bedeutendsten Auftrag, nämlich für die Herstellung des berühmten "bureau du Roi", der sich heute wieder in Versailles befindet. Er selbst hat die Vollendung dieses Meisterwerkes nicht mehr miterlebt, er starb, ehe er das Stück fertig stellen konnte. Sein Schüler Jean-Henri Riesener beendete die angefangenen, umfangreichen Arbeiten seines Meisters 1769.

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 609-620 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L'art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 336f. (biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels, München o.J.; S. 253-263 (biogr. Angaben).

CHF 45 000 / 65 000 | (€ 46 390 / 67 010)

Verkauft für CHF 53 300 (inkl. Aufgeld)
Angaben ohne Gewähr